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BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)

BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)

Titel: BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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haben es für einen Spottpreis gemacht, wenn man die wirtschaftliche Lage bedenkt. Und was die Straßenschilder angeht – sie sind nich’ billig, aber sie bringen die Kundschaft her, vor allem im Herbst und Frühling.«
    Charity beugte sich gespannt vor. »Aber, Tante Annie, wie konntest du dir das alles leisten?«
    Wieder reagierte Annie zurückhaltend und zögerlich. »Ich bin zu etwas Geld gekommen. So wie jeder hier auf dem Nordkamm. Ich ... ich werde dir später alles erzählen.«
    »Das ist doch wundervoll!«, freute sich Charity.
    Aber Jerrica hatte die Botschaft verstanden: Annie wollte nicht darüber reden, aus welchen Gründen auch immer, jedenfalls nicht jetzt. Deshalb warf sie schnell ein: »Aber Charity hat recht, Miss Walsh. Das Gästehaus sieht wirklich fantastisch aus.«
    »Ach, Sie dummes Ding«, kicherte Annie. »Nennen Sie mich doch bitte Annie. Oh – ich hole schnell den Tee!«
    Tante Annie erhob sich vom Sofa, sehr schnell und beweglich für eine Frau ihres Alters, und verschwand durch einen dunkelroten Vorhang. »Deine Tante ist wirklich cool«, nutzte Jerrica die Gelegenheit.
    »Ja, das ist sie.« Charity starrte schweigend vor sich hin. »Sie ist der wunderbarste Mensch der Welt. Ich verstehe nicht, wie ich das vergessen konnte.«
    »Na ja, wenn man so lange von jemandem getrennt ist, verblasst die Erinnerung an ihn.«
    »Ich weiß«, gab Charity zu. »Aber Annie ist anders. Viele Leute kommen aus dieser Gegend. Sie ist ...«
    »Unvergleichlich«, schlug Jerrica vor.
    Charity strahlte. »Das ist es! Das ist das perfekte Wort!«
    » Was ist das perfekte Wort?«, fragte Tante Annie, die ein Tablett mit einem wunderschönen silbernen Service dampfender Teetassen trug.
    »Ach, nichts, Tante Annie«, sagte Charity. »Nur Mädchengeplapper.«
    Annie lächelte. »Tatsächlich? Nun, ihr werdet’s vielleicht nicht glauben, aber ich war auch mal jung. Und ich weiß, was Mädchen plappern. Deshalb hab’ ich auch dafür gesorgt, dass Jerricas Zimmer direkt neben deinem liegt, Charity. Da gibt’s ’ne Verbindungstür, die könnt ihr aufmachen, wenn ihr Mädchengespräche führen wollt.«
    Jerrica wog diese Bemerkung ab. Ein vielsagender Kommentar ...
    »Danke, Tante Annie, das war sehr aufmerksam.« Charitys Stimme nahm einen verträumten Ton an. »Es ist so schön, wieder hier zu sein.«
    »Und es is’ schön, dich wieder hier zu haben. Ich war immer davon überzeugt, dass du nie hättest gehen sollen, aber ...«
    »Tante Annie, nicht«, unterbrach Charity sie und beugte sich wieder vor. »Es war nicht deine Schuld.«
    Annie lehnte sich schwerfällig in ihrem Sessel zurück. Eine Pause dehnte sich aus.
    »Stört es Sie, wenn ich rauche?«, fragte Jerrica, um die Stille zu durchbrechen. Sie hatte den umgedrehten Schildkrötenpanzer auf dem Holztisch bemerkt.
    »Oh nein, überhaupt nicht«, antwortete Annie. Jerrica zündete sich erleichtert eine Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und beobachtete dann mit einigem Erstaunen, wie Annie eine lange Meerschaumpfeife hervorholte und sie mit Tabak stopfte. Die Klischees verwirrten sie. Mein Gott , dachte Jerrica. Das ist alles so provinziell hier. Ein Wunder, dass sie keine Maiskolbenpfeife rausgeholt hat!
    Jerrica nahm sich einen Moment, um Annies Gesicht genauer zu betrachten. Ja, es war verwittert, aber vornehm, faltig, aber hübsch. Ihre blauen Augen waren so klar wie die eines Teenagers. Sie schien für eine Frau ihres Alters eine fantastische Figur zu haben. Ich hoffe, dass ich auch so viel Glück habe .
    Dann wanderte ihr Blick zu Charity. Anderes Haar, eine andere Gesichtsform, aber trotzdem auf eine seltsame, schlichte Weise hübsch. Doch die Stille wurde immer drückender. Jerrica wusste, dass sie etwas dagegen unternehmen musste. »Oh, da ist noch etwas, das ich Sie fragen wollte. Ich habe es im Redaktionsnetzwerk gelesen. Ich würde gern etwas über die Abtei wissen.«
    Annie sah plötzlich erschrocken aus. Dünner Rauch stieg aus dem kleinen weißen Pfeifenkopf auf. »Die Abtei? Ach, du meine Güte«, schaffte sie schließlich zu sagen. »Die ist doch schon seit Jahrzehnten geschlossen.«
    »Ich erinnere mich, dass du etwas von einer Abtei erwähnt hast«, sagte Charity. »In einem deiner Briefe.«
    Annie seufzte. »Oh, natürlich, aber da gibt’s nich’ viel zu erzählen. Es war, nachdem ... also ... nachdem der Staat dich mitgenommen hatte. Wroxeter nannten sie sie. In den Wäldern hinter Crolls Feldern. Nichts Besonderes. Die Katholiken

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