Bibelgeschichten für kleine Leute
denn das? Er hat doch alles gut gemacht!“ „Mit Gottes Hilfe“, sagte Mose. Das war ja klar! „Ich glaube, Jona hat angefangen, die Reichen von Ninive zu hassen“, sagte Frau Bibelwitz. „Er gönnte ihnen diese Rettung nicht.“ „Wie dumm von ihm!“, sagte Niklas und schob den Trittstufenhocker an den Schrank.
Johannes ruft in der Wüste
Einmal erzählte Frau Bibelwitz uns von Johannes, dem Täufer. Das war in der Adventszeit.
Wir hatten Wunschzettel geschrieben und ich sagte, dass ich einmal einen reichen Mann heiraten würde. Der würde mir jeden Wunsch erfüllen.
Johannes lebte in der Wüste am Fluss Jordan und ernährte sich von Heuschrecken und wildem Honig. Er war von Natur aus eher still. Er sah sich um. Er hörte zu. Er sagte nichts. Er dachte sich seinen Teil. Eines Tages war es dann so weit, dass er genug gehört und gedacht hatte. Es war Zeit zu handeln. Johannes zog sein einfachstes Gewand an und ging fort. Er nahm nichts mit, nicht einmal seine Sandalen.
Johannes wanderte am Fluss Jordan entlang bis dorthin, wo das Land eine einsame, raue, leere Wüste war. Da blieb er. Er übernachtete in einer Höhle.
Tagsüber stand Johannes am Ufer des Jordans. Er machte seinen Mund auf und rief. Zuerst hörten ihn nur ein paar Wanderer. Aber mit der Zeit sprach es sich herum, dass da ein einsamer Rufer war, der allen etwas zu sagen hatte. Und sie kamen zum Jordan, um Johannes zuzuhören.
„Ich habe euch gesehen“, rief Johannes. „Ihr seid eitel. Eure Kleider sind euch wichtiger als eure Seelen.“ Die Leute rieben sich die Augen. „Ich habe euch gehört“, rief Johannes. „Ihr redet viel, wenn der Tag lang ist. Aber wann habt ihr das letzte Mal ‚Danke‘ gesagt oder ‚Tut mir leid‘ oder ‚Ich mag dich‘?“ Die Leute legten die Hand an den Mund. „Das muss anders werden!“, rief Johannes. „Kommt her, ich wasche euch den Staub von der Seele. Und dann fangt ihr noch einmal ganz von vorn an!“
„Von vorn?“, fragte Niklas. „Wozu?“ Ich wartete darauf, dass Mose etwas sagen würde, vielleicht, dass Gott es so wollte. Da sah ich es: Mose war gar nicht da. Ich fragte Frau Bibelwitz, wo er denn abgeblieben sei, und sie sagte, dass Mose im Advent sehr viel schlafe.
„Gott kommt zur Welt“, sagte Frau Bibelwitz. „Das ist wohl Grund genug für die Menschen, noch einmal ganz von vorn anzufangen.“ „Gott kommt?“, fragte ich. Ich vermisste Mose schon sehr. Frau Bibelwitz nickte bloß. „Das bedeutet das Wort ‚Advent‘.“
Die Hirten suchen Jesus
Es gibt eine Geschichte, die Frau Bibelwitz nur am Abend vor dem Heiligen Abend erzählt. Letztes Jahr hat sie es zum ersten Mal getan. Und heute wieder. Wir sitzen im Bett, zu aufgeregt, um zu schlafen. Drüben, hinter geschlossenen Türen, liegt das Weihnachtszimmer.
Mama muss morgen arbeiten und Papa kommt erst abends nach Hause. Darum ist schon alles fertig. Aber wir, wir dürfen nicht gucken …
„Das Warten lohnt sich“, sagt Frau Bibelwitz. Und Mose öffnet ein Auge und sagt: „Gott kommt!“
Es war Nacht, in der Mitte des Winters. Auch wenn kein Schnee lag (Schnee liegt selten in Israel), war es doch kalt, so kalt, dass die Finger nie richtig warm wurden. Die Hirten rückten näher ans Feuer. Es war ein aufregender Tag gewesen. Wölfe hatten die Herde umkreist. Es konnte sein, dass sie in der Nacht angreifen würden. Die Hirten blieben wach und erzählten sich Geschichten.
Der älteste von ihnen, der Jakob hieß wie damals Abrahams Enkel, erzählte von einem Propheten: Jesaja.Jesaja hatte vor langer Zeit Reden gehalten. Er hatte den Menschen Hoffnung gemacht. „König David ist tot“, hatte Jesaja gerufen. „Aber er kommt wieder!“ Die Leute hatten die Köpfe geschüttelt. Tot ist tot und kommt nicht wieder. „Ein neuer David wird kommen!“, hatte Jesaja gerufen. „Achtsam und gerecht wie David, in Gottes Namen wie David. Er macht heil, was kaputt ist, und er wird uns nie mehr verlassen. Wir werden glauben: Er ist Gott-bei-den-Menschen!“
Als der alte Hirte diese Worte sagte, veränderte sich die Nacht. Die Wölfe hörten auf zu heulen. Der Wind schlief ein. Das Feuer war wärmer.
Verwundert schauten die Hirten einander an. „Kommt er heute?“, flüsterte der Jüngste, der Amos hieß. „Wer?“, knurrte sein Nachbar. „Der neue David“, sagte Amos. „Gott-bei-den-Menschen.“
Da funkelten die Sterne heller und der Wind klang wie ein Lied: „Fürchtet euch nicht. Denn euch ist heute der Heiland
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