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Biker's Barbecue (German Edition)

Biker's Barbecue (German Edition)

Titel: Biker's Barbecue (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Micke , Tobias Micke
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Berg vom Prinzip her sehr ähnlich sind: Man kommt bei beiden langsamer voran und muss daher fester in die Pedale treten. Dass der Fachmann – insbesondere der erfahrene USA-Radfahrer – die beiden so selten verwechselt, mag daher für den Laien überraschend sein. Doch mit etwas Übung ist auch nach kurzer Einschulung eine Reihe feiner Unterschiede feststellbar, mit denen man die vorliegende Naturgewalt bestimmen kann.
    Für uns ist das Auseinanderhalten kein Problem: Wenn es mir gelingt, vorneweg zu fahren, dann ist es meistens ein Berg; wenn es Tobi schafft, mich abzuhängen, dann kann es sich nur um Wind handeln.
    Da es sich der Amateur aber nicht immer leisten kann, als Messinstrument zwei ungleiche Brüder mitzuschleppen, hier noch ein paar zusätzliche Tipps:
    1) Fast jeder Berg hat einen Namen. Das kommt daher, dass Berge meist zuverlässig an derselben Stelle anzutreffen sind: Man kennt also seinen Gegner persönlich und kann ihn je nach Laune wütend verfluchen oder glücklich lobpreisen.
    Winde haben dagegen nur selten Namen (z. B. Hurrikan Boris, Taifun Toni) – weshalb auch ihre Zuverlässigkeit meist zu wünschen übrig lässt: Winde kommen und gehen, wann sie wollen, und bringen daher vorausplanende Reisende zur Verzweiflung. Und schließlich weiß man nie, wann und wo Winde das nächste Mal zuschlagen werden.
    2) Hat man einen Berg einmal bezwungen, so kann man stolz von ihm herabblicken. Hat man hingegen versagt, so kann man später immer noch an den Ort der Niederlage zurückkehren und einen erneuten Versuch starten. – Einem bezwungenen Wind triumphierend nachzublicken, bringt selten das erhoffte Hochgefühl. Hat hingegen der Wind über den Reisenden gesiegt, so sollte man Ort und Jahreszeit der Niederlage in Zukunft tunlichst meiden. (Die Chance, einen Hurrikan zweimal zu überleben, ist gering.)
    3) Einen bezwungenen Gegenwind kann man – im Gegensatz zum Berg – nachher nicht wieder hinunterfahren. Um zu einer vergleichbaren Erholung zu gelangen, müsste man auf Rückenwind warten. Doch das kann dauern. Gegen- und Rückenwind treten nur selten als Paar auf, und in manchen Gegenden Amerikas würde eher ein Berg aus dem Boden wachsen, als dass ein Rückenwind des Weges käme.
    4) Winde machen Lärm – viel mehr Lärm als Berge. Wenn man einen Berg nicht mehr ertragen kann, kann man im Notfall einfach vom Rad steigen und eine Zeit lang die Augen zukneifen. – Manche Winde brüllen einem dagegen derart ins Ohr, dass man ihre Existenz auch mit größter Mühe und einem Höchstmaß an Gleichmut nicht ignorieren kann.

    6.
    The Drum of the Big Indian Sacco & Mancetti

    Die Nacht im College war unheimlich: „Urwaldtrommeln“ in der Ferne, pfeifende Heizungsrohre, quietschendes Gebälk, knarzende Böden.
    Ich versuche mir einzureden, dass so ein großes Gebäude logischerweise irgendwelche Geräusche machen muss. Aber andererseits: Was um Himmels willen soll diese Geräusche verursachen?!
    Um 22.30 Uhr so etwas wie Schritte auf dem Gang. Jemand verlässt das Haus? Jemand war da?? Yuck!!
    Morgens früh um 6.30 Uhr sind wir definitiv draußen! Immerhin gibt uns das für heute einen guten Start: Auf dem Programm steht schließlich niemand Geringerer als Mr. Mount Rushmore, das (oder zumindest ein) Nationalheiligtum der Amerikaner.
    Auf dem College-Vorplatz stellt sich heraus, dass es in der Nacht heftig geregnet hat. Gut, dass wir uns am Abend zuvor doch nicht für die Freiluftvariante entschieden haben. Auch gut, dass uns in der Nacht niemand vor die Tür gesetzt hat.
    Der Tag fängt schwer beschissen an und denkt nicht daran, auch nur einen Hauch besser zu werden. Stefan ruiniert beim Festziehen seiner Sonnenbrillenschrauben meinen nagelneuen Leatherman und schneidet mir dann zur Strafe noch ordentlich damit in den Finger! Es ist kalt und nass. Die kommende Auffahrt wird für mich zur Qual.
    Endlose, breite Autokolonnen wälzen sich auf der zweispurigen Autobahn in die Black Hills, riesige Reklametafeln, kitschige Blickfänger (blinkende Plastikbären, schwankende Präsidenten-Attrappen) und jede Menge selbst ernannte Attraktionen: Gold schürfen für jedermann, Wasserparks, Souvenir-Supermärkte und als Krönung ein Aquarium mit Robben und Delphinen (auf 2000 Meter Seehöhe ein regelrechtes Muss!).
    Während einer Pause schenkt uns ein mitleidiger Radfahrer aus MAINE (darauf legt er sehr viel wert) 20 Dollar, nachdem wir ihm von unserer letzten Übernachtung erzählt haben. – Und

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