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Bilderbuch Aus Meiner Knabenzeit

Titel: Bilderbuch Aus Meiner Knabenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justinus Kerner
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würdest, ja mein Franzele ist mir immer vor Augen. Adieu Engel! ich küße Dich tausendmahl in Gedanken und bin von ganzem Herzen Dein bis in den Tod.
    Adresse. Der regierenden Herzogin meiner allerliebsten Frau in Stuttgardt.
    Ein anderes Billet doux desselben, geschrieben am Franziska-Tage, ohne Beisetzung der Jahreszahl, lautet nach dem Original folgendermaßen:
     
    Herzallerliebste Frau!
    Jeder Tag ist Dir geweiht, doch besondere Fälle gestatten den Drang des Herzens im Vollerem, im mehr als gewöhnlichem maaß. Franziskens Nahme ist mir so angenehm, so wichtig, weilen Ich Dir heute Geliebteste, die Gesinnungen erneuern darf, die mein Vor Dich so zärtliches Herz empfindet, mit ächter Wärme empfindet.
    Wortgepräng, schmeicheley, fliehn auf immer, der treue Freund, Gatte, tritt an die Stelle, und mit der aufrichtigen Herzenssprache, die Dein Edles benehmen mit Recht fordern darf, ruft Er Dir laut zu:
    Bleibe ferner die Beruhigung meiner Tage,
    und
    Mache Mich zum Glücklichsten der sterblichen
    nemlich
    Zum Werkzeug
Deines
Glücks.
    so denkt so schreibt am Franziscenstag
    Dein ewig treuer
    Carl HZW
     
    Gutmütigen Humor zeigte er oft auch in Ordern an Untergebene. So erließ er eine Ordre an den General v. Bouwinghausen, mit dem er übrigens nicht immer in so freundlichem Vernehmen stand, die anfing:
    »Mein lieber, zwar nicht Kammerherr, doch die Erlaubnis habender in all Meine innersten Gemächer eingehen zu dürfen, Nicht Geheimrat dem Titel nach, sondern doch mein festes Vertrauen besitzender, noch nicht ganz Generallieutenant, sondern doch dazu zu gelangen in baldiger Hoffnung stehender Generalmajor von Bouwinghausen!«
    Einst kam der Herzog in die Wohnung des Pfarrers K. zu H. Dieser gab sich für einen sehr frommen Mann aus, war aber sehr geldbegierig. Der Herzog wußte das, und als er seine Bibel bemerkte, die unter anderen Büchern im Bücherschrank steckte, zog er sie heraus, blätterte in ihr, legte heimlich ein Goldstück in dieselbe und stellte sie wieder an ihre vorige Stelle. Nach einiger Zeit kehrte der Herzog wieder beim Pfarrer ein. Sein erster Blick fiel auf die Bibel, die sehr bestäubt noch an alter Stelle stand; er zog sie heraus und siehe da, das Goldstück fiel ihm aus ihr in seine Hand! Liest Er auch fleißig in seiner Bibel? fragte er den Pfarrer. Ihro Durchlaucht, pflichtgemäß alle Tage. Sieh er, erwiderte der Herzog, da sagt er nicht die Wahrheit, sieh Er, dies Goldstück legte ich Ihm vor einem Vierteljahre in das Buch, und da ist es noch in ihm. Hätt er darin gelesen, hätt Er's gefunden, jetzt steck ich's wieder ein. – Der Pfarrer sah dem Goldstück mit Ärger nach.
    Nach Karls Tode war Aller Hoffnung auf seinen Nachfolger Ludwig Eugen gerichtet. Die Herzensgüte dieses Prinzen war anerkannt, so wie die Achtung, die er der Landesverfassung zollte. Dem Vater Schillers lag an der Gnade des nachfolgenden Regenten sehr viel, und er sprach sich damals auch gegen meinen Vater aus: daß es ihm erwünscht wäre, sein Sohn würde sich eine Audienz bei dem neuen Herzoge erbitten, und ihm zum Antritte der Regierung Glück wünschen; auch Herr von
Hoven
wollte ihn dazu bewegen, aber Schiller tat es durchaus nicht, er sprach nur immer von den Vorzügen des verstorbenen Herzogs.
    Er arbeitete in Ludwigsburg damals an seinem Wallenstein, und zwar meistens bei Nacht, weil er bei Tage sehr häufig von Brustkrämpfen befallen wurde, studierte sehr fleißig die Kantische Philosophie und schrieb daselbst auch die bekannte Rezension über Matthissons Gedichte.
    Öfters besuchte er auch seinen alten Lehrer
Jahn
und dessen Schule, in der er als Knabe Unterricht erhalten hatte. Manchmal machte er sich da die Freude, dem Lehrer die Mühe des Unterrichts auf einige Stunden abzunehmen und ihn den Schülern statt seiner zu erteilen.
    Ein Verwandter von mir, älter als ich (der kürzlich verstorbene landschaftliche Archivrat
Schönleber),
der dazumal Jahns Schüler war, schrieb mir hierüber: »Nach Darstellung einiger Biographen Schillers könnte es scheinen, daß Schiller erst im Oktober 1793 nach Lüdwigsburg gekommen wäre, während ich mich mit Gewißheit erinnere, daß es lange vor dem Anfange der Herbstvakanz war (Schiller kam wenigstens vor Anfang September 1793 an und war noch im November und vielleicht Dezember in Ludwigsburg), wo er an einem Freitag Nachmittag den Professor Jahn besuchte, als gerade Unterricht in der Geschichte gegeben wurde. Dieser Unterricht in der Geschichte veranlaßte

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