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Bilder von dir: Roman (German Edition)

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Titel: Bilder von dir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Racculia
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Ohne Titel (Pink Palace) zeigte. Kapieren würde Eugene das nie – da nannte man ein Werk ohne Titel und gab ihm dann doch einen. Das kam so sinnlos kleinmütig rüber. Aber nach allem, was in diesem Buch über das wenig überzeugende kleine Leben des Joseph Cornell stand, traf sinnlos kleinmütig es ziemlich gut. »So eine Art, na ja, halb Collage, halb … Zeugs in einer Schachtel.«
    Arthur ließ sich von Eugene das Buch geben und blätterte es durch. »Zu meiner Ausbildung gehörte auch ein Überblick im Bereich der Mixed Media, und der Doktorand, der in diesem Studienbereich unterrichtete, stand auf Cornell. Aber ich habe ehrlich gestanden alles über ihn vergessen.«
    Na, so was aber auch, es fiel schwer, da nicht laut loszuprusten. »Danke«, sagte Eugene und nahm Arthur gegenüber wieder Platz und rieb sich seine Narbe. Gestern hatte Eugene die Vorführung seines Lebens geliefert. In den kaum dreißig Sekunden, die es dauerte, bis Arthur einen Verband gefunden hatte, hatte Eugene das Zimmer auf sich wirken lassen ( eine einzige Collage ), einen Plan formuliert ( Arthur könnte die echte Fälschung machen ) und sich in Szene gesetzt: Er hievte den massigen, komatösen Kater auf seinen Schoß und begann ihn zu streicheln ( setze Requisiten ein, klug gewählte Requisiten ).
    »Sind Sie Künstler?«, hatte Eugene gerufen.
    »Fotograf.« Arthur war mit einer Mullkompresse zurückgekehrt. »Du siehst aus wie Dr. Evil«, sagte er.
    Eugenes Hände erstarrten in ihrer Bewegung. Der Kater knurrte oder seufzte oder furzte, was genau es war, hätte er nicht sagen können. »Haben Sie schon mal von Joseph Cornell gehört?«, fragte er.
    Es lief wie am Schnürchen. Er schüttelte die Aufgabenstellung aus dem Ärmel, bat Arthur um seine Hilfe, und Arthurs Wunsch, Oneidas Mutter zu gefallen, war offenbar groß genug, um diese nicht gleich zu verweigern. Und jetzt saß Eugene bei Tageslicht im Esszimmer des Darby-Jones und war so aufgeregt und so zufrieden mit sich, dass er glaubte, platzen zu müssen.
    Auf dem Esszimmertisch lag braunes Fettpapier ausgebreitet und jemand hatte vor seinem Eintreffen einen Plastikkorb mit Markern, Plakatfarbe und Klebestiften bereitgestellt. Oneida, die am Kopfende des Tisches saß, spielte mit einer glänzenden Schere, die sie öffnete und schloss und lässig auf ihrer Spitze drehte. Er warf einen Blick in ihre Richtung. Sie lächelte nicht und ließ die Schere zuschnappen.
    Doch, alles in allem war der Samstag so etwas wie der großartigste Tag in seinem Leben gewesen.
    Er hatte stundenlang mit einem Mädchen herumgeknutscht, hatte zum ersten Mal angeboten bekommen, dass man ihm einen blasen wollte, wobei allein schon die Tatsache, dass es ihm angeboten worden war, bedeutsam war, und er hatte eine Lösung für die Begleichung seiner Schulden in Höhe von dreihundert Dollar entdeckt. Ganz zu schweigen davon, dass er kopfüber in sein drittes großes Werk nach dem Wendy-Projekt (abgeschlossen) und dem Oneida-Projekt (in Arbeit) gestolpert war. Eugene gehörte nicht zu denen, die ständig nach Bestätigung hungerten, aber es war durchaus erfreulich, dass das Universum ihn immer mal wieder daran erinnerte, was für ein Wunderkind er doch war.
    »Wie lautet die Aufgabenstellung noch mal genau?«, erkundigte sich Arthur.
    Eugene griff in seine Hosentasche und zog ein gefälschtes Aufgabenblatt heraus, das er eigenhändig verdreckt hatte: Er hatte gestern Abend mit einem Glas Orangensaft einen Ringabdruck darauf gemacht – ein Geniestreich, auf den er besonders stolz war. Arthur strich es auf dem Tisch glatt, und während er es las, riskierte Eugene ein weiteres Auge auf Oneida. Sie hielt die Schere fest, die auf der Spitze balancierte.
    Was hast du vor? , fragte sie ihn lautlos.
    Kunst , versuchte er ihr zu übermitteln, aber sie schaute ihn noch immer ratlos an. Er wusste nicht recht, ob sie nicht verstand, was er ihr zu sagen versuchte, oder es sehr wohl verstand, aber einfach nicht kapierte. Kunst , formte er noch einmal mit seinen Lippen, zog diese dann zurück und stieß ein stummes T aus. Oneida schüttelte den Kopf.
    » Kunst «, flüsterte er.
    »Wie bitte?« Arthur blickte auf.
    »Nichts. Was? Nichts.« Eugene rümpfte seine Nase. »Und deshalb habe ich einen Haufen Ramsch mitgebracht, der bei uns im Haus herumlag.«
    »Ich werde euch dieses Projekt nicht abnehmen. Damit das ganz klar ist.« Arthur schob ihm die gefälschte Aufgabenstellung über den Tisch zu und lehnte sich dann in

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