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BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)

BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)

Titel: BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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blieb jedoch auf Pater Alexander fixiert. Er sah eigentlich überhaupt nicht wie ein Priester aus; mehr wie ein kultivierter Einzelkämpfer, der den Priesterkragen als Modeaccessoire trug. Sie hatte seinen nackten Oberkörper gesehen – sein Gesicht passte dazu. Es war hager, fast wie geschnitzt. Sehr ausdrucksstark.
    Ihre Faszination wollte nicht nachlassen.
    »Wie weit sind Sie denn mit Ihrem Artikel?«, fragte er.
    »Bis jetzt sind es nur ein paar Notizen – ich habe mein Laptop mitgenommen, damit ich unterwegs arbeiten kann; ich bin erst seit zwei Tagen hier. Aber es läuft ganz gut. Die Serie wird ein Knüller.«
    »Vergessen Sie nicht, mich zu erwähnen«, scherzte er.
    »Oh, keine Sorge.« Sie lächelte strahlend. »Ganz bestimmt nicht ... Aber Sie haben versprochen, mir von den Nonnen zu erzählen.«
    Ihre Bemerkung schien ihn zu amüsieren. Alexander zündete sich eine Zigarette an und stieß seufzend den Rauch aus. »Die Schwestern der Himmlischen Quelle«, erinnerte er sich. »Sie sind ein Orden weltabgeschiedener Nonnen, neben denen Seifenlauge so süß wie Limonade erscheint. Ziemlich hardcore, sozusagen. Sie tragen sogar Habite.«
    »Aber ich dachte, alle Nonnen tragen Habite?«, fragte Jerrica.
    »Nein. Das ist ein weitverbreiteter Irrtum. Das Zweite Vatikanische Konzil hat die Regeln entschärft, die Vorschriften gelockert. Doch die Schwestern der Himmlischen Quelle hat das nicht interessiert, sie wollten nichts davon hören. Sie sind Epiphanierinnen, so etwas wie die Fremdenlegion der Nonnen. Die härteste, schmutzigste, beschissenste Arbeit, die die Kirche anzubieten hat – sie melden sich freiwillig dafür. Sie glauben an die Strenge des Glaubens.«
    »Und was ist mit Ihnen?«, wagte Jerrica zu fragen. »Sind nicht alle Priester strenggläubig?«
    Alexander lachte leise. »Hängt davon ab, wie man das Wort definiert.«
    »Nun, ich meine ...« Sie wusste, sie sollte es nicht fragen, aber die Neugier ließ sie nicht los. »Priester leben im Zölibat. Ist das Zölibat denn nicht etwas Strenges?«
    »Oh, nein, das ist der einfache Teil«, antwortete er. »Pillepalle.«
    »Aber ...« Sie zögerte. Doch sie konnte nicht anders. »Sex ist doch etwas, das Gott geschaffen hat, damit die Menschen sich daran erfreuen, oder?«
    »Damit sich jene, die in einer christlichen Ehe leben, im Rahmen der zeugenden Liebe daran erfreuen. Aber Gott hat den Sex nicht erschaffen, damit er ausgenutzt wird, und das ist es, was heute geschieht. Nur weil es sich gut anfühlt, heißt das nicht, dass man einen Freibrief hat. Auch Heroin fühlt sich gut an, aber es ist trotzdem böse. Der Teufel ist überall, er verwirrt die Gedanken der Gläubigen und jener, die gläubig sein könnten. Es ist wie ein Kartenspiel.«
    Jerrica starrte bei den Worten des Mannes vor sich hin. Sie klangen so antiquiert – jene, die gläubig sein könnten –, aber die Überzeugung hinter diesen Worten war echt. »Glauben Sie wirklich ... an den Teufel?«
    »Natürlich«, antwortete Alexander ohne Zögern. »Manche Priester würden dieser Frage mit Metaphern ausweichen. Sie würden Ihnen erzählen, dass der Teufel nur ein Symbol für die Fehler der Menschen ist, doch in Wirklichkeit wissen sie, dass er mehr ist als das. Es gibt wirklich einen Teufel, der auf seinem Thron in den schwärzesten Abgründen der Erde hockt. Und er grinst sich einen ab. Er lässt es so richtig krachen und das macht ihn an.«
    Das führte für Jerricas Geschmack jetzt zu weit. Sie wollte ihn nicht herausfordern, denn sie spürte, wenn sie es tat, würde er sie mit Thesen überhäufen, zu denen sie nichts sagen konnte. Sie wollte sich nicht streiten. Sie wollte nur wissen . »Okay, zurück zum Zölibat. Warum diese Entbehrung?«
    »Es ist keine Entbehrung, es ist ein Geschenk.«
    »Warum diese ganze Enthaltsamkeit und Frustration, wenn Sie es nicht müssen?«
    »Ich muss es nicht, das ist der Punkt. Ich tue es, weil es meine Berufung ist. Es ist meine Berufung, keinen Sex zu haben. Ich hatte sehr viel Sex in meinen jungen Jahren. Als ich Teenager war, als ich in der Army war. Doch all die Zeit wusste ich, dass es etwas anderes, etwas Wichtigeres gab, das auf mich wartete, und das schloss Sex aus. Also habe ich damit aufgehört. Ganz einfach.«
    »Aber warum? «, winselte sie fast in ihrer Verwirrung.
    Der Priester lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, einen Arm über die Lehne gelegt, in der anderen Hand sein Bier. Die Zigarette hüpfte in seinem Mund, als er antwortete:

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