BIANCA SPEZIAL Band 03
musterte ihre Hände auf dem Lenkrad und unterdrückte den Drang, eine dieser Hände in seine zu nehmen. Es war ihm schwergefallen, sie vor fast anderthalb Jahren zu verlassen. Aber ihm war keine andere Wahl geblieben. Er zwang sich, den Blick von ihren lockigen roten Haaren abzuwenden. Wieso schien es ihm, als hätte jemand einen Farbpinsel in sein graues Leben gebracht? Und warum hatte er das Gefühl, dass er sie gerade wegen ihrer Lebendigkeit kaltstellen musste?
Weil er es nicht riskieren durfte, sie wieder an sich heranzulassen. Sie war ihm beim letzten Mal zu nahegekommen.
Bei ihrer ersten Begegnung vor fast drei Jahren hatte er bereits gewusst, dass er ihr letztendlich wehtun musste. Aber er hatte es nicht verhindern können. Genau die Eigenschaften, die ihn anzogen, hatten sie letztendlich getrennt. Sie verlangte dem Leben alles ab und hatte alles von ihm erwartet. Nur hatte sie nicht gewusst, dass er nicht mehr alles zu geben vermochte.
Seiner Ansicht nach war ihre Trennung vorprogrammiert gewesen. Nicht das Ob war die Frage gewesen, sondern das Wann und Wie. Nicht gerechnet hatte er mit dem Schmerz, den die Trennung beiden zugefügt hatte.
Hannah fuhr vor der Polizeiwache von Queens vor und schaltete den Motor aus. Chad wusste, dass sie dort fünf Jahre lang gearbeitet hatte.
„Ich dachte, wir wollten den Alfa holen“, sagte er.
Sie stieg aus, und er folgte ihr. Er versuchte die Angst zu ignorieren, die sie zu verbergen suchte. Er hatte mehrere Reaktionen von ihr erwartet, doch Angst gehörte nicht dazu. Sie hatte sich nie gefürchtet. Hatte sie Angst vor ihm? Möglich, aber nicht wahrscheinlich.
„Das tun wir auch“, erwiderte sie. „Sobald ich herausgefunden habe, was die Polizei über die Flüchtigen hat.“
„He, McGee!“, rief der uniformierte Beamte am Empfang, als sie das Gebäude betraten. „Was bringt dich denn zurück in dieses Viertel?“
Hannah grinste. „Ich will mich mal wieder unters gemeine Volk mischen, Smitty.“
Er lachte. „Du bist immer noch ein Witzbold, McGee.“
„Ist Schindler da?“, fragte sie.
„Wo er immer ist. Er hätte schon vor Stunden gehen sollen. Ich glaube, er würde ohne diese verdammten Akten sterben.“
Sie eilte durch die Korridore, gefolgt von Chad. „Da sind wir.“ Sie blieb vor einer Rauchglastür mit der Aufschrift Archiv – Eintritt verboten stehen und klopfte an.
„Kriegst du dadurch keinen Ärger?“, fragte Chad, als sie die Tür öffnete.
„Lass dich von dem Schild nicht einschüchtern.“ Sie spähte an einer Reihe von Metallregalen vorbei. „Schindler?“
Eine lange Stille folgte. Dann tauchte ein kleiner, stämmiger Mann mit einem Arm voller Akten auf. „Hannah, bist du das?“
„Ja.“ Sie beugte sich zu Chad. „Es geht das Gerücht um, dass er in seiner Freizeit Akten statt Gewichte stemmt.“
Chad fing eine Wolke ihres Duftes auf. Sie hatte nie bemerkt, wie sehr sich ihre Nähe auf ihn auswirkte, und schien sich dessen auch jetzt nicht bewusst zu sein. Ihr unschuldiges Lächeln, die harmlosen Bemerkungen, die spontanen Berührungen hatten ihn stets mehr gereizt als vorsätzliche Annäherungsversuche.
„Hey, Danny, wie ich sehe, vergräbst du dich immer noch in den Akten.“
„Tja, du weißt ja, wie es ist. Jede Sekunde ein Verbrechen. Jemand muss den Überblick behalten.“
Hannah machte Chad und Schindler miteinander bekannt, und sie schüttelten sich die Hände.
„Sag bloß nicht, dass du immer noch als Kopfgeldjägerin lebst?“
„Kautionsvollstreckerin“, korrigierte sie.
„Dann bist du also nicht nur gekommen, weil du gerade in der Nähe warst.“
Sie gab sich gekränkt. „Wäre ich denn so gemein und würde unsere Freundschaft für meine beruflichen Ziele ausnutzen?“
„Bei jeder Gelegenheit“, erwiderte Schindler grinsend und ließ den Stapel Akten auf den Schreibtisch fallen. „Was kann ich für dich tun?“
„Kannst du mir was über die beiden besorgen, die bei Play Co festgenommen wurden?“
„Es gibt nichts, was ich nicht besorgen kann. Das weißt du doch.“ Schindler griff zum Telefon.
„Wie stehen die Chancen, dass etwas Brauchbares vorliegt?“, fragte Chad, während er eine der Akten auf dem Schreibtisch aufschlug.
Hannah schloss die Akte wieder. „Recht gut. Bestimmt hat Play Co der Polizei Informationen übergeben.“ Sie versuchte vergeblich, ihm eine weitere Akte abzunehmen. „Würdest du bitte damit aufhören? Wir könnten auch so schon Ärger kriegen.“
Er
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