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Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde

Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde

Titel: Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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Bille sagen, aber Bettina interessierte sich ja doch nicht dafür.
    „Ist die Ostsee so nah?“ fragte Bettina überrascht. „Oh, bitte — wenn’s dir nichts ausmacht, möchte ich gern an die See.“
    „Warst du denn noch nie dort? Hast du deine Verwandten nicht früher schon besucht?“
    „Nur einmal, als ich sehr klein war. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Meine Mutter mochte Tante Charlotte nicht, ich glaube, sie hatte Angst vor ihr.“
    Nicht zu fassen, sie redet mit mir! dachte Bille. Und lachend sagte sie: „Das kann ich verstehen. Ich hab auch Angst vor ihr, sie ist so schrecklich laut. Dabei ist sie in Wirklichkeit wahrscheinlich ein ganz netter Kerl.
    Bille begann, von der Schule zu erzählen, von den Mitschülerinnen und den Lehrern. Sie hatte die Zügel wieder genommen, als sie die Fernstraße überqueren mußten, jetzt trabten sie zwischen Koppeln und abgeernteten Kartoffelfeldern auf das Meer zu.
    „Merkst du was? Die Luft schmeckt nach Salz, wir haben Seewind. Sicher gibt’s tolle Wellen heute. Hoffentlich frierst du nicht, aber ich habe noch eine Decke im Wagen.“
    Bille hatte recht , die Wellen rollten schwer und graugrün heran und ergossen sich schäumend bis weit hinauf in die Dünen. Bettina sprang vom Wagen und lief der Brandung entgegen, während Bille Zottel an einem Pfosten des Weidezauns hinter den Dünen festmachte und die Decke unter dem Sitz hervorholte.
    Sie wird sich nasse Füße holen, dachte Bille. Na egal, Hauptsache, sie ist glücklich, und wenn’s nur für ein paar Minuten ist.
    Eine Weile tobten sie am Strand herum, suchten Muscheln und hielten nach Bernstein Ausschau. Der Wind pfiff ihnen um die Köpfe und nahm ihnen den Atem. Dann zogen sie sich in eine windgeschützte Mulde zurück und blinzelten verträumt aufs Meer. Über ihnen kreischten Möwen, die Sonne wanderte durch weiße Wolkenberge, verschwand, tauchte wieder auf und malte geheimnisvolle Landschaften auf das Wasser. Bettina kuschelte sich in die Decke und schloß die Augen.
    „Können wir nicht immer hierbleiben?“ fragte sie.
    „Leider nicht, im Gegenteil“, seufzte Bille. „Wir müssen uns sogar beeilen, wenn wir nicht zu spät nach Hause kommen wollen. Aber wir können wieder herfahren, sooft du willst.“
    „Nur noch zehn Minuten“, bat Bettina.
    „Okay, aber dann müssen wir den kürzeren Weg über die Landstraße zurückfahren.“
    Die Landstraße war voller Ausflügler. Autos jeder Größe und Farbe, vollgestopft mit kinderreichen Familien oder Gruppen von jungen Leuten, die zum Kaffeetrinken aufs Land gefahren waren, kamen ihnen entgegen oder überholten sie, und sie hupten ungeduldig, wenn sie wegen des Pferdewagens bremsen mußten und nicht schnell genug vorwärts kamen. Bille bemühte sich, so weit wie möglich am Straßenrand zu bleiben. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie sich Bettina immer mehr verkrampfte.
    „Mach’ dir keine Sorgen, in der Beziehung ist auf Zottel hundertprozentig Verlaß. Er ist den Betrieb gewöhnt — aus der Zeit, als er noch mit dem Zirkuswagen durch Stadt und Land ziehen mußte“, versuchte Bille sie zu beruhigen. „Blöder Heini, du kommst noch früh genug nach Hause!“ schimpfte sie über einen ungeduldigen Autofahrer. „Diese Sofas sind die schlimmsten!“
    „Was sind Sofas?“ fragte Bettina mit vor Angst klappernden Zähnen.
    „Das weißt du nicht? Sonntagsfahrer, die nur feiertags das Auto aus der Garage holen. Onkel Paul sagt immer... verdammt...“
    Vor ihnen tauchte aus der Kurve ein dicker Mercedes auf. Er raste mit Höchstgeschwindigkeit auf sie zu, ohne in der Autoschlange zu seiner Rechten eine Lücke zu finden, in die er hätte ausweichen können.
    Bettina schrie wie ein Tier. Bille wurde eiskalt, sie riß Zottel nach rechts hinüber, und die Kutsche polterte über den Grasstreifen in einen frischgepflügten Acker hinein. Zottel stand schnaubend und zitternd in dem weichen Boden.

    Bettina hatte sich von Schreien und Schluchzen geschüttelt auf Billes Schoß geworfen. Bille saß wie erstarrt da, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Schließlich stand sie auf, schob die schluchzende Bettina vorsichtig zur Seite, stieg mit steifen Beinen vom Wagen und ging zu Zottel.
    „Gut hast du das gemacht, mein Junge, brav, ganz brav, komm, nur ruhig“, redete sie auf ihn ein, klopfte und streichelte ihn, bis er sich beruhigt hatte.
    Bille atmete ein paarmal tief durch und schaute sich um. Der Mercedes war längst am Horizont verschwunden,

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