Bibelgeschichten für kleine Leute
kam als Letzte. Sie pflückte noch rasch eine Rose.
„Und?“, fragte ich. „Was geschah?“ Frau Bibelwitz trank einen Schluck heißen Kakao. „Es regnete und regnete und regnete und hörte gar nicht wieder auf. Die Erde versank in den Fluten. Nur Noahs Boot, die Arche, schwamm oben. Und alle, die in ihr saßen, waren geborgen.“ „Und das hat Gott gemacht!“, sagte Mose.
„Du meinst, er hat Noah den Tipp gegeben?“, fragte Niklas. Mose öffnete sein zweites Auge. „Gott tat sogar noch mehr“, sagte er. „Der Regen hörte auf“, sagte Frau Bibelwitz, „nach einhundertfünfzig Tagen.“ „Und Gott spannte einen Bogen zwischen Himmel und Erde“, sagte Mose, „und sprach: ‚Die Erde soll am Leben bleiben.‘“ Ich nickte. Diesen Bogen kenne ich …
Abraham zieht mit den Herden
Einmal erzählte Frau Bibelwitz uns von Abraham und Sara. Das war, als Papa angerufen hatte, dass er noch eine Tour fahren muss mit seinem Brummi und dass er erst am Wochenende nach Hause kommt.
Wir waren beide sehr traurig darüber, Niklas und ich, und Niklas schmiss seine Spielzeugbrummis durch das Zimmer, dass es schepperte. „Warum muss er immer fort? Warum bleibt er nicht bei uns?“, fragte Niklas.
Da wickelte Frau Bibelwitz eine der Lakritzschnecken ab und machte meinem Bruder daraus ein Armband. „Denk an ihn“, sagte sie, „dann ist er bei dir, auch wenn er weit weg ist.“ Und Mose zwinkerte mir zu und sagte: „So wie Gott bei Abraham.“
Haran war eine Stadt mit festen Häusern. Eines davon gehörte Abraham und Sara, seiner Frau. Ihre Herden grasten an den Ufern des großen Flusses. Der hatte immer genug Wasser, um alles Land grün und fruchtbar zu machen. Aber Abraham und Sara waren nicht so glücklich, wie sie hätten sein sollen. Abraham war unruhig. Das Wandern lag ihm im Blut, das hatte er von seinem Vater geerbt. Und Sara − Sara wünschte sich ein Kind.
„Wie wäre es denn, wenn wir weiterziehen?“, fragte Abraham eines Abends am Feuer. Er stocherte in der Glut. Sein Neffe Lot saß bei ihm. „Das ist eine großartige Idee!“, rief Lot sofort. „Endlich einmal weg hier! Fremde Länder, Abenteuer!“ Er fing gleich an zu schwärmen.
Abraham achtete auf Sara. Sie blieb lange still. „Vielleicht“, sagte er, „gibt es irgendwo ein Land, das noch viel mehr zu uns gehört als dieses.“ Sara lachte leise. „Das müsste ein Land sein, in dem wir Kinder haben.“ Sie meinte damit wohl: So ein Land gibt es nicht.
Aber Abraham sagte plötzlich: „Ja!“ Er warf den Stock weg und stand auf. „Ja, Sara. So wird es sein!“
Am nächsten Tag packte Abraham alles zusammen, was Sara und er besaßen. Dann verabschiedete er sich von seiner Familie. Er musste nicht einmal weinen.
Wo geht ihr hin?“, fragte Abrahams alter Onkel.
„Gott weiß es“, sagte Sara und lächelte.
„Und?“, fragte ich. „Was geschah?“ Frau Bibelwitz legte auch mir eine Lakritzschnecke ums Handgelenk. „Einen Sohn hat Sara bekommen“, sagte sie fröhlich. „Den Isaak. Und sie ist die Ururururugroßmutter des ganzen Volkes Israel geworden.“ „Und Abraham der Ururururururururururgroßvater“, ergänzte Niklas. Er muss immer übertreiben. „So kann es gehen, wenn man aufbricht“, sagte Frau Bibelwitz. „Wie konnte Abraham das wissen?“, fragte ich skeptisch. „Das hat ihm Gott gesagt“, sagte Mose und kniff ein Auge zu. „Und dann noch mehr. Gott sagte: ‚Ich werde mit dir gehen. Ich segne dich und du sollst ein Segen sein.‘“
Jakob macht Umwege
Einmal erzählte Frau Bibelwitz uns von Abrahams Enkel Jakob.
Das war, als Niklas das Mensch-ärger-dich-nicht-Spiel vom Tisch gefegt hatte, nachdem ich dreimal gewonnen hatte. „Ich will Erster sein!“, schrie er. „Ich will keine große Schwester!“ Und dann, etwas ruhiger: „Wer hat dich bloß zuerst auf die Welt kommen lassen?“ Mose riss beide Augen auf. „Das war Gott“, sagte er. Und Frau Bibelwitz erzählte, dass Niklas nicht der Erste sei, der nicht gern Zweiter war.
Jakob hatte einen Zwillingsbruder, der hieß Esau. Die beiden waren einander gar nicht so ähnlich, wie Zwillinge das sonst so sind. Sie waren ganz verschieden. Esau war rau und wild und wurde ein Jäger. Jakob war ruhiger. Er blieb beim Haus und bei den Herden.
Jakobs Mutter Rebekka erzählte, dass die beiden Söhne schon bei ihrer Geburt darum gestritten hatten, wer
Erster war. Esau kam zwar ein bisschen eher zur Welt, aber Jakob folgte sofort und hielt Esaus Fuß
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