Biker's Barbecue (German Edition)
wichtigen Tätigkeiten: Im Hot-Pool planschen und 7Up saufen, während Kyle vor unserer Nase Rasenmähen muss( „Na, Kyle, macht’s Spaß? – Sollen wir dir nicht helfen?“ ), Strand besichtigen, Räder ölen und putzen (Gott, was für ein Dreck!) und essen. „House of Flavors“ ist eine Institution, die man auch in Wien einführen sollte: Tex-Mex-Omelett und Peanutbutter-Ice ( leider nur die Diätversion ) bis zum Umfallen. Man beachte das progressive Fress-System: Wer ein Kilo Eis verdrückt, kriegt das zweite billiger! – Barth, Kyles kleiner Bruder, ist so nett, uns einen 25-%igen Rabatt zu verschaffen.
Am Abend lädt uns die Mutter der beiden dann noch als Draufgabe zum Taco-Essen ein. (Sie mag uns jetzt doch und unsere verrückten Geschichten und will, dass auch ihre Freundin, die Wirtin, uns kennen lernt.)
Danach erweisen wir uns als unverbesserlich. Weil wir nämlich schon mal hier sind, müssen wir in Tikis Teeny-Temple (so der Name dieser geistreichen Stätte) unbedingt nach der Teeny- auch noch die College-Night ausprobieren: Sie ist etwas betagteren Semestern gewidmet, also Leuten von über 18 bis ungefähr Ende 20.
Ach ja, Londy, die hübsche Nachbarstochter, hat unserer Gastgeberin verraten, dass sie Tobi „süß“ findet und bei der College-Night auf uns warten wird. – Londy. Was für ein Name! Kommt das von „Blondy“? Aber Londy ist gar nicht blond. – Wahrscheinlich deshalb. Als wir Londy endlich finden, ist sie jedenfalls sturzblau und wird von Dorfmachos umlauert, die das inzwischen auch schon bemerkt haben. Armer Tobi! Mir ergeht es allerdings auch nicht besser: Der Diskjockey will nicht einmal „Born in the USA“ für mich spielen. – In Anbetracht der bedrückenden Situation und des inzuchtartigen Verhaltens des Publikums (Iiih, Leute, die nicht zum College gehören!) geraten wir blitzartig in Aufbruchsstimmung.
Der Frust verkürzt uns den halbstündigen Heimmarsch und schenkt mir (nachdem wir uns kräftig verlaufen haben) als Gegenleistung wenigstens süße Träume. – Beinahe mehr, als man von drei Stunden Schlaf erwarten kann.
21.
Dead men cycling Filmtitel
Irgendjemand, der sich offenbar auch die Nacht um die Ohren geschlagen hat, stellt in geistiger Umnachtung seinen Volvo auf dem Verladeplatz ab und nimmt die Schlüssel mit, so dass die Hafenleute das Auto nicht auf die Fähre schaffen können. Ein halbes Dutzend verzweifelter Aufrufe später steht der Wagen dann noch immer da. Vielleicht hat ihn nur irgendein Betrunkener versehentlich am Hafen abgestellt? – Egal, als das Schiff mit fünfzehnminütiger Verspätung ablegt, ist das Objekt des Ärgernisses jedenfalls weg. (Vielleicht haben es die Jungs auch einfach nur gesprengt …)
Dichter Nebel und verhangener Himmel. Grauer See auf grauem Grund: Lake Michigan an einem verunglückten Junimorgen. Farblos ist auch die Stimmung: Übermüdet und ein wenig übellaunig lassen wir die mehrstündige Überfahrt verstreichen. Anders als auf dem „Traumschiff“ ( das einzige große Schiff, das Stefan kennt! ) sind fast nur alte Opas und Omas an Bord. – Wir verkriechen uns also im Bordkino, sehen „Schweinchen Babe“ und schreiben einen Stapel Postkarten nach Hause.
Als wir unsere Räder von der Fähre auf die Docks von Manitowoc schieben, sind wir richtig glücklich, wieder in den Sattel zu dürfen: Vom Fahrrad aus ist Amerika irgendwie überschaubarer als eingepfercht zwischen blauhaarigen, lederigen Pensionistenherden und plärrenden Müttern mit Kinderwagen.
Das Schiff spuckt uns in einem neuen Land aus: Wisconsin. So hat uns keine Landschaft mehr angesprungen, seit wir vor drei Wochen in Boston mit feuchten Handflächen aus dem Greyhound gestiegen sind. ( Stefans Handflächen waren natürlich vom Bourbon feucht, hihi … )
Aber ein unbekanntes Bild wie dieses nötigt uns inzwischen keinen Respekt mehr ab. So richtet sich die Aufmerksamkeit auf das einzige Ziel, das wir heute noch zu erreichen haben: unsere täglichen 60 Meilen. (Die tägliche Dosis. – Ahhh … Richtige Kilometer-Junkies sind wir geworden.) – Was anfangs bedrohlich und beängstigend wirkte, ist nun beruhigend: Eine Klammer, die die Stunden, Tage und Wochen zusammenhält.
Von Manitowoc aus rufen wir unseren Sponsor, die Radfirma „Trek“, an. Mit „Connie“ (so der Deckname unserer Kontaktfrau) vereinbaren wir, dass wir am nächsten Tag um 14 Uhr in der Zentrale in Madison sein werden. Das sind noch ungefähr 130 Meilen. – Als
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