Biker's Barbecue (German Edition)
riesigen Ventilators ganz gut zu überstehen. Zweimal müssen die Charging Crows in dieser Nacht mit dem Krankenwagen ausrücken. Aber für sie ist das normal.
Game Zone
Das „Computerspiel“, das im Osten mit Raupen und Eidechsen begonnen hatte, hat in diesen Tagen wieder mal ein neues Level erreicht: Nicht wegen der Glasscherben – davon liegen im Reservat eigentlich auch nicht mehr herum als anderswo. Die neue Herausforderung sind Libellen, die im Zickzackkurs und Zeitlupentempo über die Straße schweben, um dann urplötzlich und völlig unvermutet in irgendeine unvorhersehbare Richtung zu schießen. Die Chancen, da irgendetwas vorauszuberechnen oder womöglich auszuweichen, sind verschwindend gering.
4.
Eine Kuh macht Muh,
große Kühe machen Mühe. Altes Cowboy-Sprichwort
Der Tag beginnt mit einem neuerlichen Ritt durch Indianerland. Wie ein Klebeband ist die Straße in die Landschaft gelegt: keine Umwege, kein weggesprengtes Gestein („Wegen so einer dummen Straße machen wir doch keine Löcher in unsere Berge!“), nur Hügel an Hügel – so weit das Auge reicht.
Schließlich eine Abart: eine allerletzte Erhebung, so groß, dass dahinter nichts mehr zu sehen ist. – Quell der Phantasie zwischen zwei Pedaltritten: Was könnte wohl danach kommen? Ein Märchenschloss? Ein Badestrand? Juwelen? Tänzerinnen? Das Meer? – Und wann endlich wird die Kuppe das gut gehütete Geheimnis preisgeben? – Wir erreichen den Horizont … – und sehen: die drei nächsten Hügel! Wer hätte das gedacht.
Bei der Abfahrt zwischen zwei Wellenbergen springt mir neben der Straße im Gras plötzlich etwas ins Auge. Es sah aus wie ein Halsband, eine Kette, etwas Wertvolles. Ich zögere eine Zehntelsekunde: Jetzt bremsen bedeutet, nachher ohne Schwung den nächsten Hügel angehen zu müssen. – Egal. Ich schleife mich so heftig ein, dass Stefan (den ich völlig vergessen hatte) beinahe mit vollem Tempo in mich reinkracht und seine Satteltasche noch mein Bein streift.
Es ist ein indianisches Halsband – ein ziemlich wertloses für Touristen, aus Leder mit silbernen Metallperlen – und es ist von den vorbeirasenden Autos schon ein wenig in Mitleidenschaft gezogen worden. Aber schon weil ich den Fund jetzt mit viel zusätzlicher Mühe bezahlen muss, beschließe ich, es als besonderen Glücksbringer zu behalten, und knote es mir doppelt um den linken Arm. – Ein Erkennungsmal für Westentaschen-Abenteurer.
Ja, ja, die Natur lernt: Pferdebremsen rotten sich in dieser Gegend zu regelrechten Herden zusammen und warten an den schweißtreibendsten Anstiegen auf langsame und schön schwitzende Radfahrer. Intelligente Tierchen! Uns liefern sie dafür eine starke Motivation, diese Hügel möglichst zügig zu erklimmen. Richtige Schrittmacher-Fliegen: Gebissen wird man nur, wenn die Geschwindigkeit unter 20 km/h fällt; entpuppt man sich allerdings als Schwächling, wird man gleich bis aufs Blut ausgesaugt.
Beim Mittagessen in Interior werfen wir uns je ein Exemplar des „einzigartigen und legendären“ Indian Taco rein. (Das kommt dabei raus, wenn man zulässt, dass sich der mexikanische Taco mit dem wienerischen Langos paart.)
Vor uns liegen nun die um nichts weniger legendären „Badlands“: Aber in unserer nachmittäglichen Faulheit beschließen wir, den mit Autos übersäten Touristen-Trampelpfad in die Berge zu meiden (schließlich kostet der Spaß ja auch 5 Dollar Maut pro Kopf!) und stattdessen auf Direktroute 44 nach Westen weiterzufahren.
Nach weiteren zehn Meilen überkommt es uns dann doch: Mit erhöhtem Puls stehen wir an der letzten Abzweigung von der 44 in die Badlands, die uns vom Tankwart in Interior geschildert worden war, und denken scharf nach: Ein Schotter-Schleichweg ins staubtrockene wasser- und zivilisationslose Bergland liegt vor uns. Und – er ist mautfrei! Sollen wir? Sollen wir nicht? Irgendwie bräuchten wir hier (nicht zum ersten Mal) eine dritte, entscheidende Stimme.
Stefan ist offenbar vollkommen egal, dass unsere ganze Reise hier in dieser Einöde mit einem Schlag zu Ende sein könnte!
Man kann ja wohl kaum eine Tour wie diese machen und sich dann einfach vor den legendären Badlands drücken.
Die geistloseren Sprüche („No risk, no fun!“) setzen sich letztlich durch: Damit liegen 35 Meilen erlesenste, bergige Schotterstraße vor uns; die ersten neun Meilen führen von hier über die Ebene zum Fuß der Badlands.
Ich halte verzweifelt nach Batman und Robin Ausschau –
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