Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)

BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)

Titel: BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
Vom Netzwerk:
denken.
    »Gottes Wege sind unergründlich«, sagte sie.
    (II)
    »Gottes Wege sind wundersam«, konstatierte Alexander sachlich hinter dem Lenkrad des Diözesanmercedes. Er beantwortete eine Standardfrage, die Jerrica gestellt hatte. Wenn es einen Gott gibt, wie kann es dann Kriege geben? Wie kann es ethnische Säuberungen und Mord und Vergewaltigung und Kindesmissbrauch geben ... Typische Fragen eines Nichtgläubigen.
    »Die Besitzurkunde für die Welt hat nicht Gott«, sagte er. »Die hat der Teufel und er hat sie, seit Eva ihre Beißerchen in diesen Apfel schlug. Alles, was Gott hier hat, ist Sein heiliger Einfluss und Seine Liebe zur Menschheit.«
    »Aber was ist so wundersam an Krieg und Völkermord und Vergewaltigung und all so was?«, bohrte Jerrica.
    »Nichts. Gottes Liebe zu Seinem Reich ist der wundersame Teil daran. Ich kann nicht über Sie urteilen«, sagte er, als er um die nächste lang gezogene, bewaldete Kurve lenkte, »aber ich kann Ihnen versprechen, dass Sie wissen werden, wovon ich rede, wenn Sie sterben.«
    Jerrica rückte ihr Top zurecht und machte ein ehrfürchtiges Gesicht. »Sie glauben das alles wirklich, oder?«
    Alexander warf ihr einen Blick zu und zündete sich eine Zigarette an. »Ja. Ich glaube es, weil es wahr ist.« Dann zitierte er aus den Psalmen: »›Ich habe den Weg der Wahrheit erwählt.‹ Und Völkermord, Vergewaltigung, Mord, Krieg?« Römer: »›Alle Kreatur sehnt sich mit uns und ängstet sich noch immerdar.‹« Und schließlich Jesaja: »›Ich habe dich auserwählt im Ofen des Elends.‹«
    »Ich ...« Jerrica blinzelte. »Ich glaube, ich verstehe, was Sie meinen.«
    »Aber Sie glauben kein Wort davon«, forderte Alexander sie jetzt heraus. »Sie wollen mich nur beschwichtigen.«
    »Nein, will ich nicht!«
    »Doch, sicher.« Er kicherte. »Aber machen Sie sich keine Sorgen. Sie werden das Licht sehen, bevor Ihr Dasein auf Erden beendet ist. Sie werden zu Gottes Reich aufsteigen.«
    Jetzt lächelte Jerrica. »Oh, wirklich? Woher wissen Sie das? Sind Sie ein Hellseher? Hat Gott Ihnen das ins Ohr geflüstert?«
    Alexanders Blick wurde leer wie der eines geschnitzten Holztotems. »Ja«, sagte er. »Das hat Er tatsächlich.«
    Sie fuhren eine Zeit lang schweigend weiter. Das hat sie zum Nachdenken gebracht, war sich Alexander sicher. Gut. Das ist mein verdammter Job. Dafür bezahlt Gott mich.
    Sie waren bereits bei Hull’s gewesen, wo Alexander Taschenlampen, Batterien, ein paar Spirituslampen, Arbeitshandschuhe und Putzmittel gekauft hatte. Dann waren sie langsam durch die Stadt gefahren – was man so Stadt nennt, hatte der Priester festgestellt –, wo Jerrica ihm die Bar und den Imbiss gezeigt und ihm dann in einer Seitenstraße die Sache mit den Nähereien erklärt hatte. Offenbar war es ganz üblich, dass auswärtige Textilfabriken hierher kamen und Frauen zu Minimallöhnen beschäftigten. Unterdrückung, so wusste er, war relativ. Und sie kamen an noch mehr Unterdrückung vorbei, als sie wendeten und zurückfuhren. »Und hier sehen Sie Donna’s Antiquitäten«, sagte sie und deutete auf den hohen Schindelbau. »Es ist in Wirklichkeit ein Bordell.«
    »Oh, tatsächlich? Ich sollte hineingehen und fragen, ob sie 1820er Sheraton-Kommoden aus Hepplewhite-Walnussholz haben. Stellen Sie sich vor, was für Gesichter die machen würden!« Alexander lachte. »Ein Priester? Der in ein Freudenhaus geht?«
    Auch Jerrica erheiterte die Vorstellung. »Irgendwie kann ich es mir nicht recht vorstellen.«
    »Das wäre nicht das erste Bordell, in das ich gehe.«
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
    »Ich war nicht immer Priester, müssen Sie wissen«, gestand Alexander. Er hatte tatsächlich so einige dieser Etablissements in Saigon besucht, wo man Sex für einen Zehner und einen Blowjob für einen Dollar bekam. Das war sogar noch billiger als auf dem Land. Gott zahlte einem so etwas gerne heim; dreimal war Alexander wegen Tripper behandelt worden, der so heftig gewesen war, dass es sich angefühlt hatte, als hätte man ihn mit einem mobilen Stromgenerator verbunden. Man überlebt und lernt dazu, dachte er. Bevor er sich für die Priesterschaft entschieden hatte, waren ihm die fleischlichen Sünden nicht fremd gewesen. Einige der Dinge, die er in den Bordellen Vietnams mit ansehen musste, waren wirklich haarsträubend: »Gangbangs« und »Analpartys«, 20-Mann-Blowjobs, GIs, die Zwölfjährige dafür bezahlten, dass sie es mit Hunden trieben. Und am College waren die Mädchen

Weitere Kostenlose Bücher