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Bilder von dir: Roman (German Edition)

Bilder von dir: Roman (German Edition)

Titel: Bilder von dir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Racculia
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geglaubt. Mit ihren fünfzehn Jahren hatte Mona ihm blind geglaubt – so sehr geglaubt, dass sie errötete und grinste, unsagbar geschmeichelt, weil Ben Tennant – der berühmte, der talentierte und brillante Ben Tennant, dem Hollywood und der Broadway offenstanden, der nach Ruby Falls kommen und gehen konnte, wie es ihm beliebte, der schon viel von der Welt gesehen hatte und noch mehr sehen würde – in ihre Zukunft schauen konnte. Sehen konnte, dass sie interessant war.
    Und dann forderte er sie zum Tanzen auf.
    Sind Sie sich da sicher?
    Natürlich – um der alten Zeiten willen!
    Und dann hatte Amy – die sich, von Mona unbemerkt, durch die Lobby näherte – Mona ihre Handtasche an den Kopf geschleudert, ihren Mund aufgerissen, um etwas zu sagen, es aber nicht getan, und war weggerannt. Rannte wirklich, und taumelte dabei so heftig auf ihren hohen Absätzen, dass Mona damit rechnete, sie würde sich den Knöchel verknacksen oder vorher mit dem Gesicht auf dem Boden landen – aber nein: Amy hatte einen eisernen Willen, und egal, wie wild sie mit ihren Armen ruderte, sie würde sich aufrecht halten, verdammt noch mal. Ben Tennant ließ sein leeres Glas auf den Teppich fallen und folgte ihr, rief ihr nach, sie solle langsamer gehen: Amy beruhige dich – warte .
    Und Mona hatte einfach dagesessen und beobachtet, wie Ben Tennant ihrer Freundin hinterherlief, um die Ecke bog und den Flur des Landmark Hotels hinunter. Sie senkte ihren Blick auf ihre Hände und wusste intuitiv, dass die Zukunft anderer Leute um sie herum sich festigte. Ihre Anwesenheit war weder erforderlich, noch erwünscht. Sie hob Amys Handtasche auf und kehrte in den Ballsaal zurück, wo sie mit halbem Ohr Chuck und seinen verpeilten Kumpels zuhörte, die sich über eine Stunde lang mit Zeilen aus Wayne’s World bombardierten. Als Amy zurückkam, waren ihre Wangen tränengerötet. Sie nahm die Handtasche entgegen, die ihr Mona reichte, und sagte: Mir reicht es und ich will nichts wie weg von hier , und Mona konnte dem nur beipflichten, und so brachen sie auf.
    Amy Henderson hatte alle Entscheidungen getroffen, die sie je treffen würde. Für sie stand keine Zukunft mehr offen. Aber für Mona konnte noch immer alles eintreffen. Es konnte noch immer jede Entscheidung getroffen werden, und noch immer stand jede Zukunft offen.
    Und jetzt saß Mona hier. Sie kippte den Rest Gin hinunter, stellte das Glas auf den Couchtisch und merkte erst dann, dass Arthur in der Tür stand.
    »Foreigner?« Er lächelte.
    Mona hatte die Stereoanlage einfach nur eingeschaltet, um nicht allein und in der Stille im Dunkeln sitzen zu müssen. Sie hatte bis jetzt gar nicht zugehört, aber ja, »Cold as Ice« kam aus den riesigen Lautsprechern, die ihr ganzes Leben lang im Büro gestanden hatten und älter waren als sie selbst.
    »Dann hat der Junge wohl seine CD vergessen, als er ging«, sagte sie. »Ich habe mit Sicherheit nichts von Foreigner hier.« Sie blinzelte. »Ich trinke allein Gin im Dunkeln und höre Foreigner. Wie … bin ich hierhergekommen?«
    Du weißt genau, wie du hierhergekommen bist, Jones , sagte sie sich. Wohin du von hier gehen wirst … das ist die Frage, die du dir stellen solltest .
    »Ich hoffe, du hast nichts dagegen«, sagte Arthur, »dass ich den beiden meine Hilfe angeboten habe.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du bist ein guter Mensch.« Sie hob ihr leeres Glas. »Prost.«
    Er setzte sich ans Ende der Couch und klopfte einladend auf seine Oberschenkel. Grinsend streckte sie ihre Beine über seinen Schoß aus.
    »Meine Füße müffeln vielleicht.«
    »Ich dachte, Frauenfüße müffeln nicht.«
    »Das ist ein Mythos.«
    »Mythos? Oh, Mythos!«
    »Ja?« Mona lachte. »Meine Güte, was bist du nur für ein Trottel.«
    »Und du bist nicht mehr allein«, sagte Arthur und schloss seine Hand um ihre nackten Füße.
    »Nein.« Mona wackelte mit den Zehen. »Jetzt nicht mehr.«
    Die Welt kippte in eine Schräglage, und Mona hielt die Luft an. Bis sie die Worte ausgesprochen hatte, hatte sie nicht gewusst, wie allein sie gewesen war – trotz Anna und Sherman und Bert, trotz ihrer Tochter – oder wie groß ihre Angst vor dem Moment war, der immer näher rückte, wenn sie wieder allein sein würde.

17 Ohne Titel (Satellit)
     
    »So wie das«, sagte Eugene und hielt Astors Buch wie ein Erzieher im Kindergarten, indem er die Seiten mit einer Hand offen hielt und mit der anderen auf das funkelnde Diorama eines Schlosses unter der Überschrift

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