Biker's Barbecue (German Edition)
der Bar: Patty, die Besitzerin, ist heute aus Red Bluff zurückgekehrt, um das Barteam zu verstärken (gestern haben wir also nur die Notbesatzung kennen gelernt). Wir verkosten den Rest der Speisekarte (statt Burritos gibt es heute Burger), entdecken einen Nebenraum, in dem man Pool spielen kann, und stellen fest, dass es vom Budweiser-Hersteller Anheuser-Bush sogar ein dunkles Bier gibt, das sich (als Microbrew-Fälschung) auch ganz ordentlich trinken lässt.
Danach mache ich noch einen kleinen Vorgriff auf Red Bluff: Valeries Schwester arbeitet dort in einer Bar, und ihr Freund hält es für eine gute Idee, wenn wir sie dort am späteren Abend besuchen fahren. Die Bar ist natürlich ganz anders als die in Dales (riesiger Raum, großer rechteckiger Tresen), aber deswegen um nichts weniger nett, zumal die Drinks alle aufs Haus gehen. Auch ein Dartsautomat ist vorhanden – nachdem die erste Partie allerdings gleich mit Rekordvorsprung an mich geht, will keiner mehr mit mir spielen. (Tja, wenigstens das habe ich auf dieser Reise gelernt.)
3.
On the road again Canned Heat
Weil Valerie letztlich früher als geplant zur Arbeit muss und deshalb nicht mehr genug Zeit hat, uns noch die Gegend ein bisschen zu zeigen, entschließen wir uns, doch schon heute aufzubrechen. Trotzdem wird es (mit Familienfotos schauen, Adressen austauschen und umfangreichen Plaudereien) früher Nachmittag, ehe wir uns losreißen können.
Was soll man dazu noch sagen: gemütlich aufgestanden, leckere Honeynut-Loops mit frischen Heidelbeeren gefrühstückt, im Pool herumgeplanscht und einen weiteren Videofilm angeschaut. Plötzlich kriegt Stefan einen Aktivitätsanfall, und um zwei Uhr – just in der schönsten Hitze – sind wir wieder Nomaden.
Es hilft alles nichts: Wir müssen unsere Mission jetzt irgendwann beenden. Wir wollen ja schließlich nicht noch mal so außer Tritt kommen wie in Idaho. – Natürlich ist es schön hier. Aber was uns beiden im Kopf herumspukt, ist in Wahrheit etwas ganz anderes – und das können wir nicht einfach immer weiter hinausschieben: Die Reise ist erst dann vorbei und unsere Aufgabe erfüllt, wenn wir in San Francisco über die Golden-Gate-Brücke rollen.
Das geschieht Stefan ganz recht: Schon nach zwölf Meilen, kurz nach der Ortseinfahrt von Red Bluff, holt er sich den größten Patschen seines Lebens. Irgendwie gelingt es ihm, sich einen dicken, rostigen Nagel quer durch den Hinterreifen zu piercen. So schnell kann er gar nicht stehen bleiben, wie ihm die Luft entfleucht!
Nicht einmal 300 Meilen von San Francisco entfernt muss ich also zum ersten Mal zu den (Tobi bestens vertrauten) Mantelhebern greifen. Wie macht man das eigentlich, Reifen flicken …? – Während ich einen neuen Schlauch einziehe, fährt Tobi wegen seines chronischen Speichenbruchs in den Ort zu einem Radgeschäft.
Nachdem ich Tobi nun schon so oft beim Reifenwechseln zugesehen habe, gelingt mir die Sache erstaunlich flott (man lernt eben auch durch Beobachtung). So bleibt mir noch genügend Zeit, zur Polizeistation weiterzufahren, um auch die Sache mit der Brille zu regeln. Meine Erwartungen setze ich sicherheitshalber nicht sehr hoch an, und der erste Wortwechsel vor Ort scheint mir Recht zu geben: Der freundliche Police-Officer, mit dem ich ein paar Tage zuvor die Brillenübergabe vereinbart habe, hat heute nämlich seinen freien Tag und ist auch zu Hause nicht erreichbar. – Ein nicht minder freundlicher Kollege erklärt sich jedoch dazu bereit, für mich auf dem Schreibtisch des betreffenden Herrn nachzusehen, und tatsächlich findet sich dort – meine Brille; fein säuberlich in ein Kuvert gepackt und mit freundlichen Grüßen von all jenen, durch deren Hände sie bisher gewandert ist.
Anschließend treffe ich Tobi, der ein bisschen wütend aussieht, bei Burger King.
Nun weiß ich endlich, dass man in einem kalifornischen Radgeschäft 10 Dollar zahlen muss, wenn man sich einen Mutternschlüssel für drei Minuten Arbeit ausborgen will. (Okay, es ist ein Spezialschlüssel, aber trotzdem …) Ich hab dem Mechaniker einen schönen Tag gewünscht und beschlossen, notfalls bis San Francisco mit einem Achter, einer Speiche weniger und ohne Hinterradbremse zu fahren.
Mit gemischten Gefühlen ( Stefan ist zufrieden, Tobi nicht ) verlassen wir Red Bluff. Die Fahrt nach Chico finden wir dagegen beide toll: Der Pannenstreifen gleicht einer Radler-Autobahn; knapp zwei Stunden fahren wir mit leichter Windunterstützung
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