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Bilder von dir: Roman (German Edition)

Bilder von dir: Roman (German Edition)

Titel: Bilder von dir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Racculia
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anfühlte: sich leer anfühlte. Einsam. Erschreckend schwarz, das Schweigen wie eine Wand. Er wandte sich an Harry.
    »Wir sollten ins Bett gehen«, sagte er.
    Harry leckte seine Pfote und drückte sich ein Ohr flach an den Kopf.
    »So ist’s recht.« Arthur schnüffelte. »Wasch dich nur überall.«
    Jetzt roch er die Katzenpisse nicht mehr, was ein wirklich schlechtes Zeichen war. Vermutlich bedeutete es, dass sein Gehirn geschädigt war, was auch das Rauschen beim Aufstehen erklären würde, die Schwäche in seinen Beinen und Armen und das bohrende Gefühl, dass es Dinge gab, die er tun oder sehen oder sagen sollte, wichtige Dinge, dringende Dinge, die nichts damit zu tun hatten, dass er sich in diesem – Film befand. Dieser Fernsehshow. Dieser Welt, die Amy, die Weltenerschafferin und Schöpferin von Monstern, nur für ihn offenbarte: ihre noch immer lebendige Vergangenheit, noch immer atmend, noch immer erfahrbar. Ihr Selbst. Ihre Geheimnisse.
    Du weißt, wo du nachsehen musst .
    Er wollte sie alle für sich haben.
    »Komm mit, Harry«, sagte er, weil er den Klang seiner Stimme hören wollte. Seiner guten Stimme. Die sich nach Arthur Rook anhörte, auch wenn er nicht wie Arthur Rook dachte. Du gehst jetzt schlafen und wachst wieder auf, und alles wird mehr Sinn machen; du brauchst einfach nur zu Bett zu gehen – geh einfach ins Bett, Arthur. Morgen wird es einen Sinn ergeben. Morgen wirst du sehen.
    »Ich werde es Mona morgen erzählen«, teilte er Harry mit, der vor ihm ins Schlafzimmer huschte. »Ich werde es allen erzählen.«
    Harry sprang ins Bett und drehte sich um.
    »Nein, das wirst du nicht«, sagte er mit Arthurs Stimme.
    Arthur öffnete die Augen. Wo war er und wie war er hierhergekommen?
    Es fiel ihm wieder ein.
    Keuchend befreite Arthur seine Brust von zwanzig Pfund Katze und sah dann ein gerahmtes Poster hinter seinen Füßen, dem Bett gegenüber: ein Poster von ordentlichen Pasteten und Kuchenstücken in peinlich genau ausgerichteten Reihen, militärischer Drill in Gebäckform, und es jagten ihm nacheinander folgende Gedanken durch den Kopf:
    Ich trage Turnschuhe im Bett.
    Das ist das zweite Mal in zwei Tagen, dass ich mit Turnschuhen ins Bett gegangen bin.
    Ich bin …
    Amy ist …
    Amy versteckt sich. Amy ist hier.
    Du weißt, wo du nachsehen musst .
    Er versuchte wieder zu atmen, rang nach Luft, nach irgendetwas. Alles summte: sein Kopf und seine Arme und seine Handgelenke und seine Knöchel und seine Hüften und sein Rücken. Seine Brust. Sein Bauch. Seine Kehle zog sich zusammen, und er hörte sich ein abgewürgtes erbärmliches Geheul ausstoßen, das ihm Angst machte.
    Es war noch dunkel. Die Uhr auf dem Nachttisch – ein altmodischer Wecker mit silbernen Glocken wie zwei Baskenmützen – sagte Arthur, dass es vier Uhr dreißig morgens war. Arthur glaubte, sich an dieser Welt schneiden zu können, denn die Luft selbst war so glänzend und scharf wie ein Rasiermesser, und er lag da und sog wie ein Hornochse die Nadeln in sich ein. Na ja, das wäre vielleicht gar nicht so schlecht, überlegte er , vielleicht wäre es ein gutes Gefühl, zu bluten. Dann aber schüttelte er den Kopf, und ohne sich darum zu kümmern, dass in der Nähe noch andere Leute schliefen, schrie er mit voller Lautstärke nach Harry.
    Harry antwortete nicht.
    »Na komm schon, Harry.« Arthur schwang seine Füße auf den Boden und erhob sich so schnell, dass er fast ohnmächtig geworden wäre. Ich gehe auf dem Zahnfleisch, sagte er sich. Wenn Amy bis spät in die Nacht arbeitete, rief sie auf dem Heimweg von der Werkstatt oder dem Filmset an: Ich bin leergebrannt und gehe auf dem Zahnfleisch – hast du Lust, mit ins In-’n’-Out zu kommen?
    Arthur stolperte ins Wohnzimmer. Harry hatte sich auf dem rosa Karton, der auf dem Couchtisch stand, niedergelassen, sein Schwanz baumelte herunter und zuckte glücklich. Er schlief und träumte, und Arthur war wahnsinnig neidisch auf diese Katze – diesen Kater  –, der auf Amys Museum schlafen und dabei wunderbare Träume haben konnte. Arthur wünschte sich auch wunderbare Träume. Arthur wünschte sich Amy, das Beste von Amy, das hier verborgen sein musste, wenn er nur wüsste, wo er suchen sollte, denn er wollte es für sich. Und Amy wollte , dass er es bekam. Ansonsten hätte sie ihm nicht den im Dunkeln verborgenen Schuhkarton gezeigt, hätte ihm nicht den Weg nach Ruby Falls gewiesen und ihm befohlen, dorthin zu gehen. Sie hatte fast sechzehn Jahre Zeit gehabt,

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