Bianca Spezial Band 8
betrat Max den Raum. Schon vom Flur aus hatte er genau gehört, was James gesagt hatte. Nun warf Max einen kurzen Blick auf die vollkommen verängstigte, weinende Carrie und fluchte leise. „Komm her, mein Kind“, forderte er sie auf, ging in die Hocke und breitete die Arme aus. Einen Moment lang schenkte er Beardsley keine weitere Beachtung. Ihm würde er sich gleich wieder widmen.
Carrie glitt vom Stuhl und rannte schnurstracks von James weg und zu ihrem Onkel. Sie schlang die dünnen Arme um ihn und begann verzweifelt zu schluchzen. „Er hat mich wieder angeschrien, Onkel Max.“
„Ich weiß, meine Süße. Das habe ich schon gehört.“ Vor einigen Wochen hatte Max seiner Tochter versprochen, dass James sie nie wieder anschreien würde, und nun hatte der stellvertretende Schulleiter es doch getan. Max konnte sich kaum beherrschen vor Wut. „Es tut mir so schrecklich leid, Liebling, aber ich sorge dafür, dass die Sache geregelt wird. Das kannst du mir glauben“, beruhigte er sie und funkelte James über ihren Kopf hinweg wütend an. „Nicht weinen. Es ist ja jetzt vorbei, und er wird dir nie wieder solche Angst machen, dafür sorge ich. Und diesmal meine ich das auch wirklich ernst.“
Carrie schnüffelte und wischte sich mit dem Handrücken über die laufende Nase. Dann nickte sie. „Können wir jetzt fahren, Onkel Max?“, flüsterte sie, hob den Kopf und fasste allen Mut zusammen, um Beardsley ebenfalls anzusehen. „Bitte, Onkel Max. Ich will jetzt nach Hause.“
„Nur noch eine Minute, mein Schatz.“ Max wandte sich Mary zu. „Kannst du schon mal mit deiner Schwester zum Auto gehen?“
„Okay, Onkel Max“, erwiderte Mary, nahm Carrie an die Hand und warf Beardsley einen erbosten Blick zu. „Aber kommst du denn gar nicht mit?“, fragte sie besorgt.
„Natürlich, ich bin sofort bei euch.“ Er küsste beide Mädchen auf die Wange, dann stand er auf und ging mit ihnen zur Tür. „Geht bitte sofort zum Auto. Ich habe es gleich vor der Schule abgestellt, und es ist nicht abgeschlossen. Ich komme dann nach.“
Als die Mädchen den Raum verlassen hatten, atmete Max langsam und gleichmäßig aus, um seine Gefühle wieder ein wenig unter Kontrolle zu bringen. Schließlich stand er auf.
„Kein Wunder, dass das Kind nicht hören kann“, fuhr James ihn an. „Sie verwöhnen sie ja völlig.“
„Ach, wirklich?“, erkundigte sich Max und rückte Beardsley so dicht auf die Pelle, dass dieser einen Schritt zurückgehen musste.
„Was machen Sie da eigentlich?“ James, der nun fast rückwärts über seinen Schreibtisch fiel, klang nervös.
„Ich habe Sie doch gewarnt, oder etwa nicht?“, sagte Max mit gefährlich ruhiger Stimme. „Ich habe Sie wirklich rechtzeitig gewarnt, aber Sie wollten ja nicht hören, nicht wahr?“
„Nun passen Sie mal auf“, ermahnte James ihn. „Wenn Sie mir jetzt noch näher kommen, rufe ich die Polizei.“
„Tun Sie das.“ Max lächelte, dann ballte er die Hand zur Faust. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ließ Max den Arm nach vorne schießen, und seine Faust landete an James’ arrogant vorgeschobenem Kinn.
„Rino, mein Liebling“, flötete Carm und begann, die CD noch einmal abzuspielen. „Ich würde gern noch einmal diese eine Schrittfolge üben, die du mir letzte Woche gezeigt hast.“
Rino nickte, schob sich die noch nicht angezündete Zigarre wieder in den Mundwinkel und kam auf Carm zu. „Okay, meine Schöne, ganz wie du wünschst.“
Gerade hatten sie begonnen, sich zu der Musik zu bewegen, da klingelte das Telefon. „Einen Moment mal eben“, sagte Carm und zog sich den Ohrclip vom rechten Ohr, bevor sie den Hörer aufnahm. „Hallo?“, meldete sie sich.
„Mom … ich bin’s, Sophie.“
Carm runzelte die Stirn. „Ja, mein Schatz, nach dreißig Jahren kenne ich deine Stimme sehr gut“, erwiderte sie scherzhaft. Schnell wurde ihr jedoch klar, dass da etwas nicht stimmte. Sie erschauerte und sank auf den nächsten Stuhl. Plötzlich waren ihre Knie ganz weich. „Sophie, was ist los?“ Das Herz schlug Carm bis zum Hals. „Ist den Kindern irgendwas passiert?“
„Nein, Mom, den beiden geht es gut. Aber es gibt hier ein Problem, deswegen brauche ich jetzt deine Hilfe.“
„Mach dir keine Sorgen, mein Schatz“, sagte Carm liebevoll. „Ich bin für dich da, was auch immer geschehen ist. Kannst du mir sagen, worum es geht?“ Rino stand nun vor ihr, auch er wirkte besorgt. Sie griff nach seiner Hand, und er nahm ihre in seine,
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