Bibelgeschichten für kleine Leute
umklammert. Und so blieb es, als die Söhne älter wurden: Immer war Esau ein wenig voraus, aber Jakob war ihm stets auf den Fersen. Und niemals gab er sich geschlagen.
Als Jakobs Vater Isaak alt geworden war und fühlte, dass er sterben würde, rief er nach seinem ersten Sohn. Er wollte ihm zum Abschied den Segen der Familie geben, der immer vom Vater an den ersten Sohn weitergegeben wird. Aber Esau war nicht da. Nur Jakob hatte seinen Vater rufen hören. „Das ist deine Chance“, sagte seine Mutter Rebekka. „Geh zu deinem Vater. Er kann nicht mehr so gut sehen. Sag, dass du Esau bist, und lass dich segnen.“
Jakob tat, was seine Mutter ihm gesagt hatte, und es gelang! Vater Isaak gab Jakob den Segen. Und Jakob glaubte für einen kleinen Augenblick, dass er nun endlich Erster wäre.
„Und Esau?“, fragte Niklas empört. „Was hat Esau dazu gesagt?“ Frau Bibelwitz sammelte die Mensch-ärger-dich-nicht-Figuren wieder ein. „Der war natürlich wütend“, sagte sie. „Mit Recht!“ Niklas war auch wütend. „Jakob musste fliehen“, sagte Frau Bibelwitz. „Vor seinem eigenen Bruder.“ „Geschieht ihm recht“, knurrte Niklas. „Wer kann denn so was verzeihen?“
Mose reckte den Hals und öffnete ein Auge. „Gott“, sagte er, „Gott kann das verzeihen.“ Und Frau Bibelwitz erzählte den Rest: dass Gott Jakob auf seiner Flucht begleitet hat und auch zurück nach Hause. „Und da“, sagte sie und kuschelte ihr Kinn in ihren Schal, „da hat ihm Esau auch verziehen.“
Josef kommt nach Ägypten
Einmal erzählte Frau Bibelwitz uns von Jakobs zwölf Söhnen. Das war, als ich sie fragte, ob Papa Niklas wohl lieber hätte als mich.
Da sagte Frau Bibelwitz, ich hätte keinen Grund zu klagen.
Sie machte uns Pizza, schnitt sorgfältig den Rand ab und sagte: „Wenigstens ist dein Papa mit seiner Liebe nicht so ungerecht wie der Vater von Ruben und Juda und Simeon und Levi und …“ Und von wem noch, habe ich vergessen.
Jakob heiratete zwei Frauen (damals war das kein Problem). Sie waren Schwestern. Die eine, Rahel, hatte Jakob lieb. Die andere, Lea, nicht so sehr. Nun bekam aber Lea einen Sohn nach dem anderen, während Rahel lange Zeit gar nicht schwanger wurde. Da kann man sich vorstellen, wie sehr sich Jakob freute, als Josef geboren wurde, Rahels erster Sohn. Er freute sich so sehr, dass er Leas Söhne kaum noch beachtete.
Dann wurde Rahel wieder schwanger. Aber bei der Geburt dieses letzten Kindes, Benjamin, ist sie gestorben. Nun hatte Jakob also zwölf Söhne. Aber den einen, Josef, hatte er am liebsten. Josef war Jakobs Trost in seiner Trauer über Rahels Tod.
Eines Tages machte Jakob seinem Sohn Josef einen bunten Mantel. Die anderen Söhne trugen nur braune Mäntel. Als sie sahen, wie schön Josefs neuer Mantel war, traf es sie so sehr, dass sie beschlossen, Josef loszuwerden.
Sie nahmen ihm den bunten Mantel weg. Dann warfen sie Josef in einen tiefen Brunnen, in dem kein Wasser mehr war, und legten einen schweren Deckel darauf. Sie rissen den bunten Mantel in Fetzen und schmierten Blut darauf. Sie brachten ihrem Vater die Fetzen und sagten: „Josef ist von einem wilden Tier gefressen worden.“
In der Nacht konnte Ruben, der älteste Bruder, nicht schlafen. Er hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen. Schließlich stand er leise auf und lief bis zu dem Brunnen. „Josef, bist du da?“ Aber kein Josef antwortete. Händler hatten ihn gefunden und mitgenommen. Sie verkauften Jakobs Lieblingssohn als Sklaven nach Ägypten.
„O Gott!“, rief ich erschrocken. „Das ist nicht wieder gutzumachen!“ Da ruckte Mose, die Eidechse, aufgeregt mit dem Kopf. „Das war auch nicht nötig“, sagte Mose. „Das war von Anfang an sehr gut geplant.“ Niklas zeigte der Eidechse einen Vogel. „Gut geplant? Das war ein ganz, ganz böser Plan!“
Frau Bibelwitz gab Mose einen Pizzarand zum Knabbern. „Gewiss“, sagte Mose, „Josefs Brüder meinten es böse. Aber Gott, der meinte es gut.“ Und Frau Bibelwitz erzählte, dass Josef in Ägypten ein wichtiger Mann wurde. Er verwaltete die Kornvorräte des Königs von Ägypten. Und als in Josefs Heimat eine Hungersnot ausbrach, floh Josefs Familie nach Ägypten. Es war Josef, der sie aufnahm. „Und das“, sagte Mose, „war der Plan!“
Mose führt sein Volk in die Freiheit
Einmal erzählte Frau Bibelwitz uns von Mose. (Nicht von Mose, der Eidechse, sondern von Mose, einem Urururenkel Jakobs!) Das war, als wir fragten, ob Jakob mit seinen zwölf
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