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Bilder von dir: Roman (German Edition)

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Titel: Bilder von dir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Racculia
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nicht, was ihm entgeht. Bleibt mehr für uns übrig.«
    »Du hast ihn doch auch gesehen, Sherm?«, fragte Anna ihn. Ihr Verhältnis hatte fast etwas Professionelles, wie Oneida fand. Ihre lässige Vertrautheit als Deckmantel größerer Intimität wirkte auf Oneida einstudiert und vorsichtig, sodass es im Endeffekt überhaupt nicht lässig erschien. Ihr war unbegreiflich, wie sie sich einbilden konnten, alle an der Nase herumzuführen.
    Sherman nickte und schluckte den riesigen Bissen Pasta mit Käse hinunter, den er sich gerade in den Mund geschoben hatte. Er stützte seine Ellbogen auf dem Tisch auf und spreizte seine Finger, um die Szene vorzubereiten. Es war dieselbe Haltung, die er einnahm, wenn er im Werkunterricht ein neues Projekt erklärte und dabei auf die Verantwortung und Ernsthaftigkeit hinwies, die beim Bedienen der großen Maschinen erforderlich war, die einen durchaus in Stücke zu reißen vermochten. »Es ist spätnachts«, begann Sherman und ließ seine Finger knacken. »Ich weiß nicht mehr, welche Nacht, sagen wir Montag. Ich gehe in die Küche, um mir einen Snack zu holen, und da sitzt dieser Scherzkeks am Tisch mit einem Glas vor sich, in dem was Rotes ist.«
    »Wie Blut?« Mona trank einen Schluck Wasser. »Dann ist er also ein Vampir?«
    »Das Verrückte daran ist jedoch – sämtliche Lichter waren aus. Ich sehe den Kerl also erst, nachdem ich das Licht angeknipst habe, und da ist er plötzlich, mit diesem Glas voll rotem Zeug, aber er zuckt nicht zusammen oder springt auf oder so. Sieht einfach nur zu mir hoch, blinzelt und sieht … offen gestanden sieht der Kerl betrunken aus, und ich habe genug Betrunkene in meinem Leben gesehen, um zu wissen, wie die aussehen. Glasige Augen. Irgendwie hohl und tot.«
    »Wie unhöflich«, sagte eine ruhige Stimme, knisternd wie Papier, die zu Bert Draper gehörte, der ältesten Bewohnerin des Darby-Jones und auch der ruhigsten, die sich meist im Hintergrund hielt. »Unverzeihlich«, erläuterte sie mit einer Schärfe, die keinen Zweifel daran ließ, dass dies ein abschließendes Urteil über Arthur Rook war.
    Roberta Draper hatte im Darby-Jones gewohnt, solange Oneida und auch solange Mona auf der Welt war. Sie war siebenundachtzig Jahre alt und die letzte der Drapers, denen früher einmal der größte Milchwirtschaftsbetrieb von Ruby Falls gehört hatte. Sie war so fromm, dass Oneida sich wunderte, warum sie nicht Nonne geworden war. Sie hatte das Leben einer Nonne geführt, mit oder ohne Habit – hatte nie geheiratet, zurückgezogen in ihren Räumen gelebt und nie ein Hehl daraus gemacht, dass sie so ziemlich alles missbilligte: in erster Linie Monas Entscheidung, ein Kind ohne Ehemann großzuziehen, und die Entscheidung der Zivilisation als solcher, sich in einen Sündenpfuhl aus nacktem Fleisch und Schmierblättern zu verwandeln, von denen Bert, obwohl sie sie verunglimpfte, doch in hohem Maße abhängig war. Wann immer Mona einkaufen ging, nahm sie eine Ausgabe von National Enquirer oder Us Weekly mit und ließ diese dann an einem gut sichtbaren Ort liegen, damit Bert sie in die Hand nehmen, verdammen und schließlich mit auf ihr Zimmer nehmen konnte, um sie dort eingehend zu prüfen. Vielleicht war das der Grund, weshalb sie nie Nonne geworden war, überlegte Oneida. Bert war ganz hervorragend darin, die Sünde zu erkennen, aber schlecht darin, ihr zu widerstehen.
    Für eine Greisin, die auf die neunzig zuging, war Bert sehr agil. Sie ging mit Stock, brauchte ihn aber eigentlich nicht. Doch es gefiel ihr, ein Mittel zu haben, um ihre Anwesenheit kundzutun, und das harte Trappen des Stocks konnte im ganzen Haus gehört werden, wann immer Bert auf Wanderschaft ging. Das Darby-Jones verfügte über fünf separate Wohneinheiten, von denen zwei über eigene Bäder verfügten. Eine davon bewohnte Bert, und diese nahm den größten Teil des oberen Stockwerks ein. Mona hatte ihr angeboten, die Zimmer im ersten Stock zu nutzen, einschließlich des Bads – die Räume, die jetzt Arthur Rook gemietet hatte –, aber Bert hatte sich dem hartnäckig widersetzt: Alles, was sie brauchte, sei ihr Stock und danke, noch schaffe sie alle vier Treppen recht gut. Am Ende sah es nun so aus, dass Oneida, Mona, Anna und Sherman alle am Esstisch saßen, auf dem langsam das Essen kalt wurde, und auf Berts Stock lauschten, dessen Trappen näher und näher kam, das Radarzeichen eines antiken Sonars, bis endlich – endlich – Bert Draper schlurfend auftauchte und

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