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Bilder von dir: Roman (German Edition)

Bilder von dir: Roman (German Edition)

Titel: Bilder von dir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Racculia
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ausgeflippte kleine Collagen gemacht wie Arthur, und ich denke, er könnte uns eine große Hilfe sein.«
    »Und wie soll das wiedergutmachen, was hier passiert ist?«, fragte Mona.
    »Sie bekämen dadurch Gelegenheit, Zeit mit mir zu verbringen, und ich kann Ihnen beweisen, dass ich kein, äh … kein Arschloch bin.«
    Eins musste Mona ihm lassen, Mumm hatte er. Zu jung, zu durchschnittlich, aber kein Mangel an Selbstvertrauen oder Ego. Er grinste sie an – die Zähne waren auch nicht schlecht. Ihr Herz machte einen Sprung. Sie könnte bestimmen, an welchen Nachmittagen das zu geschehen hatte, sie wäre präsent. Das wäre ein Friedensangebot, falls Oneida sich dazu herabließ, es als solches anzuerkennen. Und Mona wusste auch, dass sie ihre Tochter nicht für immer beschützen konnte, weder vor der Welt draußen noch vor den Geheimnissen hier drinnen. War es so falsch, die Außenwelt als Ablenkung zu nutzen – damit Mona ein wenig Zeit gewann und ihre brave Tochter ihr noch ein wenig länger erhalten blieb? Heute sollst du deinen Freund haben, Oneida, überlegte sie , und morgen werde ich dir dann erzählen, was du wirklich wissen willst .
    Vielleicht nicht gleich morgen. Vielleicht nächste Woche.
    »Damit wäre ich einverstanden«, sagte sie. »Was denkst du, Oneida?« Sie nickte zur geschlossenen Tür, die gleich darauf aufflog.
    »Was verdammt tust du da?« Oneida streckte ihren Kopf heraus.
    »Ich?«, fragte Mona.
    » Er .« Oneida zeigte mit dem Daumen auf den Jungen und zischte: »Bist du völlig verrückt geworden?«
    »Nein«, sagte er. »Ich würde deine Mom und ihren Freund wirklich gern kennenlernen.«
    »Wir sind nicht …«, setzte Mona an, bevor ihr klar wurde, dass sie nicht wirklich wusste, wie sie diesen Satz beenden sollte.
    »Entschuldigung.« Eugene hob abwehrend die Hände. »Ich wollte mir nichts anmaßen.«
    Monas Kopf schmerzte. »Ich denke, du solltest jetzt gehen«, sagte sie.
    Der Junge nickte und erinnerte Mona dabei an einen pubertierenden Vogel Strauß. Sie warf noch einmal einen prüfenden Blick auf ihn und versuchte sich vorzustellen, was Oneida zu ihm hingezogen hatte: seine nackten, knochigen Füße, seine Kleider, eine Unmenge an Stoff, der seine Gliedmaßen umschlotterte, diese kleine Narbe über seiner Augenbraue? Von einem alten Piercing, das furchtbar danebengegangen war? Seine Augen waren fast schwarz mit dichten Wimpern. Sie hatte Jungs wie ihn auf der Highschool gekannt: Jungs, deren Körper so schnell wuchsen, dass der Verstand nicht mithalten konnte, die den Großteil ihrer Teenagerjahre mit Masturbieren zubrachten, weil sie noch nicht herausgefunden hatten, wie man jemand anderen so sehr lieben konnte wie einen selbst. Eric Cole war so einer gewesen. Er hatte es nie herausgefunden, und das, obwohl Mona versucht hatte, ihm zu helfen.
    »Komm morgen um die Mittagszeit wieder«, sagte Mona zu ihm.
    »Das wird bestimmt lustig werden«, sagte Oneida. Und schloss gleich darauf mit einem Knall ihre Tür.
    War das alles an ein und demselben Tag passiert? Hatte sich das alles im Zeitraum von nur vierundzwanzig Stunden ereignet?
    Manche Tage werden groß, überlegte Mona, sie scheinen sich an ihren Rändern auszudehnen und fassen mehr als das, was einen Tag ausmacht. Mehr als die Erinnerungen eines Tages, ob alte oder neue. Dass sie in eine Zeitschleife gefallen war, könnte ihre Erschöpfung erklären, ihre Nervosität angesichts dessen, was als Nächstes geschehen würde. Warum sie so aufgeregt war. Sie überlegte, sich eine Tasse Kaffee einzuschenken, bis ihr einfiel, was für eine verrückte Idee das war, heute war kein Kaffeetag, und sie schenkte sich stattdessen ein Saftglas voller Gin ein.
    In der Küche war es dunkel und klaustrophobisch, und die Aussicht, Anna könnte herunterkommen und sie fragen, was zum Teufel das Gebrüll vorhin zu bedeuten hatte, schreckte Mona derart ab, dass sie ihren Gin mit ins Büro nahm, wo sie sich auf der Couch zusammenrollte. Sie schaltete die Stereoanlage ein, um wenigstens akustische Gesellschaft zu haben, und schlürfte ihren Drink im Dunkeln. Dabei ließ sie sowohl die neuere wie auch die fernere Vergangenheit Revue passieren, die sich heute auf eine Weise überlappt hatten, dass Mona ernsthafte Zweifel am Raum-Zeit-Kontinuum bekam. Verschiedene Teile ihres Lebens falteten sich und kamen in einer Schleife zurück, überbrückten die Zeit und berührten sich wie Origami.
    Sie hätte nie gedacht, dass Hochzeiten von Leuten, die man gar

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