Bianca Spezial Band 8
Überraschung werden.“
„Für wen?“, wollte Carrie wissen.
„Für eure Mutter, meine Süße“, sagte er leise, und er spürte einen Stich im Herzen. Unwillkürlich musste er daran denken, wie glücklich sie in den wenigen Stunden gewesen waren, die sie zusammen verbracht hatten.
Er dachte auch darüber nach, dass sie ihn nicht heiraten wollte, nicht seine Frau werden und ihr Leben mit ihm teilen wollte. Dann sah er die Mädchen an, und ihm wurde ganz warm ums Herz. Immerhin habe ich noch meine Töchter, dachte er. Und trotzdem war er nicht glücklich. Denn er wollte und brauchte Sophie.
„Mom liebt Überraschungen“, sagte Carrie gerade und kuschelte sich an ihn.
„Genau“, bestätigte Mary. „Erzählst du uns denn bald, was es wird? Wir wollen das nämlich wissen.“
„Das erfahrt ihr schon noch früh genug, keine Sorge“, versprach er. Nie hätte er damit gerechnet, dass auch ihm eine Überraschung geblüht hatte – nämlich als er Sophie gebeten hatte, ihn zu heiraten.
„Onkel Max! Onkel Max!“ Mary schwenkte ihr Diktat durch die Luft und strahlte über das ganze Gesicht, als sie Max erblickte, der gerade sein Auto auf den Schulparkplatz fuhr.
Max winkte ihr zu, damit sie wusste, dass er sie gesehen hatte, parkte den Wagen und stieg aus. „Hallo, mein Schatz.“ Er sah sich um und runzelte die Stirn. „Wo ist denn Carrie?“, fragte er dann besorgt und versuchte, den Zwilling unter den vielen Kindern auszumachen, die gerade durch die Doppeltüren nach draußen strömten.
Mary zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht.“ Erneut schwenkte sie ihr Diktat durch die Luft. „Ich habe eine Eins geschrieben, Onkel Max.“ Aufgeregt wippte sie auf und ab, dabei knirschte der Schnee unter ihren knallgelben Stiefeln. Sie verlor das Gleichgewicht und wäre beinahe hingefallen.
Max lachte und fing sie auf. „Das ist ja toll, meine Süße. Zur Feier des Tages gebe ich uns heute Abend eine Pizza aus.“ Erneut schaute er sich nach Carrie um. „Sag mal, Mary … wann hast du deine Schwester eigentlich zuletzt gesehen?“, erkundigte er sich und öffnete dem Mädchen die Autotür.
„Im Kunstunterricht“, erwiderte sie.
„Und wann war das?“, hakte er besorgt nach, dann schaute er auf die Uhr. Carrie wusste doch, dass sie sich hier treffen wollten, schließlich wollte er sie gleich zum Ballettunterricht fahren. Es sah Carrie ganz und gar nicht ähnlich, sich nicht an so eine Verabredung zu halten.
„Ich weiß nicht mehr, wie lange das her ist“, sagte Mary nun. „Aber während ich gemalt habe, ist jemand reingekommen, um sie abzuholen. Sie sollte ins Schulleiterbüro kommen.“
„Ins Schulleiterbüro“, wiederholte Max grimmig. „Warum denn das?“
„Keine Ahnung“, sagte Mary und zuckte erneut mit den Schultern.
„Komm, mein Schatz.“ Max reichte ihr die Hand und half ihr wieder aus dem Auto heraus. „Wir suchen sie jetzt.“
„Okay.“
„Weißt du, wo das Schulleiterbüro ist?“
„Natürlich. Das weiß doch jeder.“
„Jeder, außer mir“, bemerkte Max und schob sich schützend vor Mary, während sie sich an den vielen Kindern vorbei ins Gebäude drängten.
„Keine Angst, Onkel Max“, sagte Mary und hielt sich an seiner Hand fest. „Ich zeige dir, wo es ist.“
„Und noch etwas, junge Dame.“ James baute sich vor Carrie auf und funkelte sie wütend an. „Ich habe gehört, dass du schon wieder Essen in deinem Schließfach aufbewahrt hast.“ Er trat einen Schritt auf den Stuhl zu, auf dem sie saß, und sie sank ängstlich in sich zusammen. „Wie oft habe ich euch Kindern eigentlich schon gesagt, dass Essen in Schließfächern Ungeziefer anzieht? Hört ihr eigentlich nie zu, wenn man mit euch redet?“ Nun beugte James sich über Carrie und legte die Hände auf die Armlehnen des Stuhles.
„Und jetzt, hörst du mir jetzt gerade zu, junge Dame?“, wetterte James. „Sonst ist es nämlich kein Wunder, dass du dir nicht merken kannst, dass man kein Essen in den Schließfächern aufbewahrt. Du hörst mir nicht zu, stimmt’s?“
„Doch, ich höre zu“, sagte Carrie leise und starrte auf ihre Schuhe. „Wirklich.“
„Nein, du hörst nicht zu“, gab James zurück.
„Doch“, flüsterte sie und wagte es sogar, ihm ins Gesicht zu schauen. Ihre Unterlippe zitterte, und dicke Tränen standen ihr in den Augen. „Ganz ehrlich.“
„Wirst du jetzt etwa auch noch frech?“, fragte er in dem Moment, als die Bürotür geöffnet wurde.
Mit Mary im Schlepptau
Weitere Kostenlose Bücher