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Biker's Barbecue (German Edition)

Biker's Barbecue (German Edition)

Titel: Biker's Barbecue (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Micke , Tobias Micke
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wir aufbrechen, ist es schon halb eins. Es wird einer der allerschlauchendsten Tage.
    Nie in meinem Leben hätte ich gedacht, dass man beim Radfahren in Sekundenschlaf fallen kann. Meine Beine bewegen sich vollautomatisch und weigern sich, vom Gehirn noch zusätzliche Befehle zu empfangen. Mit halb geschlossenen Augen lasse ich mich um ein Haar von einem Fernlaster überrollen, bekomme plötzlich keine Luft mehr, brülle wiederholt Stefan an (das weckt wenigstens ein bisschen auf), weil der unbedingt noch weiterfahren will, um unser morgiges Pensum zu verkürzen.
    Trotz starken Gegenwindes schaffen wir an diesem Tag noch 78 Meilen. Todmüde fallen wir in Waupun in einer Kirche ein. Der Pfarrer, ein mitleidiger Dreifaltigkeitslutheraner, spricht ausgezeichnet Deutsch; er hat polnische Eltern und viel Verständnis für unsere Lage.
    Nachdem Tobi noch Eier und Speck fürs Frühstück eingekauft hat, nächtigen wir in der Sakristei. (Wer hier schläft, sündigt nicht … )
    Stefan bittet mich, noch einen Gedanken niederzuschreiben, der mir am späten Abend durch den Kopf schlingerte: Unsere Reise ist wie eine willkürliche Abfolge von Abenteuern, Sequenzen, Bildern. Nur eines bleibt in diesem Hagelsturm von Eindrücken und Erlebnissen gleich: das Radfahren. – Das Radfahren ist immer da. Wie das Rauschen der beiden Ozeane, zwischen denen wir uns bewegen, oder der Zement in einer Mauer, der die Steine zusammenhält. Das Radfahren ist nicht nur der sinngebende Faktor unserer Reise – es ist die Reise. Es ist die logische Verbindung in diesem Kaleidoskop von Kurzgeschichten.
    Ich habe heute endlich den entscheidenden Unterschied zwischen Tobi und mir entdeckt: Tobi kann nach dem Radfahren nicht gleich essen. Ich kann dafür nach dem Essen nicht gleich Rad fahren.

    22.
    First blood. Rambo I

    Stefan spinnt! Er wirft mir vor, ich würde mich nur um mich kümmern und ihm ständig davonfahren, wenn es ihm besonders mies geht. Ich merke davon allerdings nicht sonderlich viel, weil er mir seine miesen Phasen verschweigt. Ich sage, er könne mich doch einfach um Hilfe bitten (Windschattenfahren, langsamer etc.). Er will das nicht, weil er es für Arschkriecherei hält, ich müsse das doch bemerken, er könne das doch schließlich auch.
    Ich spüre den gestrigen Tag und insbesondere die Nacht davor. Gestern habe ich für Tobi zwei Stunden lang den Dodel gespielt und ihn stillschweigend in meinem Windschatten hinter mir hergeschleift. Und was macht er heute?
    Nach einem Streit fahren wir 22 Meilen allein.
    Ich ärgere mich über Tobi so sehr, dass ich einfach nicht mehr anhalte und allein nach Madison davonfahre. Die Wut im Bauch gibt mir die Motivation dazu.
    Ich kann tun, was ich will, aber der Spinner ist nicht mehr einzuholen und bald außer Sichtweite. Nach fast zwei Stunden sitzt er plötzlich kurz vor Madison am Straßenrand. Er habe 20 Minuten auf mich „gewartet“ und wolle jetzt mit mir (!?) Mittagspause machen (Powerbar-Festschmaus – igitt!).
    In der darauf folgenden Brüllorgie schreien wir uns eine Dreiviertelstunde lang an. Autofahrer verlangsamen auf dem dreispurigen Highway ihre Geschwindigkeit, um zu sehen, was da vor sich geht. Gut möglich, dass wir inzwischen schon im Verkehrsfunk sind. („Achtung, Achtung, auf Route Nummer 151 schreien sich zwei Radfahrer an. Der Stau reicht bereits mehrere Meilen zurück …“) – Wenn wir einen Hut aufgestellt hätten, wir hätten mit unserer Attraktion vermutlich ein kleines Vermögen verdienen können. Die wenigen Pausen, in denen statt der Schreierei nur das harmonische Dahinplätschern des amerikanischen Autoverkehrs zu hören ist, brauchen wir jedoch zum Luftholen. – Als wir fertig sind (wir sind inzwischen so heiser, dass wir kein verständliches Wort mehr herausbringen), geht es uns dann wieder besser. Wir waren ohnehin zu früh dran. Mit einer Abweichung von weniger als fünf Minuten zum vereinbarten Zeitpunkt erreichen wir schließlich die Radzentrale in Madison.
    Das Radgeschäft und „Connie“, unsere Kontaktfrau, benehmen sich verblüffend professionell. Nachdem man ausgiebig meine Probleme (krummer Rücken, schmerzende Knie) studiert hat und die Montage eines neuen Lenkers nichts hilft, stellt man mir für den nächsten Tag ein ganz neues, größeres Rad in Aussicht.
    Wir übernachten bei Mary, der Tochter des Firmenbesitzers, deren Haus an einem nahen See liegt, und werden am Abend Zeugen eines martialisch-schönen Sonnenuntergangs: Mit

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