Biker's Barbecue (German Edition)
lasse ich mir fünf Stück aufschwatzen. Ich werde dafür in ein paar Tagen noch sehr, sehr dankbar sein.
Neue Klamotten sind angesagt. Irgendwo im Osten muss ich meinen einzigen Pullover verschmissen haben (die letzten bewussten Erinnerungen daran datieren aus der Zeit in Kanada). Nun, da Yellowstone und die frostigen Rockies langsam in Sichtweite rücken, ist es wohl an der Zeit, sich einen neuen zu kaufen.
Wir nützen die Tatsache, dass endlich mal wieder eine Familie mit dem Gedanken spielt, uns zu adoptieren, und genießen den Tag. Am Nachmittag beschließen wir, ein „kleines“ Päckchen mit unnötigem Ballast an die Westküste zu schicken (vor allem jede Menge Nummerntafeln aus den verschiedensten Bundesstaaten, die wir im Laufe der Wochen aus den Straßengräben aufgelesen haben). Danach werfen wir uns, kindisch, wie wir nun mal sind, ins örtliche Freibad. Dort soll es eine recht nette Wasserrutsche geben, die man für die 2,50 Dollar Eintrittsgeld mitbenutzen kann.
Die Rutsche gibt es tatsächlich – allerdings wird unsere Freude darüber sehr bald getrübt: Stefan bricht sich beim Eintauchen ins Auffangbecken beinahe das Kreuz, und ich reiße mir bei einem besonders heißen Ritt ein Loch in meine Lieblingsbadehose. (Heul!)
Vicky und Alex bereiten uns zum Trost ein feines italienisches Buffet, dem wir angesichts der hübschen Tochter Jaymi mit besonderem Genuss beiwohnen. Der restliche Abend wird vertratscht, wobei wir Alex (den Sohn) und Amanda (die ältere Tochter) kennen lernen und man uns voller Stolz das erste Enkelkind präsentiert. („Sabbel, Brabbel.“)
Unglaublich, aber wahr: Vicky und Jaymi singen in einem Kirchenchor, der sogar bereits einmal in unserem schönen Burgenland auf Tournee war! Als Vicky vom burgenländischen Wein und der Heurigen-Atmosphäre im Allgemeinen zu schwärmen beginnt, kommt bei uns Heimweh auf.
Zum Abschluss lässt mich Alex junior einen Ausritt auf seiner Rennmaschine machen (ein Vertrauen hat der Mensch!). Möglich, dass ihm einige Bewohner von Gillette dafür morgen mit der Schrotflinte auflauern werden.
9.
Wayne’s World. Filmtitel
Nach einer solchen Pause geht doch alles immer besonders gut: Beflügelt von den netten Tagen in Gillette stellen wir heute mühelos einen neuen Rekord auf. Unsere Gastgeber haben uns mit diversen Adressen versorgt, darunter auch eine in Sheridan, keine 180 Kilometer nordwestlich von Gillette. Weil uns unterwegs ein bisschen fad wird und Highway 14/16 doch nicht so viel Amüsement bietet wie erhofft, beschließen wir spontan, bis Sheridan durchzuradeln.
Irgendwo mitten in der glühend heißen Einöde steht plötzlich ein Saloon am Straßenrand. – Verblüffend: Nach unseren Informationen sollte das Schild „Spotted Horse“ eigentlich einen Ort und nicht eine Bar ankündigen. Die Begründung haben wir schon einmal gehört: Auch hier (wie in Cedar Butte) stand vor Jahren einmal ein Postamt (für einsame Cowboys, schreibwütige Bisons und belesene Klapperschlangen); anscheinend Referenz genug, um eine Verewigung in den Landkarten dieser Welt zu rechtfertigen. – Für Analphabeten hat man vor der Bar in unübersehbarer Lebensgröße einen schwarz gefleckten Holzgaul hingestellt. („Du, Winnetou, sieh mal, ein schwarz gefleckter Gaul!“ – „Ja, Old Shatterhand, wenn das nicht das berühmte ,Spotted Horse‘ ist.“)
Jetzt besteht „Spotted Horse“ also nur noch aus diesem urgemütlichen Lokal mit Pooltisch, 50er-Jahre-Jukebox, Dartsscheibe, einem Dutzend „Bar-Sätteln“ und jeder Menge ungewöhnlichem Gerümpel, das auf die umliegenden Wände verteilt ist. Während die Barfrau uns mit Omas Keksen füttert, erzählt sie uns, wie sie das Zeug beim Aufräumen und Saubermachen in der näheren Umgebung aufgesammelt hat.
Beim Anblick eines wunderschönen, 50 Jahre alten „Schwinn“-Rades mitten in dieser Schrottsammlung wird mir auf einmal ganz flau im Magen. Am liebsten würde ich meinen postmodernen Alu-Drahtesel dagegen eintauschen und stattdessen mit diesem Edelstahlklassiker nach San Francisco radeln. Leider erinnert mich Stefan daran, dass meine Chancen, mit der quietschenden Legende auch tatsächlich dort anzukommen, gleich null sind.
Als wir von den Barsitzen wieder auf die Fahrräder umsatteln, haben wir begriffen: Der alte Rand McNally wird schon gewusst haben, warum er das Etablissement im Kontinental-Atlas vermerkt hat.
Die Kulissenmaler von Paramount Pictures und die Jungs von Technicolor haben in
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