BIANCA SPEZIAL Band 06
vorwurfsvoll.
Sin nickte. „Richtig. Aber es ist geradezu lächerlich. Du kannst zwei Männer nicht miteinander vergleichen, selbst wenn sich allgemeine Ähnlichkeiten nachweisen lassen. Zudem gibt es noch einen weiteren wichtigen Punkt, den du zu übersehen scheinst …“
„Ach ja?“
Sin mochte es, wenn Bobbi herrisch das Kinn vorschob. Er konnte es kaum erwarten, diese Geste mit einigen wohlüberlegten Worten zu provozieren. „Wenn du damals gegangen bist, weil du sicher warst, dass sich zwischen uns nichts entwickeln kann …“
Er zögerte. Bobbi wartete mit weit aufgerissenen Augen.
„Warum ärgerte es dich dann, dass ich dich nicht anrief?“ Sin legte einen Arm auf die Lehne hinter Bobbis Rücken. „Ich werde dir sagen, warum. Weil du es gern gesehen hättest, wenn sich, entgegen all deiner unsinnigen Befürchtungen, etwas zwischen uns ergeben hätte.“
Bobbi schloss die Augen und seufzte verzweifelt. „Bitte“, sagte sie dann und wollte aufstehen. Aber Sin hielt sie bei den Schultern fest und drückte sie auf die Bank zurück.
„Es ist schon in Ordnung“, versicherte er ihr. „Ich verstehe. Ich empfinde dasselbe.“
Auf einmal begann ihr Herz schneller zu schlagen, und Bobbi flehte zum Himmel, dass dies Sins Fingern verborgen bleiben möge. Mit gespielter Lässigkeit blickte sie ihn an. „Was meinst du?“
„Wenn wir zusammen sind, gleichen wir Dynamit“, erklärte er. „Aber wir sind überzeugt, dass wir ansonsten nicht zusammenpassen. Es ist, als steckten wir zwischen zwei Polen, die eine Menge Energie erzeugen. Und in deinem Fall verwandelt sich die Energie in Wut.“
Der Hoffnungsschimmer schwand. „Diese Theorie stammt sicherlich von Freud, nicht? Und was geschieht mit deiner Energie?“
„Ich speichere sie und verwende sie in positivem Sinn.“
„In welchem zum Beispiel?“
„Möchtest du das wirklich wissen?“
Sie wusste es. Um sie herum knisterte es vor erotisch aufgeladener Sexualität. Bobbi spürte, wie sich auf ihren Armen eine Gänsehaut bildete. Heiß und kalt überlief es ihren Rücken.
Aus einem Gefühl der Selbsterhaltung heraus wehrte sie sich gegen die lebhaften Erinnerungen an Sins Umarmungen und Küsse. Diese Erinnerungen würden sie im Leben weiterhin begleiten, dafür hatten sie beide gesorgt. Aber sie wünschte sich plötzlich, dass die Erinnerungen erneut Realität wurden.
Energisch riss sie sich aus ihren Träumen.
Sie öffnete bereits den Mund, wollte ihm sagen, was sie von seiner Arroganz hielt, doch diese kleine Geste spielte sie ihm direkt in die Hände.
Sin zog sie an sich und küsste sie. Ohne Vorwarnung weckte er die erregenden Gefühle, an denen sie sich schon einmal miteinander erfreut hatten. Geschickt forschte seine Zunge, seine Hände streichelten ihren Rücken, die sanfte Rundung ihrer Hüften, ihre Schenkel. Statt ihn von sich zu stoßen, schmiegte sich Bobbi noch inniger in seine Arme …
Trotz Dunkelheit war sie sich jeder seiner Liebkosungen bewusst. Ihr Mund, ihr Hals reagierten auf seine Küsse. Sie rang nach Atem.
Einen Moment hielt Sin Bobbi auf Armeslänge von sich und suchte in ihren Augen nach einer Erklärung für ihr Verhalten. Was, zum Teufel, hatte das alles zu bedeuten? Bobbi wirkte ebenso überrascht und verwirrt wie er.
Mit vorgegebener Belustigung fragte er: „Na, ist das nicht eine viel bessere Verwendung unserer Energie?“ Dennoch, im Moment konnte er in ihrer beider Leidenschaft nichts Scherzhaftes sehen.
Bobbi wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie war sicher, ihre Augen spiegelten ihre Gefühle wider. Jedes Leugnen wäre unglaubhaft gewesen.
Bevor sie antworten konnte, hörten sie Rebecca rufen.
„Sin? Bobbi?“
„Hier!“ Bobbi war erleichtert, auf diese Weise Sins wissendem Blick ausweichen zu können. Sie eilte zum Haus zurück. Sin folgte ihr langsam.
Rebecca wirkte fast ein wenig verlegen. „Hoffentlich habe ich euch nicht … ich meine, ich … nun ja, Ridley möchte seine Geschenke auspacken, und ich will gleich den Schreibtisch enthüllen. Ridley wird sich bei Ihnen bedanken wollen, Bobbi.“
„Sin hat mir nur den Springbrunnen gezeigt“, sagte Bobbi leichthin.
Rebecca musterte deren gerötete Wangen und lächelte, offensichtlich ein wenig belustigt.„Gut, kommt nur herein. Wir brauchen jede fähige Stimme zum Singen.“
Der Raum, in dem die Geschenke aufgebaut waren, hatte sich gefüllt. Ridley Fox beschäftigte sich bereits mit dem ersten Paket. Hinter ihm an der Wand stand, von
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