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Bilder von dir: Roman (German Edition)

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Titel: Bilder von dir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Racculia
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um Mona Jones diese Postkarte zu schicken, es aber nie getan. Wenn sie Mona wirklich zu ihrer Erbin bestimmen wollte, hätte sie es getan.
    Hatte sie aber nicht. So viel stand fest, so viel war klar – Amy wollte, dass Arthur es erfuhr. Amy wollte, dass Arthur den Inhalt des pinkfarbenen Schuhkartons nutzte, damit dieser ihm wunderschöne Träume bescherte und er beim Träumen die Rätsel löste, die sie zurückgelassen hatte. Um zu wissen, wo er nachsehen musste .
    Nein, sagte Arthur sich. Nein, das ist verrückt. Amy wusste es nicht. Amy konnte nicht geplant – würde nicht gewollt …
    Arthur Rook war gut. Aber Arthur Rook war verloren und entsetzt und einsamer als er es ertragen konnte. Und als Amy, die sich nicht einmal von ihm verabschiedet hatte, in Zeichen und Wundern zu ihm sprach, griff er mit beiden Händen danach. Wendete sie in seinem Kopf hin und her und erkannte, dass sie realistisch genug waren, genau das waren, was er haben wollte. Sie befreiten ihn von dem Brummen in seinem Schädel, dem Klang vibrierenden Kristalls. Mona Jones, die einen Moment lang so real auf ihrer Veranda ausgesehen hatte, war ein weiterer Anhaltspunkt, ein weiteres Zeichen, ein weiteres Wunder. Sie konnte er benutzen, um das zu finden, was Amy ihn finden lassen wollte – er könnte sich ihrer genauso bedienen, wie er sich der Postkarte bedient hatte. Wie er die Postkarte und die Zeitungsausschnitte und die Kronkorken und die Schlüsselanhänger verwenden würde. Von all diesen Dingen würde er Gebrauch machen, um etwas zu erkennen.
    Harryhausen gähnte im Schlaf. Arthur schob beide Hände um Harrys gewaltigen Bauch, nahm ihn vom Karton hoch und ließ ihn auf das Sofa fallen. Er drückte den Karton fest an sich, schoss zurück ins Schlafzimmer und schloss die Tür. Er kniete nieder und wollte den Karton gerade unter das Bett schieben (um umso schöner träumen zu können), als ein Licht seine Aufmerksamkeit erregte – ein Licht, das von draußen durch sein Fenster drang.
    Er erstarrte. Er hörte Harry maunzend an der Tür graben, weil er hereinwollte.
    Da war es wieder – ein weißer Punkt schwang in den Bäumen vor seinem Fenster vor und zurück. Er kroch ans Fenster und schirmte mit den Händen seine Augen ab.
    Jemand war dort draußen in den Bäumen. Jemand – er sah durch die schwankenden Blätter eine Hand auf einem Ast, ein Bein – war auf den Baum vor seinem Fenster geklettert, um 4:30 Uhr morgens. Er strengte seine Augen an und sah eine weitere Hand, die eine Taschenlampe hielt. Das Flattern von hellem Stoff. Vielleicht die Kapuze eines Sweatshirts.
    Ein Peitschenknall, dann tauchte mitten in der Luft ein Körper auf, ein Zaubertrick, der zur Erde fiel. Arthur verfolgte, wie ein abgebrochener Ast und ein Junge fünf Meter unter ihm am Boden aufschlugen. Der Ast federte zurück. Der Junge – ein Teenager in einem Kapuzenpulli, dünn wie ein Besenstiel – landete ächzend und rollte sich dann stöhnend und hustend zur Seite. Das Stöhnen wertete Arthur als Lebenszeichen, und nachdem er diese Bestätigung hatte, verspürte Arthur keinerlei Notwendigkeit, Hilfe zu holen. Er sah sich einen Film an: einen Film, in dem er zwar selbst mitspielte, aber nichtsdestotrotz einen Film. Es war noch zu früh für das sinnlose Sterben von Nebenfiguren. Dieser kleine Stunt war sicherlich nur als Einführung dieser Figur gedacht.
    Der Junge stand da und ließ seinen Kopf auf dem Hals kreisen. Er öffnete die Augen und schickte einen sehnsüchtigen Blick an eine Stelle links von Arthur am anderen Ende des Hauses. Arthur sah den Jungen an und glaubte sich selbst zu betrachten, als wäre er fünfzehn Jahre zurück in die Vergangenheit gereist, um Zeuge eines Augenblicks und eines Versuchs zu werden, zu dem er selbst während seiner Highschooljahre nie den Mumm gehabt hatte: Und vor seinen Augen spielte sich eine alternative Geschichte ab. Der Junge hauchte dem Haus einen Kuss zu und wankte dann in die Dunkelheit davon.
    »Hast du das gesehen, Amy?« flüsterte Arthur. »Was meinst du … was könnte das bedeuten?« Er ging in die Hocke und legte seine Hand flach auf den Deckel seines Schuhkartons. Dann schloss er die Augen, schnippte den Karton auf, steckte seine Hand hinein und nestelte darin herum, bis seine Finger sich um etwas Kleines schlossen, etwas Papierenes und Zartes, was ihm das Richtige zu sein schien.
    Arthur öffnete die Augen. Zwischen seinen Fingern hielt er einen Glückskeks. Jemand , stand darauf in

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