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BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)

BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)

Titel: BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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großes Unheil über mir schweben. Aber du hast recht, das war der Grund, weshalb die Behörden dich mir weggenommen haben, weil sie meinten, dass ich nich’ genug Geld hatte, um dich vernünftig aufzuziehen. Hatten wahrscheinlich recht. Ich hoff’ nur, dass du mir vergeben kannst.«
    »Tante Annie!«, rief Charity aus. »Es war doch nicht deine Schuld!«
    »Ich hoffe, du hast recht, mein Schatz. Ich kann nur sagen, dass ich mein Bestes versucht hab’ mit dem, was ich hatte.«
    »Natürlich hast du das!«
    »Und ich hab’ mich ganz schlecht gefühlt, weil ich dir immer nur Briefe geschrieben hab’, all die Jahre, und dich nie eingeladen hab’, aber der Grund war, dass sich einfach nichts verändert hat. Deine alte Tante Annie is’ immer nur ärmer und ärmer geworden, und das Haus wurde immer gammeliger.« Annie wischte sich eine Träne aus dem Auge. »Ich hab’ mich einfach zu sehr geschämt, um dich hierher einzuladen. Aber dann ...«
    Charity saß auf der harten Metallbank und wartete.
    »Was dann geschah, war wie ’n Geschenk Gottes. Sie nannten es ’ne Sammelklage . Stellte sich raus, dass mein Land und noch ’n paar Tausend Hektar auf beiden Seiten sogenannte ‚Einkünfte aus natürlichen Bodenschätzen nach Anhang E’ abwarfen. Und schon ziemlich lange hatte Northeast Carbide Erdgas da rausgepumpt, ohne jemandem was davon zu sagen – von unserem Land! Die haben damit ’n paar Millionen im Jahr verdient und irgendein cleverer Anwalt aus Roanoke hat Wind davon bekommen und den Fall übernommen. Hat vorm Bundesgericht bewiesen, dass diese Carbide-Bastarde uns beklaut haben, das Gas aus unserm Land gepumpt und nichts dafür bezahlt haben. Und dieser Anwalt hat die Klage gewonnen. Und ich und ’n paar andere hier aus der Gegend haben was bekommen, was sich ›anteilsmäßiger Ausgleich‹ nannte, je nachdem, wie viel Hektar wir jeder hatten. Die meisten – du weißt ja, wie die Leute sind – haben ihr Geld versoffen und verspielt. Aber ich hab’ meins für die Renovierungen und die Schilder genommen. Der Anwalt hat sich ’n Drittel vom Gesamtbetrag eingesackt, aber das war die Sache wert. Ich hab’ fast ’ne halbe Million Dollar bekommen. Das meiste hab’ ich auf die Bank gepackt, aber ’n Teil davon hab’ ich genommen, um das Haus zu renovieren und die ganzen Schilder aufzustellen.«
    »Schilder?«, fragte Charity.
    »Die Straßenschilder, Kind, ihr habt sie doch auf dem Weg hierher gesehen. Die Leute sehen die Schilder auf dem Highway und kommen hierher. Wir liegen ganz gut für ’ne Rast auf dem Weg nach Süden und es gibt ’n paar ganz nette Touristenattraktionen, den Boone National Forest oder Kohls Point, der beste Angelplatz im Bundesstaat. Und natürlich die Wälder. Und weißt du was? Es funktioniert. Vor allem im Herbst und Frühling hab’ ich das Haus voll und verdien’ ganz gut daran. So konnte ich mir Goop leisten und die ganzen Blumenbeete und Wege. Und ich bekomme jeden Monat ’n paar 1000 Zinsen für das, was noch auf der Bank liegt. Aber ...« Annies anmutiges Gesicht blickte nach unten, die Blumen in ihrem Schoß sahen wie etwas tot Geborenes aus. »Ich fühle mich so schlecht dabei ...«
    Charity konnte es beim besten Willen nicht verstehen. »Tante Annie! Das ist doch wundervoll! Es gibt keinen Grund, sich schlecht zu fühlen.«
    Annies Augen schwammen in Tränen. »Ich fühle mich schlecht, weil ich nicht verstehen kann, warum das so lange gedauert hat. Wenn das alles damals schon geschehen wär’, hätt’ ich dich nie verloren. Ich fühl’ mich, als hätt’ ich dich im Stich gelassen ...«
    Charity stand auf und setzte sich neben ihre Tante, legte ihr einen Arm um die Schulter. »Weine nicht, Tante Annie. So laufen die Dinge eben manchmal.«
    »Aber das is’ nich’ genug«, wimmerte Annie. »Deine Mama is’ auf so schreckliche Weise von ihrer eigenen Hand gestorben, kein Jahr, nachdem sie dich geboren hatte – sie war meine Schwester. Ich fühlte mich verpflichtet, mich um dich zu kümmern, aber ich konnte ’s nicht. Der verdammte Staat hat dich mir weggenommen.«
    Charity streichelte Annies Schulter. »Es war nicht deine Schuld, Tante Annie. Du hast getan, was du konntest, und das ist mehr, als die meisten von sich behaupten können. Und sieh es doch einmal so: Dir geht es gut mit deinem Gästehaus und mir geht es gut mit meiner Karriere und meinen Abendvorlesungen. Es ist schon so, wie man sagt ...«
    Aus irgendeinem Grund musste Charity an den Priester

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