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Bilderbuch Aus Meiner Knabenzeit

Titel: Bilderbuch Aus Meiner Knabenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justinus Kerner
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ihn, mehrmals zu kommen und uns selbst in ihr zu belehren. Er nahm mir da oft und viel Schröks Lehrbuch aus der Hand und benutzte es als Leitfaden, während ich bei meinem Nebensitzer einsehen durfte.
    Es existiert eine kleine Ausgabe seiner Werke von Cotta in klein Oktav, mit einem Bilde von ihm. Hier ist er sitzend, den Kopf auf die Hand gelehnt, die Beine übereinander geschlagen, abgebildet, und so saß er fast jedesmal auf der Schranne an unserem Schultische mir gegenüber, und das ist auch dasjenige Bild von ihm, das ich nach meiner Erinnerung für das richtigste halte.« –
    In Begleitung seines Vaters, der schon früher mit dem meinigen durch gleiche Neigung, die Baumkultur, verbunden war, besuchte er damals auch mein elterliches Haus, aber ich erinnere mich seiner nur aus den späteren Erzählungen meines Vaters, der öfter von ihm als einer hagern, aufrechten, bleichen Gestalt sprach, auch daß er den Kopf mehr hoch als nieder getragen und dadurch auf manchen den Eindruck eines stolzen Menschen gemacht habe, was er so gar nicht gewesen sei! Das Gleiche sagt auch sein Ludwigsburger Freund Hoven: »Dieses Ansehen«, schreibt Hoven, »hatte Schiller schon als Zögling der Karlsakademie, und ich erinnere mich noch wohl, daß einst eine Frau, welche dort ihren Sohn besuchte, wie sie Schillern den Schlafsaal hinunter schreiten sah, sagte: ›Sieh doch, der dort bildet sich wohl mehr ein, als der Herzog von Württemberg.‹«
    Während ich oben rühmte, mein Vater seie mit dem Vater Schillers in Bekanntschaft gestanden, fiel mir eine komische Tatsache späterer Zeit bei, die ich mich nicht enthalten kann, hier noch anzuführen. Ein Schullehrer in der Gegend von Ludwigsburg, der ein Bekannter des alten Schillers gewesen war, wollte, als Schillers Statue in Stuttgart errichtet wurde und man die Gelehrten zu Beiträgen in das Schilleralbum aufforderte, auch sein Scherflein beitragen und sandte folgende Verse ein:
     
    »O großer Friedrich Schiller!
    Für mich auch Poesieerfüller,
    Kommst nun
gegossen
in das Land! –
    Herrn Vater hab ich auch gekannt.
«
     
    Schade, daß
die
Verse nicht aufgenommen wurden!
     
Fußnoten
     
    1 Obiger Zug und diese Worte Schillers stehen in Hovens Selbstbiographie und in mehreren Biographien Schillers aus der Hovens abgedruckt, können aber zur Ehre Schillers nicht genug wiederholt werden.
     
     
Die Zeit Herzog Ludwigs
    Nach dem Tode des Herzogs Karl wurde der Zustand Ludwigsburgs weniger glänzend, aber gemütlicher, bürgerlicher; das eigentliche Militär wurde mehr in den Hintergrund gestellt, die großen Grenadiere Friedrichs verschwanden, und der Herzog Ludwig, ein Freund der Bürger mit Leib und Seele, glaubte sich auch jetzt, zur Zeit der bedrohten Kronen, nur unter ihrem Schutze sicher. Als dieser Herzog eine allgemeine Volksbewaffnung zu organisieren gedachte, was Österreich wünschte, und nur Preußen für gefährlich hielt, da gelangten auch an meinen Vater, wie an alle Oberamtmänner, Befehle zur Organisation derselben. In einer, bei solch einer Gelegenheit gehaltenen Rede, die ich noch besitze, sprach er unter anderem folgendes, was ich hier wörtlich anführe:
    »Zur Abwendung drohender Feindesgefahr hat der Herzog den Entschluß gefaßt, nach Anleitung der älteren und neueren Landesverträge und Beispiele eine allgemeine Landesverteidigung zu veranstalten und eine Landmiliz zu errichten, die in Vereinigung mit den regulären Truppen, und in Vereinigung mit den anderen benachbarten Reichs- und Kriegsständen, mit Gottes Hülfe die Feinde bekämpfen soll. Wahrhaftig, meine Mitbürger, Hermanns kriegerischer Geist, welcher ehemals der römischen Herrschaft in Deutschland Grenzen setzte und mit unseren Voreltern begraben zu sein scheint, muß wieder belebt werden: denn, wenn ein ganzes Volk aufsteht, um die Nachbarschaft zu verheeren, so müssen auch gegenseitig andere Völker sich verbinden, um der Gewalttat zu steuern, die Gefangenschaft der Familien und die Zerstörung der Wohnungen zu verhindern. Jeden Bürger zur Ergreifung der Waffen aufzurufen ist Pflicht der Obrigkeit, und so rufe ich diejenigen unter euch zu den Waffen, welche tätig, kräftig und durch Alter oder Krankheit nicht verhindert sind, sich unter der Fahne der Vaterlandsverteidiger zu sammeln. Um mit gutem Beispiele voranzugehen, mache ich mich verbindlich, unter hoffender Erlaubnis unseres Herzogs, wenn eine Anzahl entschlossener ehrliebender Bürger sich zu einem Schützenkorps vereinigt, daß

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