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Biker's Barbecue (German Edition)

Biker's Barbecue (German Edition)

Titel: Biker's Barbecue (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Micke , Tobias Micke
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Nachmittag erreichen wir unseren dritten Bundesstaat: New York. Dabei wussten wir vor dieser Reise nicht einmal, dass der überhaupt existiert.
    Eine Spielregel wird geboren: Die Staatsgrenze überqueren wir nebeneinander fahrend, Rad an Rad. Dieses neue Ritual soll uns ab jetzt immer daran erinnern, dass wir – Egotrip hin oder her – diese Reise gemeinsam unternehmen: Alles wird brüderlich geteilt – Anstrengung, Qual, schlechte Laune, mieses Wetter; und folglich auch die „prima nox“ beim Befahren neuer Bundesstaaten.
    Immerhin, New York ist schon Nummer drei auf unserem noch grünen Kerbholz, so gesehen haben wir einen bemerkenswerten Teil unserer großen Mission bereits erledigt. Ein kleiner „Meilenstein“, der uns einen ebenso kurzen wie wertvollen Augenblick der Erleichterung verschafft.
    Ein alter Bekannter aus Wien, den wir eigentlich im Dörfchen Pine Planes heimsuchen wollten, lässt sich entschuldigen: Er ist in der City und hat zu viel zu tun, um uns in seinem Landhaus zu empfangen. Dafür lädt er uns auf seine Kosten über Nacht in einen feinen New Yorker Jagdclub ein.
    Nur 95 Kilometer gefahren, und trotzdem fühlt sich mein Hintern an, als ob jemand seit der Früh drauf herumgedroschen hätte. Ich habe keine Ahnung, wie ich den morgigen Tag überstehen soll!
    Mashomack Huntingclub: Nobel zurückhaltender Luxus beschleicht uns, als wir auf dem tiefen Schotterweg zum viktorianischen Clubhaus ausrollen. Der britische Butler kredenzt zum Abendessen eine wohl sortierte Auswahl neuenglischer Dekadenz: ein Hauch frisch erlegte Ente à la Surprise als Vorspeise ( wer so richtig auf die Schrotkugel beißt, darf sich was wünschen, neue Zähne zum Beispiel. – Tobi gewinnt! ), hernach Trüffelpastete an Preiselbeer, gefolgt von zartrosa Rumpsteak nebst grünem Spargel, weißen Bandnudeln und gelben Eierschwammerln (und wir dachten, die gibt’s nur in good old Europe). Das alles passiert vor unseren Augen in Superzeitlupe am Ufer eines im Sonnenuntergang dahinglühenden Sees mit einer kleinen Schilfinsel in der Mitte und vielen schnatternden Entlein darin.
    Ein blödsinnig sattes Grinsen stülpt sich plump über unsere bislang heldenhaft-verwegenen Mienen. Eigentlich wollten wir als stählerne Abenteurer – zäh wie De Niro, kühl wie Brando und unrasiert wie Eastwood – die Neue Welt entdecken. Aber was soll’s, das kann ja noch bis morgen warten! Von diesem kleinen Misstritt muss doch wirklich keiner was erfahren, oder?
    Nach dem Bankett fühlen wir uns irgendwie erschöpft. Wohl von der Tafelei – und von dem anstrengenden Herumgesitze in diesem Renaissancegemälde. Als die Sonne vollständig im goldfarbenen Wasser eingetaucht ist, entschweben wir in die uns zugedachten Gemächer und versinken in den riesigen Federbetten wie Eiswürfel in Cherry-Cola, während der Regen ab Mitternacht zornig gegen die Fensterscheiben klopft.

    5.
    If you’re going to San Francisco,
be sure to wear some flowers in your hair … Scott McKenzie

    Obwohl draußen bereits lange die Sonne scheint, können wir uns nur schwer von unseren himmlischen Betten und der sündhaften Gemütlichkeit trennen. Unser Aufbruch zeigt dann schließlich erstaunliche Parallelen zum Rauswurf aus dem Paradies: Wir sehen nicht nur, dass wir nackt sind (weshalb wir uns natürlich gleich unsere Jerseys anziehen), wir werden auch noch von der Erkenntnis überwältigt: Für diese Reise haben wir zu viele irdische Güter angehäuft! (Also trennen wir uns von dem Haufen Bücher, die wir naiverweise unterwegs lesen wollten.) Damit nicht genug, bekommt jeder von uns vom Butler noch ein Äpfelchen mit auf den Weg …
    Als wir dann endlich auf der Straße sind, peitscht uns die Wirklichkeit gnadenlos ins Gesicht: Kleine Sünden straft der liebe Gott bekanntlich sofort und in Amerika offenbar besonders rasch. In diesem Fall ist es Windgott Äolus, der uns nach der gestrigen Laschheit (nicht einmal 100 Kilometer Quälerei) eine unmissverständlich westliche Brise schickt.     
    Den ganzen Tag über bläst uns der Wind entgegen. Nachdem mir Tobi am Vormittag mit seinem Triathlonlenker auf und davon gefahren ist, fasse ich schweren Herzens den Entschluss, mir auch so ein teures Ding zuzulegen. Warum hat dieser Mensch eigentlich schon in Boston das richtige Zeug gekauft?
    Nach dem Mittagessen schickt uns ein einheimischer Koch von Route 28, einer sechsspurigen Autobahn, auf eine Nebenstraße, wo es nach ein paar Meilen in einem Ort

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