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BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)

BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)

Titel: BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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wollen? Wohl eher nicht.
    Warum also diese permanenten Grübeleien?
    Es schien fast so, als wäre Jerrica der Archetyp all der Dinge, die Charity gerne wäre. Ja. Jerrica.
    »Ham Sie Jerrica gesehn, Miss Charity?«, fragte Goop und beugte sich dabei vertraulich über seine Schubkarre vor.
    »Sie ist mit Pater Alexander in die Stadt gefahren«, sagte Charity.
    »Oh ...«
    Kein Grund zur Eifersucht, Goop, hätte sie am liebsten gesagt. Der Mann ist ein katholischer Priester. »Er scheint ein unkonventioneller Mann zu sein.«
    Goops Gesicht wurde ausdruckslos, als würde ihm das Wort unkonventionell nichts sagen, was durchaus der Fall sein konnte. »Hab’ ihn noch nich’ getroff’n, aber Miss Annie sagte, dass er letzte Nacht angekomm’ is’.«
    »Oh, ich bin sicher, du wirst ihn mögen. Ach, übrigens, wo ist denn Tante Annie?«
    »Auf ihr’m Spaziergang, glaub’ ich. Sie geht jeden Nachmittag in ’n Wald spaziern.«
    Charity erinnerte sich; sie hatte Tante Annie gestern schon im Wald verschwinden sehen, mit zwei Blumensträußen im Arm. Und wo sie jetzt so darüber nachdachte, hatte ihre Tante vor 20 Jahren, als Charity hier gelebt hatte, das auch schon jeden Tag getan, nicht wahr? Wohin ging sie wohl?
    »Wird gleich wieder da sein«, beteuerte Goop. Aber in seinem Gesicht war deutlich eine Spur von Verletztheit zu erkennen – er dachte an Jerrica. »Na, muss jetz’ los, sehn uns später. Bye.«
    »Bye, Goop.«
    Sie sah ihm zu, wie er die Schubkarre über den gewundenen Weg zu den hinteren Blumenbeeten schob. Armer Goop, dachte sie. Weißt du nicht, dass du nur ein One-Night-Stand warst? Was für eine traurige Wahrheit, in die Charity da eingeweiht war. Dem armen Kerl stand ein schwerer Fall von gebrochenem Herzen bevor.
    Doch diese Gedanken brachten ihr wieder mit neuer Intensität ihre eigene Misere zu Bewusstsein. Das ist es, woraus mein gesamtes Erwachsenenleben bestand: aus einer endlosen Reihe von One-Night-Stands ...
    »Charity!«
    Sie blickte auf, zum gegenüberliegenden Ende des weitläufigen schattigen Hofes. Da war ihre Tante, kaum zu sehen, und winkte ihr zu.
    Charity ging lächelnd über die Steinwege, vorbei an gewaltigen Eruptionen von Blüten. »Ich habe mich schon gefragt, wo du steckst.«
    »Oh, ich pflück’ nur meinen täglichen Blumenstrauß«, antwortete ihre Tante, als sie sich über ein Beet verschiedenfarbiger Indianerpinsel und Blaulöckchen beugte.
    Charity stand neben ihr und ließ sich die Schultern von der Sonne wärmen. Ihre Tante trug ein leichtes Sommerkleid, das mit ihrem fast identisch war: ein schlichtes pastellfarbenes Hellgrün. »Ich erinnere mich jetzt«, sagte Charity. »Als ich noch klein war. Jeden Tag hast du Blumen gepflückt und bist dann auf einen langen Spaziergang in den Wald hinterm Haus gegangen. Wo gehst du hin?«
    »Nun ...« Annie stand auf und lächelte ihre Nichte vage an. »Ich schätze, nach all den Jahren war’s an der Zeit, dass du’s herausfindest, nicht wahr?«
    Charity fragte nicht nach; sie folgte einfach ihrer Tante in den dichten Wald. Die eng beieinanderstehenden Bäume – ein Mix aus Schwarzeichen, Rotahorn und großen, hohen Hickorynüssen – ließen den Wald abendlich kühl erscheinen, und genauso dunkel. Der Feldsteinweg führte immer weiter, und Charity fragte sich wieder, woher das ganze Geld dafür gekommen war. »Tante Annie?«, konnte sie nicht widerstehen. »Eine Sache macht mich wirklich neugierig ...«
    »Lass mich raten, Schatz«, entgegnete ihre Tante. »Du willst wissen, woher ich das Geld habe.«
    War diese freundliche alte Dame eine Hellseherin? Oder hatte sie genau diese Frage schon die ganze Zeit erwartet? Natürlich Letzteres. »Hm, ja, wenn es okay ist, dass ich das frage«, gab Charity zu. »Ich weiß nicht mehr allzu viel aus der Zeit, als ich hier mit dir lebte, aber ... weißt du, das Haus war heruntergekommen, es gab diese ganzen schönen Wege nicht – das Geld war knapp. Ich meine, das war doch der Grund, weshalb der Staat mich dir weggenommen hat, nicht wahr? Weil sie der Meinung waren, dass du nicht genug Geld hattest, um mich großzuziehen ...«
    Tante Annie schien zu welken, ihr Schritt wurde kraftlos. Hinter der nächsten Kurve befand sich eine Sitzgruppe mit zwei weiß gestrichenen Eisenbänken, die sich gegenüber standen; deprimiert setzte sie sich dort hin und winkte Charity mit der Hand, es ihr gleichzutun. »Manchmal glaub’ ich, dass das Glück nich’ auf meiner Seite steht, als würde ’n

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