BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)
seltsam ist?«
»Das ganze Gebäude ist seltsam«, sagte Pater Alexander. »Mein Boss ist seltsam. Die ganze katholische Kirche ist seltsam.«
Er wich ihrer Frage aus, worin er, wie sie mittlerweile festgestellt hatte, ziemlich gut war.
»Kommen Sie, Pater! Das Verwaltungsbüro zuzumauern, ist eine Sache. Aber der Raum im Keller?«
»Wir wissen nicht einmal, ob es ein Raum ist «, erinnerte er sie. So wie er es oben getan hatte, hatte er auch unten versucht, die Wand mit dem Vorschlaghammer einzuschlagen. Es war ihm nicht gelungen. Wer auch immer diese Wand gebaut hat , hatte er gesagt, es waren nicht die Leute, die den Pfusch da oben gemacht haben.
Seine Bemühungen hatten kaum Spuren an der Wand hinterlassen.
»Und noch komischer ist die Sache mit den Plänen«, fügte sie hinzu. »Was stand da? Nicht angelegt?«
»Nicht ausgehoben «, korrigierte er. »Aber das ist auch egal. Man sollte doch meinen, dass mein Scheißmonsignore mir aktuelle Pläne mitgeben würde. Laut den Plänen gibt es überhaupt keinen gottverdammten Keller. Was ist das nur für eine Scheiße?«
Wieder fühlte sich Jerrica auf seltsame Weise unwohl in der Gegenwart dieses gotteslästerlichen Priesters. Es hörte sich merkwürdig an, dass solche Worte so beiläufig aus einem priesterlichen Munde kamen.
Der Abend zog ins Tal, in der Ferne zeichnete sich schon eine Wiederholung des gestrigen Wetterleuchtens ab. Es war ein langer Tag gewesen, aber Jerrica bereute keinen Moment lang, dass sie den Priester gebeten hatte, sie zur Abtei mitzunehmen.
Sie waren noch auf einige weitere Merkwürdigkeiten gestoßen. Oben, am Ende der langen Halle, hatten sie die Schlafräume der Nonnen inspiziert, die fast wie in einer Militärkaserne angeordnet waren. Jeder Raum enthielt eine Pritsche, einen Spind und einen spartanischen metallenen Nachttisch. Die Pritschen waren ohne Bettwäsche, was natürlich Sinn ergab, aber die Spinde und Nachttische, so staubbedeckt sie waren, schienen immer noch persönliche Gegenstände zu enthalten: Briefe, Schreibutensilien, Rosenkränze, Wecker. Und noch mehr persönliche Gegenstände fanden sie in den Nachttischen im mutmaßlichen Patientenschlafsaal, wo die kranken Priester gelegen haben mussten. Ja, es war merkwürdig, und Jerrica spürte, dass diese offenen Enden den Priester beunruhigten.
»Was war das noch mal, was Sie für die Post schreiben?«, fragte er, als sie die Route 154 entlangfuhren. Es war fast, als stellte er diese plötzliche Frage als Ablenkung, um das Thema zu wechseln. Als wollte er nicht mehr über die Abtei reden. »Ein Artikel über ländliche Gemeinden oder so was Ähnliches?«
»Eine Serie von Artikeln, drei Wochenendbeiträge in Folge. Die gesellschaftliche Symptomatik der modernen Blue-Ridge-Mountains-Kultur«, versuchte sie es so artikuliert wie möglich auszuschmücken. »Ich will über die Arbeit schreiben, über die Leute, die Wirtschaft, die Geschichte, sogar die Folklore.«
»Klingt interessant«, sagte Alexander und steckte sich eine Zigarette in den Mund.
Jerrica schirmte das Feuerzeug mit einer Hand ab, während sie ihm Feuer gab, dann zündete sie sich selbst eine an. »Es wird mehr als interessant werden, es wird mich auf der Karriereleiter einen Schritt nach oben bringen. Ich könnte mich selbst in den Hintern treten, dass ich meine Kamera nicht mitgenommen habe.«
»Wohin?« Der Priester runzelte die Stirn. »Zur Abtei?«
»Natürlich. Die Abtei ist genauso ein Teil dieser Gegend wie alles andere: die Nähereien, das Freudenhaus, die Moonshiner. Und wenn es zur Wahrheit dieser Stadt gehört, muss ich darüber schreiben.«
»Ich wünschte, ich könnte Ihnen mehr erzählen, aber ich weiß leider nicht viel. Alles, was die Diözese mir mitgegeben hat, waren diese Pläne und die notariell beglaubigte Schließungsurkunde.«
»Aber Sie wissen etwas über die Nonnen und das wäre eine großartige Ergänzung für meinen Artikel.« Jerrica schlüpfte jetzt in ihre professionelle Rolle, sie fühlte sich inspiriert. Vielleicht regte ihr verbotenes Verlangen nach dem Priester ja ihre Kreativität an. Sie wusste, sie konnte sich noch so zu ihm hingezogen fühlen – sie würde ihn nie bekommen, und das schien aufregender zu sein als alles andere.
»Ich kann gar nicht glauben, dass so viel Zeit vergangen ist, während wir da waren«, sagte Alexander. »Tut mir leid, dass es den ganzen Tag gedauert hat, aber, verdammt, Sie waren es schließlich, die unbedingt mit wollte.«
»Es war
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