Bilder von dir: Roman (German Edition)
nicht richtig kannte, Spaß machen konnten, geschweige denn solchen Spaß. Vielleicht lag es daran, dass jeder der Gäste von Carrie jetzige Kessler die Geschichte vom zauberhaften Retter der Fotoaufnahmen kannte und wusste, dass Mona nicht nur den Kuchen, sondern auch ihn mitgebracht hatte. Vielleicht lag es daran, dass Carrie und ihr Ehemann Charlie, ein Bestattungsunternehmer in Ausbildung (offenbar heiratete man in dieser Branche mit Vorliebe untereinander), einander wirklich von Herzen zugetan waren. Vielleicht lag es am Essen (köstlich), vielleicht am Kuchen (ohne sich besonders loben zu wollen: göttlich) und vielleicht auch an der Musik (eine aus neun Leuten bestehende Funkband, die mehr oder weniger den Goldstuck von den Wänden rockte).
Ach, mach dir doch nichts vor, Süße . Es war die Gesellschaft.
Arthur Rook war wieder lebendig. Und Mona, die ihn ja erst seit zwei Wochen kannte, war nicht darauf vorbereitet gewesen, diese Version von ihm kennenzulernen. Er lächelte ungezwungen und lachte oft, ließ sich auf alles ein und war unglaublich charmant. Er hörte sich Carries Vorstellungen an, inszenierte die offiziellen Fotos, die außerordentlich gut aufgebaut waren, und passte sich immer wieder den jeweiligen Aktivitäten des Tages an, wobei er darauf achtete, keinen einzigen Moment zu verpassen, egal wie unbedeutend er war. Er war, um es mit den Worten des Betreuers seiner Abschlussarbeit zu sagen: fotojournalistisch interessant, doch formal solide , wie Arthur ihr mit hochgezogener Braue sagte, nachdem sie ihm später ihr Kompliment ausgesprochen hatte. Er war professionell und zugänglich und immer bei der Sache, und Mona, die selbst auch keine schlechte Geschäftsfrau war, erkannte eine Möglichkeit, mehr als nur ihre Körper aufeinander auszurichten.
»Arthur«, sagte sie, als sie ihm einen Teller mit Essen vom Büfett reichte, »möchten Sie bei mir mit ins Geschäft einsteigen?«
Er nahm den Teller und balancierte ihn auf seinen Knien. Sie waren ganz allein in der Lobby des Ballsaals, in einem kleinen Sitzbereich direkt neben der Haupttreppe. Er lächelte sie an und biss in sein Roastbeef.
»Ich werte das als Ja«, sagte sie.
Die Lautstärke der Band schwoll an, als ein Gast die Tür zum Ballsaal öffnete.
»Dann werden Sie den Namen auf den T-Shirts ändern müssen.«
»›White Wedding‹ bleibt. Das hält uns die humorlosen Paare fern.«
Arthur schluckte. »›White Wedding Baking and Photography‹ finde ich ein wenig sperrig. Da muss man so viel sagen – oder auf eine Visitenkarte oder ein T-Shirt drucken.«
»Es ist mein Ernst«, sagte Mona. »Nicht der Name – also, mir ist es auch ernst mit dem Namen –, aber ich meinte das Angebot. Denken Sie darüber nach.«
Arthur spießte sich ein weiteres Stück Roastbeef auf seine Gabel. Er führte es mit unsicherer Hand über den Teller und legte es dann ab. Er wandte sich an Mona. »Wollen Sie tanzen?«, fragte er.
Arthur konnte nicht wissen, dass Ben Tennant, der die Aufsicht beim Ruby Falls Ball des Winterhalbjahres hatte, vor sechzehn Jahren in genau demselben Sessel gesessen und ihr dieselbe Frage gestellt hatte, und auch nicht, dass Mona beiden dieser von Amy geliebten Männern, mit einer Zeitverschiebung von sechzehn Jahren mit denselben Worten antworten würde.
»Sind Sie sich da sicher?«
Arthur wies mit dem Kopf zum Ballsaal. »Die spielen die Bee Gees«, sagte er. »Ich werde auf jeden Fall tanzen. Aber wenn Sie mit mir tanzen, sehe ich nicht ganz wie ein Idiot aus.«
Ben hatte geantwortet: Natürlich – um der alten Zeiten willen! Also wiederholte die Geschichte sich doch nicht, überlegte Mona erleichtert. Nicht vollständig . Sie erinnerte sich, dass sie sich damals mit fünfzehn gefragt hatte, ob Ben respektlos war, oder ob er tatsächlich auf die alten Zeiten anspielte, die sie gemeinsam verbracht hatten: als sie dreizehn und er fast fünfundzwanzig war und er sie allein der Tatsache wegen, dass er bei ihr zu Hause wohnte, zu einer beliebten Mitschülerin machte, und als ihre beste Freundin glaubte, ihn zu lieben. Und in diesen neuen Zeiten, in denen ihre beste Freundin ihn höchstwahrscheinlich noch immer liebte. Mona war nicht im Drama-Klub, Amy aber schon, sie war die Leiterin der Technikcrew, und Mona wusste, dass sie ständig mit Ben Tennant zu tun hatte: Denn der Regisseur musste sich mit der Leiterin der Technik über Veränderungen am Set, Beleuchtung und Soundfragen austauschen. Je weniger Amy von
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