Biker's Barbecue (German Edition)
einer langen Brücke die weitläufigen Aulandschaften des Big Horn Lake.
Als wir in Lovell ankommen, ist es fast dunkel. Acht Stunden netto sind wir im Sattel gesessen. 174 Kilometer auf der 14a, 2000 Höhenmeter hinauf ins Gebirge, dann nach kurzer Abfahrt noch einen zweiten, etwas höheren Berg hinauf und das Ganze wieder in die Ebene hinter den Big Horn Mountains hinab. Auf der Karte stellen die Big Horns die ersten „Rippel“ der Rocky Mountains dar. (Das kann ja heiter werden.)
Als wir an der Haustür von „Julia“ klopfen, merken wir sehr schnell, dass uns die Phantasie auf der Bergetappe ein bisschen durchgegangen ist (aber wer weiß, ob wir sonst bis Lovell gekommen wären). Julias Vater Gary ist nicht nur Turnlehrer, sondern auch selbst begeisterter Hobbyradfahrer; und er empfängt uns, als ob wir seine alten Nachbarn oder die neuen Untermieter wären.
Der Mann ist wirklich gut auf uns vorbereitet: Er hatte uns zwar früher erwartet als 21 Uhr, aber dafür stopft er uns jetzt mit allerlei Delikatessen voll. Gierig, wie wir sind, schlingen wir fast alles in uns hinein. Dann wird getratscht und ins Bett gegangen – natürlich jeder in sein eigenes.
Vor dem Schlafengehen hat uns Gary noch mit unermesslichem Vertrauen überschüttet: „Ich muss morgen um 6 Uhr als Letzter aus dem Haus. Ihr könnt gern noch einen Tag bleiben. Der Kühlschrank ist voll. Bedient euch!“
Ich bin von unserem Gewaltritt dermaßen erschöpft, dass ich in der Nacht Schwierigkeiten habe, meine Beine zu bewegen, wenn ich mich auf die andere Seite drehen will.
Mit freundlichen Grüßen
Irgendwie ist es angenehm, wenn man durch ein fremdes Land radelt und spürt, dass einem die Menschen dort offen Sympathie entgegenbringen: Zu den nettesten Spielarten zählt zweifellos, wenn einem bereits die Fußgänger an der Ortseinfahrt von weitem ersichtliche Willkommensgesten entgegenbringen. Aber neben dieser „Idealform“ gibt es natürlich noch unzählige Variationen.
Grüßen wird im Verlauf unserer Reise beinahe zu einer sakralen Handlung: Es sind die Bewohner Amerikas, die unsere Abenteuerfahrt segnen. Umgekehrt scheinen aber auch viele Einheimische den Wert eines soliden Radfahrersegens durchaus zu schätzen.
Manche Leute erweisen sich dieser Art von Segen als besonders würdig – das deshalb, weil sie ihn erwidern. Und ein Gruß, der erwidert wird, gibt Auftrieb. Grüßen womöglich beide, der Autofahrer (oder Fußgänger) und der Radfahrer, gleichzeitig, dann springt von der einen Hand zur anderen ein kleiner Funke Geborgenheit und Freundschaft über. Verblüffend oft hat man dieses Erlebnis bei Fernfahrern. Abgesehen von ein paar schwarzen Schafen, die es überall gibt, teilen sie unser Leben auf der Landstraße und wissen eine freundliche Geste immer zu schätzen.
Weiters im Kreis der „Lieben“: die Jungs von der Polizei, weil sie ja doch irgendwo Recht und Ordnung verkörpern, die Beschützer der Schwachen sind und einfach deshalb, weil sie in diesem Land (zumindest nach unseren Erfahrungen) ausgesprochen nett sind. Knapp dahinter: die Straßenarbeiter – weil auch sie so ein „Straßen-Schicksal“ haben, man sich mit ihnen ganz nett unterhalten kann und sie uns öfter mal ohne Wartezeiten an ihren Baustellen und Gegenverkehrsbereichen vorbeilotsen.
11.
The spaghetti incident Plattentitel
Wir entschließen uns, Garys Angebot anzunehmen und noch einen Tag zu bleiben. Ein Urlaubstag, den wir uns – wie kann es anders sein – redlich verdient haben: Wir schlafen lange und genüsslich, während der Rest der Familie (Julia und Gary) schon seit Stunden rackert.
Nach dem Frühstück schauen wir uns gemütlich „Braveheart“ auf Video an und flicken Tobis Reifen in Garys wohl ausgestatteter Garage. (Schluchz: Heute Morgen war plötzlich keine Luft mehr drin!)
Als Gary nach Hause kommt, packt er uns kurzerhand in den Wagen und macht mit uns einen kleinen Abstecher in den Bundesstaat Montana. Dort präsentiert er uns stolz die Schlucht, die der Big Horn River im Laufe der Jahrtausende ins Sediment gegraben hat: Devil’s Canyon – eine Attraktion, die eigentlich kein Mensch kennt – kann es locker mit einigen von Touristen überrannten Sehenswürdigkeiten Nordamerikas (etwa dem Grand Canyon) aufnehmen. Am Boden der Schlucht windet sich träge der grünliche Fluss, der so einladend daliegt, dass wir uns vornehmen, hier eines Tages noch mal mit dem Kanu vorbeizukommen.
Nachdem wir noch ein paar Big Horn Sheep
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