BIANCA SPEZIAL Band 06
weitere Botschaft, die ihn zutiefst anrührte.
„Es wird Zeit für mich.“ Bobbis Gesicht wirkte plötzlich ein wenig bleich. „Gleich morgen früh muss ich zwei Stühle ausliefern.“ Sie machte sich bereit, vom Flügel zu springen.
Sin umfasste ihre Taille. „Wenn du dich wirklich schon verabschieden willst, möchte ich zuvor noch einmal mit dir tanzen.“
„Sin …“
Als er sie vom Flügel hob, hielt er sie einen Moment an sich gedrückt. „Die Leute sehen hierher“, flüsterte Bobbi. „Lass mich sofort runter!“
„Wenn du versprichst, mit mir zu tanzen …“
„Was willst du damit beweisen?“
„Wir beide wissen, Bobbi, dass wir uns gegen etwas wehren, das von großer Bedeutung für uns sein könnte. Mit einem schönen Tanz schaffen wir uns wenigstens eine angenehme Erinnerung.“
Diese Worte steckten für Bobbi voller Ironie. Ich werde ohnehin keine Mühe haben, mich an ihn zu erinnern, dachte sie lächelnd. „Okay“, willigte sie ein, als sie sah, dass die Leute über sie zu schmunzeln begannen und auf sie wiesen. „Aber nun lass mich endlich runter.“
Unter den neugierigen Blicken der Zuschauer führte Sin Bobbi zur Tanzfläche in der Mitte des Raumes. Zärtlich nahm er Bobbi in die Arme, und ihr wurde augenblicklich klar, dass es ein Fehler gewesen war, seinem Wunsch nachzugeben. Zudem brachte ihr dieser Tanz auch sogleich wieder den Mitternachtstanz vor Augen, dem sie sich in jener Nacht in Sins Schlafzimmer hingegeben hatten.
Instinktiv versuchte sie sich aus seinen Armen zu lösen, doch Sin zog sie nur noch fester an sich. „Komm schon. Du hast es versprochen.“
Damit hatte Sin recht. Und warum sollte sie diesen Moment mit ihm nicht genießen? Sie schalt sich eine Versagerin und war bemüht, sich zu entspannen.
„Endlich.“ Eine Hand fuhr ihr zärtlich über die Schultern. „Einen Moment hatte ich das Gefühl, gar keine lebendige Frau in meinen Armen zu halten.“
Ein Schauer überlief Bobbis Rücken. Mit aller Kraft wehrte sie sich gegen die wachsende Erregung und versuchte, sich aus seinen Armen zu winden. Doch damit erreichte sie nur das Gegenteil. Ihre Körper kamen sich noch näher. Bobbi rang nach Luft.
Sin nahm ihre Arme und legte sie sich um den Hals. „Ich beiße nicht“, versicherte er und lachte. „Obwohl ich mich zu erinnern glaube, dass dir auch das nicht unangenehm war.“
Bobbi hielt in der Bewegung inne und starrte ihn erbost an. „Sinclair, wenn du nicht gleich …“
„Okay, okay.“ Er zog sie an sich und passte sich wieder dem Tanz an. „Reden wir über etwas, das weniger aufregend ist. Über deine Arbeit zum Beispiel. Ich glaube, du konntest heute Abend schon zahlreiche Kunden gewinnen. Sollte Jessie mit deiner Arbeit zufrieden sein, wird sie es überall herumerzählen. Falls nicht, selbstverständlich auch.“
„Eine erschreckende Vorstellung.“ Bobbi versuchte, nicht an den Kontakt ihrer Körper zu denken. „Bist du eigentlich der Anwalt aller Gäste hier im Raum?“
Sin presste sein Kinn an ihre Wange und seufzte leise. „Um zu antworten, müsste ich den Kopf heben und nachsehen. Aber das will ich nicht. Deine Wange ist so zart wie ein Blütenblatt.“
Behutsam rieb er seine Wange an ihrer. Bobbis Haut begann zu prickeln. „Ich weiß genau, dass sich alles an dir so anfühlt“, flüsterte er.
In Sins Augen erkannte Bobbi die drohende Gefahr, so wie damals in jener wunderbaren Nacht, als er sie mit verführerischer Leidenschaft gelockt und ihr dieses erregende Gefühl der Verwegenheit vermittelt hatte. Aber damals war sie nur für sich allein verantwortlich gewesen. Inzwischen war alles anders.
Fest umfasste sie seine Schulter und reckte sich. Ein leichter Krampf in ihrem Bauch ließ sie für einen Moment die Augen schließen. Sie blieb reglos stehen.
Sin hatte bemerkt, wie sich Bobbis Mund im Schmerz verzog. Er hob ihr Kinn und schaute sie besorgt an. „Ist dir nicht gut, Bobbi?“
„Du hast deinen Tanz gehabt. Jetzt muss ich wirklich gehen.“ Bobbi fühlte sich wieder wohl. Wahrscheinlich hatte sie sich nur zu schnell bewegt. Sie lächelte ihn an. „Es war gut, dich wiederzusehen“, sagte sie und gab ihm die Hand. Sin vermutete, sie wählte diese nichtssagenden Worte absichtlich, damit er sie gehen ließ. Aber da kannte Bobbi ihn schlecht. Er ignorierte ihre ausgestreckte Hand, nahm ihren Arm und führte sie zu der kleinen Gruppe, in der Rebecca stand.
Plötzlich schwindelte es Bobbi. Erneut verkrampfte sich ihr Magen.
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