Big U
mußte aufstehen und auf und ab gehen, um Energie loszuwerden, bis ich schließlich vor Nervosität scheißen mußte. Wir waren in der Kanalisation, wen kümmerte es? Wir ließen Sarah, Hyacinth, Ephraim und Bert Nix eine halbe Stunde Zeit, das Gebäude zu verlassen, aber die Musik hörte nicht auf. Nach zwanzig Minuten meldete sich Ephraim zu Wort. »Macht weiter«, sagte er. »Wir bleiben.«
Also machten wir weiter. Wir hatten keine andere Wahl.
Der Tunnel war hundertdreißig Meter lang.
Die ersten fünfzehn Meter beanspruchte die Schienenkanone, die rund anderthalb Meter über dem Boden auf ihrem Unterbau stand. Es folgte ein hundert Meter langer Wüstenstreifen mit Alufolienfetzen, dann die Lichtbarriere und fünfzehn Meter weiter die Tür zum Endlager des Atommülls. Wir rollten die MOBAPEP bis auf sechs Meter an die Lichtbarriere heran und parkten sie an einer der Tunnelseiten. Durch lange Drähte, die in dem Tunnel gespannt waren, steuerten wir den Abschuß der Schienenkanone. Als wir bereit waren, stiegen wir in den Panzer ein, schalteten das Stroboskoplicht aus und schalteten den Ultraschall ein. Innerhalb einer Minute waren wir von tausend Riesenratten umgeben, die in ihrer Gier nach diesem lieblichen Ton übereinander kletterten und sich um die MOBAPEP drängten, als wäre sie eine Futterkrippe.
Fred Fine und ich schoben Schrotflinten durch die vorderen Schießscharten.
Casimir drückte auf den Knopf.
Wir konnten das Geschoß nicht sehen, als es an dem Fahrzeug vorbeisauste. Aber wir hörten die Explosion und sahen den Lichtblitz. Die Ratten wichen vor der Explosion zurück. Fred Fine und ich eröffneten das Feuer und erledigten die Lichtmauer mit wenigen Schüssen, worauf die Rattenarmee mit einem Aufschrei der Freude in das lange ersehnte gelobte Land stürmte; wir folgten. Wir hatten befürchtet, der Sprengkörper würde nicht ausreichen, die Tür aufzusprengen, aber selbst mit der eingeschränkten Sicht konnten wir das unebenmäßige Loch und die brodelnde Silhouette des Rattenstroms erkennen, der sich hindurchzwängte. Als wir sehr nahe davor waren, wurden einige Ratten von Maschinengewehrfeuer zurückgeschleudert und ein Kroatobaltoslowene duckte sich durch das Loch und kam in seinem gespenstischen Strahlenschutzanzug auf uns zugelaufen; zwei Ratten hingen an seinem Körper.
Fred Fine klappte die Luke auf, zückte das Schwert, während er hinaussprang, sprang den Mann an und brüllte dabei »SHEKONDAR!« Ich griff nach seinen Beinen, aber er befreite sich, sprang auf den Boden, zertrat ein paar Rattenschädel und näherte sich dem Kroato. Ich weiß nicht, ob er den Mann retten oder töten wollte. Eine Ratte versuchte, durch die offene Luke hereinzukommen, aber ich stieß sie zurück und beugte mich mit der Schrotflinte hinaus. Ich bekam einen Hörschaden fürs Leben, änderte aber nichts am Ergebnis. Als die Ratten auf meinen Rücken sprangen und ich Fred Fine nicht mehr sehen konnte, blieb mir nur der Rückzug. Ich setzte mich, machte die Luke zu und wir warteten eine Weile. Aber es passierte nichts; wir sahen nur Ratten durch das Loch und unser Geigerzähler klickte unverändert.
Casimir wendete die MOBAPEP, und wir pflügten durch Ratten und folgten den Tunneln, bis wir ins städtische Abwassersystem gelangt waren. Pertinax spielte weiter. Von Zeit zu Zeit sang er oder brüllte etwas, das die Mikrofone zwischen den Orgelpfeifen aufschnappten: »Es gibt weder Stadt noch Maisfeld noch Obsthain! Alles ist Fels & Sand; Es gibt weder Sonne noch Mond noch Sterne, nur zerklüftetes Wintergestein, das, von inneren Feuern getragen, in der Leere sich zusammendrängt. Ungeduld vermag nun nicht mehr zu bestehen!«
Wir fanden den Kanaldeckel, den wir suchten, ohne Mühe, denn das graue Morgenlicht schien hindurch. Die Wachmänner warteten schon darauf, daß sie uns herausziehen konnten, und als wir auf der Straße standen, sahen wir zivile Ordnungshüter um uns herum und, was noch besser war, unsere Freunde. Über uns ragte, eine halbe Meile entfernt, der Plex auf und nahm im Anbeginn des Morgengrauens eine braunrosa Farbe an. Alles war still, abgesehen vom fernen Summen der TUGler, die sich unmittelbar vor den Polizeiabsperrungen versammelt hatten und ihre OM-Generatoren auf volle Lautstärke gedreht hatten.
Während unseres freudigen Wiedersehens kamen zwei absurd seriöse Männer mit einem ganzen Haufen komplexer Anliegen und Fragen zu mir. Als sie sich vorstellten, wurden wir alle von einer
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