BIANCA SPEZIAL Band 06
einer mit Blumen bemalten Plane verhüllt, der Schreibtisch. Einige Männer hatten Stühle für ihre Frauen herangezogen, was den Gästen, die hinter ihnen standen, die Sicht auf das Geburtstagskind nahm.
„Oh Darling“, wandte sich Rebecca besorgt an Sin. „Ich möchte unbedingt, dass Bobbi einen guten Überblick hat.“
„Darum kümmere ich mich gern.“ Sin zog Bobbi mit sich, umschlang ihre Taille und setzte sie auf den Flügel. Mit leisem, erschrockenem Aufschrei landete sie auf einem Gewirr aus schwarzem Krepppapier.
Sin stützte sich gegen den Flügel, sodass er wie zufällig Bobbis Schenkel berührte. Ihrem kaum hörbaren Protest schenkte er keine Beachtung.
Rebeccas Mann scheint jemand zu sein, den ich gern näher kennenlernen würde, dachte Bobbi, als sie sah, mit wie viel Freude Ridley seine Geschenke auspackte. Sie konnte sich gut vorstellen, dass ihm der Schreibtisch gefiel.
Ihre Erwartung wurde nicht enttäuscht. Während Rebecca den Tusch am Flügel spielte und dabei Bobbi fröhlich zuzwinkerte, zog Ridley die Plane vom Tisch. Er staunte. Die Oberfläche des Schreibtisches glänzte wie ein geschliffener Juwel. Ehrfürchtig fuhr er mit einer Hand darüber und warf Rebecca begeisterte Blicke zu. Schließlich traten auch die Gäste näher, um das Geschenk der Gastgeberin genauer zu betrachten.
„Das ist die junge Frau, die für die gelungene Restaurierung verantwortlich ist“, lobte Rebecca und wies auf Bobbi.
„Oh Himmel“, stöhnte Bobbi leise auf und wäre am liebsten vom Flügel gesprungen.
„Bleib nur sitzen“, flüsterte Sin und lachte sie an. „Du solltest Selbstvertrauen ausstrahlen und dich nicht vor Verlegenheit in einem Mauseloch verkriechen wollen.“
„In einer kleinen Werkstatt in Burbank erweckt Bobbi Perducci alte Schätze zu neuem Leben“, stellte Rebecca vor.
Rauschender Beifall. Eine ältere Frau in einem rosafarbenen Spitzenkleid und dazu passenden, spitzenverzierten Pumps eilte sofort auf Bobbi zu. Sie trug eine Brille, der ein Glas fehlte.
„Perducci?“ Die Frau musterte Bobbi eindringlich. Herausfordernd tippte sie Sin mit einem geschlossenen Fächer auf die Brust. „Wie stehen Sie zu diesem Mädchen, Sinclair?“
Sin lächelte die Frau an. „Freundschaftlich, Jessie.“ Zu Bobbi gewandt sagte er: „Darf ich dir Jessica Dulcich vorstellen?“
„Hoffentlich haben Sie nichts mit der Mafia zu tun“, murmelte Jessica.
„Nein.“ Bobbi unterdrückte ein Lachen, als sie merkte, dass Jessies Frage ernsthaft gemeint war.
„Gut. Ich möchte nämlich, dass mein Geld in gute Hände gelangt. Man weiß ja nie, was hinter solchen italienischen Namen verborgen ist. Verschwendung kann ich mir nicht leisten.“ Lächelnd sah sie Sin an. „Bis wann haben Sie mein Testament vorbereitet, Sinclair?“
„Bis zu unserer Verabredung am Dienstag.“ Sin nahm ihr den Fächer aus der Hand und steckte ihn in die Brusttasche seines Jacketts. „Ich behalte ihn lieber bei mir, sonst werden Sie noch eingesperrt. Und dann wüsste ich nicht, wie ich dem Richter erklären soll, dass meine Klientin die Partygäste mit einem Papierfächer massakriert hat.“
Lachend schnappte sich Jessie den Fächer. „Wann genau am Dienstag?“
„Um zwei.“
„Ich werde da sein.“
„Aber bitte pünktlich.“
„Frecher Kerl.“
„Bezaubernde Sexbombe.“
Unter stürmischem Gelächter gesellte sich Jessie wieder zu den anderen Gästen.
Bobbi schüttelte staunend den Kopf. „Eine Frau, die weiß, wie man mit dir umgehen muss. Das gefällt mir.“
Sin blickte Jessie lächelnd nach. „Sie ist eine alte Freundin unserer Familie. Ihr Mann und mein Großvater waren bis zum Tod ihres Mannes Geschäftspartner. Seit damals verwaltet sie ihre Geldanlagen geradezu genial. Ihre freie Zeit verbringt sie damit, im Leben all derer herumzustochern, die ihr lieb und teuer sind.“
„Sie scheint sehr offen zu sein.“
„Jessie meint, diplomatische Zurückhaltung verlängere nur die Schwierigkeiten. Man müsste sie eigentlich ‚Jessie, der Moloch‘ nennen, pflegte meine Mutter immer zu sagen. ‚Wenn du ihr nicht aus dem Weg gehst, musst du vorbereitet sein, überrollt zu werden‘.“
Von ihrem hohen Thron aus blickte Bobbi Sin in die Augen. Plötzlich kam ihr der Gedanke, dass Sins Leben nicht von Anfang an problemlos verlaufen war. Vage erinnerte sie sich, von Gina gehört zu haben, dass Sin sehr einsam aufgewachsen war. „Leben deine Eltern in L.A.?“, fragte sie
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