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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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verschwand.
    Seine beiden Mitarbeiterinnen sahen ihm verdutzt hinterher.
    »Du hättest ihm Bescheid geben müssen …« Isabel brach mitten im Satz ab. Jales giftiger Blick durchbohrte sie. Sie verzichtete lieber darauf, eine Erklärung für Demirbileks Verhalten zu geben.
    »Ach was! Ich habe doch nach ihm gesucht! Unten im Hof! Und vorne auf der Straße!«, regte sich Jale auf. »Es ist ja schon schlimm genug, wenn er nicht fastet. Aber mit leerem Magen glaubt er erst recht, er sei wirklich ein Pascha und wir die Damen seines Hofstaates. Fehlt noch, dass er uns nach jeder Einsatzbesprechung einen Bauchtanz vorführen lässt.« Mit diesen Worten stakste Jale wutschnaubend davon.
    Isabel brauchte nicht lange, bis sie entschieden hatte, auf dem Viktualienmarkt Leberknödel für eine Suppe einzukaufen und dazu einen Kaiserschmarrn zu machen. Sie freute sich darauf, einen schönen Abend mit ihrem Mann zu verbringen.

5
    W enigstens im Friseurgeschäft seines Landsmannes käme niemand auf die Idee, vor seinen Augen zu essen oder zu trinken, war es Zeki in den Sinn gekommen. Nun folgte er seiner Eingebung, den überfälligen Haarschnitt zu erledigen. Nachdem er mit der Trambahn vom Stachus bis zum Mariahilfplatz gefahren war, ging er mit bedächtigen Schritten den Fußweg zum Nockherberg hoch. Er verdrängte die Idee, dem Biergarten einen Besuch abzustatten. Er hatte noch sechs Tage bis zum Ende der Fastenzeit zu überstehen. Sechs Tage, bis er wieder ein Weißbier trinken durfte.
    Bei seinem Friseur Hamit, den er seit vielen Jahren aufsuchte, war nicht viel Betrieb. Der nüchtern eingerichtete Laden war dreigeteilt. Im großen Raum gab es drei Sessel für den Männerbereich, weitere zwei Plätze waren für Frauen vorgesehen. Auf einer kleinen Theke standen die Kasse und ein Laptop. Ein türkischer Radiosender lief. Durch zwei Treppenstufen abgesetzt, eröffnete sich im hinteren Bereich ein weiterer Raum. Wenn der Vorhang zugezogen war, bediente Hamits Frau Hatice dort Kundinnen, die nicht bei der Behandlung gesehen werden wollten. Offenbar waren der Kundin, der Hatice gerade Härchen auf den Wangenknochen auszupfte, unziemliche Blicke gleichgültig. Zeki tippte auf Italienerin.
    Hatice grüßte mit einem Nicken, da sie mit den Zähnen einen Faden festhielt, um genug Zug für die Schlaufe zu haben, mit der sie die Härchen aus der Haut riss. Hatices geschmeidige Bewegungen faszinierten den Kommissar. Die Frau mit Kopftuch und weitem Rock galt als Meisterin in der Zunft, Haaren den Garaus zu machen. Sie rasierte, zupfte mit Pinzette, wachste mit klebrigen Eigenkreationen oder benutzte dazu sogar einen Spezialfaden aus Anatolien.
    »Hoş geldiniz, Komiser Bey«,
begrüßte Hamit den Kommissar erfreut. Er bat ihn, auf einem freien Sessel Platz zu nehmen. Der Friseur scherte gerade mit einem surrenden Langhaarschneider einem jungen Kunden die Haare. Hässlich kurz. Mit betretener Miene verfolgte der Junge im Spiegel, wie seine schwarzen Locken auf dem Boden landeten. Möglicherweise eine Strafaktion des Vaters, schoss es Zeki durch den Kopf. Er hatte die ersten zwölf Lebensjahre in Istanbul verbracht. Als Junge musste er die demütigende Prozedur drei Mal über sich ergehen lassen. Mit Schrecken erinnerte er sich an jedes einzelne Mal. Sein Vater war mit einem Glas
çay
neben dem Friseur gestanden und hatte mit Argusaugen überwacht, ob er seine Arbeit ordentlich verrichtete. Vom Sessel aus beobachtete Zeki voller Mitgefühl, wie der vielleicht dreizehnjährige Junge mit den Tränen kämpfte.
    »Ne oldu, oğlum?«,
erkundigte er sich auf Türkisch, was passiert war. Der Junge brachte kein Wort heraus. Er schluchzte mehrmals. Da nahm Zeki das Glas auf der Ablage und stand auf. Er wusch es mit den Fingern unter dem laufenden Wasser sauber und füllte es. Dann ging er zu ihm. Hamit machte einen Schritt zur Seite, damit er ihm das Glas reichen konnte.
    »Was ist passiert?«, wiederholte er auf Deutsch.
    Der Junge trank das Wasser in einem Zug aus und schnappte nach Luft. »Nichts.«
    »Nichts?«, fragte Zeki skeptisch nach und sah zu Hamit. Der zuckte mit den Achseln und fuhr dem Jungen mit der flachen Hand durch das übriggebliebene Haar.
    »Seine Mutter hat ihn gebracht, zwei Millimeter und kein Stück länger.«
    Zeki sah nach unten: Ein Berg schwarzer Locken kräuselte sich auf dem gekachelten Fußboden. Dann schälte er sich aus seinem Sakko und setzte sich wieder an seinen Platz. Der verstohlene Blick des Jungen

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