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BIANCA SPEZIAL Band 04

BIANCA SPEZIAL Band 04

Titel: BIANCA SPEZIAL Band 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAREN TOLLER WHITTENBURG SUSAN MALLERY
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näher zu ihm, aber sie berührte ihn nicht.
    „Meiner Mom ging es immer schlimmer. Sie musste sehr viel leiden.“
    „Du auch“, sagte sie sanft und berührte seinen Arm. „Du warst zu klein, um einen solchen Druck zu verkraften. Es überrascht mich, dass die Fürsorge dich nicht in ein Heim gesteckt hat.“
    „Ich glaube nicht, dass jemand davon wusste. Die Pflegerinnen kamen immer nur tagsüber und dachten, mein Dad wäre bei der Arbeit. Meine Mom hat niemandem die Wahrheit gesagt. Ich glaube, sie hatte Angst, in ein Pflegeheim gesteckt zu werden.“
    Er ballte die Hände zu Fäusten. „Ich habe mich so verdammt bemüht, aber es war nie genug. Ihr Zustand verschlechterte sich immer mehr. Schließlich entschied der Arzt, dass sie an ein Atemgerät angeschlossen werden müsse.“ Ein Schauer durchlief ihn. Er senkte die Stimme zu einem Flüstern. „An diesem Abend sagte sie mir, dass sie nicht mit Hilfe einer Maschine weiterleben wollte. Sie wollte sich umbringen.“
    Erschrocken rang Heather nach Atem.
    „Ich fütterte sie gerade mit Suppe. Sie blickte mich an und sagte mir, dass sie es nicht selbst tun könnte. Sie wollte, dass ich sie umbringe.“
    Der Geruch von glühender Holzkohle wehte in den Raum. Zwei Häuser weiter spielten Kinder unter lautem Gelächter. Doch in Heathers Haus schien die Zeit stillzustehen. Die Worte hallten in ihrem Kopf wider, wirbelten durcheinander, bis sie keinen Sinn mehr ergaben. Und doch blieb ein sehr klares Bild bestehen. Eine sterbende Mutter hatte ihren kleinen Sohn gebeten, sie zu töten.
    „Wie alt warst du?“, flüsterte sie.
    „Dreizehn.“ Er sank zurück an das Sofa und strich sich über das Gesicht. „Ich konnte es nicht tun. Ich weinte und schrie sie an, aber sie war schonungslos. Tag für Tag sprach sie von nichts anderem. Sie hatte alles geplant. Ich sollte sogar einen Brief für sie aufsetzen, der erklärte, dass es nicht meine Schuld sei. Sie sagte, dass sie mir nie verzeihen würde, wenn ich es nicht für sie täte. Sie würde aufhören, mich lieb zu haben.“
    Schockiert starrte Heather ihn an, aber er schien sich ihrer Gegenwart nicht mehr bewusst zu sein.
    „An dem Tag, als sie an das Atemgerät angeschlossen wurde, schwor sie, mir nie zu verzeihen. Danach blickte sie mich nicht mehr an – außer voller Hass.“
    Kalter Schweiß brach auf ihrer Stirn aus. Wie hatte er diese Tortur ertragen können? Wie hatte er angesichts dieser Vergangenheit zu einem so wundervollen Menschen werden können?
    „Danach verfiel sie sehr schnell“, fuhr er fort. Seine Stimme hatte sich geändert, klang nun beinahe normal, so als erzählte er die Geschichte eines anderen. „Sie wurde in ein Pflegeheim gebracht und ich in Pflege gegeben. Ich besuchte sie jeden Tag, aber wenn ich ihr Zimmer betrat, schloss sie die Augen. Sosehr ich sie auch bat, mir zu verzeihen, ignorierte sie mich. Selbst zum Schluss wollte sie mir nicht verzeihen. Schluchzend stand ich an ihrem Bett und flehte sie an, mich nur einmal anzusehen, um mich wissen zu lassen, dass zwischen uns alles in Ordnung war.“
    Lange Zeit schwieg er, bevor er hinzufügte: „Schließlich beugte ich mich über sie, um sie zum Abschied zu küssen. Der Arzt hatte mir gesagt, dass sie die Nacht vermutlich nicht überleben würde. Ein letztes Mal flehte ich sie an, mir zu vergeben. Doch sie hielt die Augen geschlossen, und mit allerletzter Kraft wandte sie den Kopf ab.“
    „Es tut mir so leid“, wisperte sie.
    „Mir auch“, entgegnete er leichthin. „Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen.“
    Sie hob eine Hand und stellte erstaunt fest, dass ihre Wangen feucht waren. „Wie furchtbar traurig. Ich will nicht sagen, dass ich nachempfinden kann, was deine Mutter erlitten hat, aber es muss schrecklich gewesen sein. Trotzdem kann ich ihr nicht verzeihen, was sie dir angetan hat. Du warst noch so jung.“ Weitere Tränen rollten über ihre Wangen. Ungehalten wischte sie sie fort. „Entschuldige, Jim.“
    „Ich wünschte, ich wäre fähig gewesen, die Situation zu bereinigen, ihr zu helfen. Aber ich konnte es nicht. Das bereue ich am meisten.“
    Er log. Sie wusste es mit der Gewissheit, mit der sie wusste, dass die Sonne am nächsten Morgen aufgehen würde. Er litt nicht, weil er nicht fähig gewesen war, seiner Mutter zu helfen , sondern weil sie eine unmögliche Forderung gestellt und ihn dann verstoßen hatte. Am meisten bedrückte ihn der Entzug ihrer Liebe, der ihren wahren Tod für ihn bedeutete.
    Und

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