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Big U

Big U

Titel: Big U Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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heiseren Salve Orgelmusik überrascht, die aus allen Richtungen zu kommen schien.
    »Ephraim muß die Sendelautstärke herunter und dann wieder hochgedreht haben«, sagte Casimir, als alle in unserer Umgebung ihre Radios leiser gestellt hatten. Als die Musik leise genug war, daß man sie erkennen konnte, hörte ich Ephraims altes Lieblingsstück, »Passacaglia und Fuge in C-Moll«; am Ende jedes Satzes, wenn die Stimme der alten Greathouse-Orgel auf das alte tiefe C hinabsank, vibrierte sie im Einklang mit den OM-Generatoren auf der anderen Straßenseite, und der Plex selbst schien zu erbeben wie eine einzige riesige Orgel mit acht Pfeifen.
    Und bei alledem war ich der einzige, der verstand, was los war.
    »Haut ab!« schrie ich und riß mich von einem Agenten los. »Haut ab!« brüllte ich, riß einem Polizisten das Megafon aus der Hand und schrie weiterhin »Haut ab!« während ich auf das Dach eines Streifenwagens kletterte und die Lautstärke hochdrehte.
    »Haut ab!« brüllten alle anderen Polizisten in ihre Megafone. »Haut ab!« tönte es knisternd aus den Lautsprechern von Streifenwagen und Hubschraubern. Es war der Befehl der Stunde, berittene Polizisten brüllten es den TUGlern und SUBlern und Medien entgegen und trieben sie mit Schlagstöcken und Pferden zurück. Jemand gab es an die Polizisten weiter, die in den Plex vorgestoßen waren, worauf sie herausgerannt kamen und mit quietschenden Reifen in ihren Wagen wegfuhren. Es wurde wahrscheinlich zehntausendmal gebrüllt, während der Ring der Zuschauer allmählich von dem Gebäude abrückte.
    Die Musik schwoll an. Ephraim drehte sie immer weiter hoch und Bert Nix, der dem Höhepunkt entgegenspielte, zog immer mehr Register. Casimir versuchte, Ephraim aus einer Telefonzelle anzurufen, aber er nahm nicht ab. Wahrscheinlich konnte er das Läuten nicht einmal hören.
    Er hörte ganz sicher nichts anderes als die Orgel, als er am Ende die Lautstärke auf maximal drehte und Pertinax Rushforth alle Register zog.
    Die Fenster machten den Anfang. Alle barsten gleichzeitig aus den Rahmen. Alle fünfundzwanzigtausend Panoramafenster regneten in der roten Dämmerung in Form von Trillionen rechteckiger Würfelchen aus Sicherheitsglas herab. Zuerst schien es, als wäre der Plex plötzlich verschwommen und weiß geworden, dann als würde ein Schneesturm um die acht Türme toben, und schließlich, als würde er strahlend aus einer Wolke funkelnden orangefarbenen Schaumstoffs erstehen. Als das Glas an den Türmen herabregnete, schlugen die Millionen Fledermäuse in den oberen Etagen, die der schreckliche Lärm rasend machte, derweil sie in einem Gebäude mit zu wenigen Ausgängen gefangen waren, nicht mehr mit den Flügeln gegen die Scheiben, sondern quollen mit unvorstellbarem Lärm wie eine schwarze Wolke heraus. Die schwarze Wolke trieb hervor und stieg himmelwärts, während die weiße Wolke in die Tiefe sank; Pertinax trat die Pedale bis zum Boden durch und verband alle Manuale mit dem Pedalbrett und drückte mit dem bloßen rosa Fuß das erste, das tiefe C, und hielt es endlos.
    Die Stahlkonstruktion des Gebäudes blieb unbeeinflußt. Aber die Schlackesteine in dem Stahlrahmen war-en plötzlich keine Mauern mehr und wurden zu einer Million individueller Steinquader. Solchermaßen befreit lösten sie sich aus den Verstrebungen, die Decken stürzten ziehharmonikaförmig mit einem Krachen und Beben ein, das die Musik der Orgel übertönte. Alle Türme stürzten zusammen ein; und als die Tonnen von Schutt wie ein Erdrutsch auf die Streben fielen, auf denen die Türme ruhten, gab schließlich auch der Stahl nach, verformte sich und sackte ab und fiel und barst quälend langsam, aber mit explosionsartigen Geräuschen.
    Hunderttausende Menschen, die Zeugen wurden, hielten sich die Ohren zu, abgesehen von den TUGlern, die verklärt zusahen und ihre OM-Generatoren abschalteten. Aus dem gewaltigen Trümmerhaufen ergoß sich Wasser wie Fontänen aus gebrochenen Leitungen weiß glitzernd in der Sonne. Das Knirschen und die Nachbeben dauerten noch tagelang an.
    Nicht weit entfernt saß Virgil Gabrielsen auf dem Bordstein; sein Haar glänzte hell in der Sonne, und er trank Wasser. Zwischen den Füßen hatte er einen Stapel Minidisks in kleinen schwarzen Umschlägen.
    Die MOBAPEP steht im Smithsonian Institut und kann sieben Tage die Woche zwischen 10:00 Uhr und 17:30 Uhr besichtigt werden.
    Und der »Go Big Red«-Ventilator wurde unbeschadet gefunden; er stand wie durch ein Wunder

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