Bibi Blocksberg - 14 - Bibi und die Piraten
der Bürgermeister und warf einen Blick aus dem Fenster, wo rechts von ihm der Zug fuhr. Er konnte niemanden hinter den spiegelnden Fensterscheiben erkennen, aber er wusste, dass Bibi und Florian im Zug saßen. »Diese Bibi Blocksberg darf nicht vor uns auf der Insel sein, sonst wird sie einen Haufen Ärger machen.«
Besorgt blickten Bibi und Florian aus dem Abteilfenster. Der Wagen des Bürgermeisters wurde schneller. Bald würde er den Zug überholt haben, und dann könnten Pichler und sein Chef womöglich die Fähre vor ihnen erwischen.
»Wenn die beiden auch dort sind, dann können wir auf der Insel keinen Schritt tun, ohne beobachtet zu werden«, schimpfte Bibi mit verdrossener Miene.
»Das kannst du laut sagen!«, pflichtete ihr Florian bei. »Der muss ja überall seinen Daumen drauf haben. Sogar, wenn es um unser Ferienheim geht.«
»Aber was hat der Bürgermeister davon?«, überlegte Bibi laut. »Es geht doch nicht um seine Ferien.«
»Er mag eben nicht, dass wir etwas bekommen, was uns Spaß macht.«
»Sieh doch bloß mal, wie er seinen Sekretär antreibt!«, sagte Bibi. »Das ist richtig gemein von ihm.«
»O Mann! Der fährt ja immer schneller«, stellte Florian beunruhigt fest. »Hoffentlich baut er unterwegs keinen Unfall.«
»Bestimmt nicht. Dafür werde ich schon sorgen«, meinte Bibi. »Pass auf: Eene meene weites Meer, im Auto ist der Tank jetzt leer! Hex-hex!«
Sternchen blitzten, Funken sprühten, und augenblicklich verlor der Wagen des Bürgermeisters an Tempo. Sekretär Pichler konnte aufs Gas drücken, so viel er wollte, das Auto wurde immer langsamer, bis es schließlich blubbernd und ruckelnd am Straßenrand stehen blieb.
Bibi lehnte sich zufrieden in ihrem Sitz zurück. Die beiden waren sie fürs Erste los!
Die Villa Nougat
Vom Bahnhof aus war es nicht weit bis zum Hafen, und schon bald betraten Bibi und Florian die Fähre, die sie hinüber auf die Insel Buddelsand brachte. Dort erkundigten sie sich sogleich nach dem Weg. Sie marschierten durch das kleine, verschlafene Örtchen Wellenhausen und gelangten kurz darauf zum Strand. Von dort führte die Schokoladenstraße direkt zur Villa Nougat.
Die Villa des Schokoladenfabrikanten lag auf einem flachen, sandigen Hügel am Rande der Dünen. Es war ein stattliches, über hundert Jahre altes, herrschaftliches Bauwerk, und Florian und Bibi trauten sich kaum zu läuten, so beeindruckt waren sie.
»Da drinnen gibt’s bestimmt Marmorsäulen und Parkettboden«, meinte Florian ehrfürchtig.
»Den man nur mit Filzpantoffeln betreten darf«, fügte Bibi hinzu. »Na egal.« Sie drückte auf den messingfarbenen Klingelknopf, und im Inneren der Villa ertönte ein melodischer Dreiklanggong.
»Hoffentlich sind die Angestellten nicht genauso vornehm wie das Haus«, flüsterte Florian Bibi zu. Doch seine Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht. Die Tür ging auf, und Friedrich Fleglich, der Hausmeister, trat heraus. Er hatte schlohweiße Haare und einen ebensolchen weißen Bart, trug eine Marineuniform und sah eher wie ein freundlicher Schiffskapitän aus. Er hieß die beiden herzlich willkommen, bat sie herein und führte sie sogleich überall herum. Die Räume hatten hohe Wände, die Decken waren mit Stuck verziert, und überall standen kostbare Möbel herum. Der Boden war tatsächlich aus Parkett und von einigen edlen Teppichen bedeckt. Florian und Bibi wurde ein wenig mulmig zumute. Es war noch vornehmer, als sie es sich vorgestellt hatten.
»Nun seid mal nicht zu enttäuscht«, sagte der Hausmeister. »Hier müsst ihr ja nicht wohnen. Das ist nicht euer künftiges Ferienheim.«
»Was?«, riefen Bibi und Florian wie aus einem Mund. »Wieso denn nicht?«
»Euer Bürgermeister hat bestimmt, dass die Villa Nougat nur von ihm, seinen Gästen und der Lehrerschaft benutzt werden darf«, erhielten sie zur Antwort.
»Hä?« Florian wollte nicht glauben, was er gerade gehört hatte. »Und wo sollen wir Schüler bleiben?«
»Für euch soll der Flachbau im Garten hergerichtet werden. Kommt mal mit.« Herr Fleglich führte die beiden zu einem der hohen Fenster. Von hier aus blickte man auf den gepflegten Garten der Villa, hinter dem bereits die Dünen begannen. Ein Stück weit entfernt stand, halb zwischen knorrigen Kiefern versteckt, ein flaches Gebäude, das ein wenig heruntergekommen aussah.
»Die alte Baracke?«, empörte sich Bibi. »Die ist ja fast so klein wie ein Hühnerstall!«
»Der Bürgermeister will auch nicht allzu viele
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