Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde
Fahrrad in den Kofferraum und fuhren nach Neukirchen hinüber. Dort gab es ein gemütliches kleines Restaurant mit jugoslawischer Küche. Onkel Paul bestellte leckere kleine Fleischspieße mit scharfem würzigem Reis und hinterher Apfelstrudel. Hin und wieder schaute er auf die Uhr. und plötzlich erklärte er: „So, jetzt geht’s los. Punkt drei Uhr werden wir erwartet!“
„Du machst es aber spannend. Was habt ihr vor?“
„Deinen Geburtstag zu feiern. Was sonst?“
Nun wurde Bille doch neugierig. „Hat es etwas mit dem neuen Haus zu tun?“
„Hm, na — nicht direkt. Oder doch, auch ein bißchen.“
„Da soll nun einer draus schlau werden.“
Eine Viertelstunde später fuhren sie vor dem alten Strohdachhaus vor. Durch die geschlossenen Fensterläden des früheren Ladens drang schwaches Licht. Oben bewegte sich eine Gardine.
„ Mutsch scheint uns schon zu erwarten“, meinte Bille.
Sie betraten das Haus. Im gleichen Augenblick dröhnte Musik los. Mutsch kam aus dem Keller herauf mit einem Arm voller Flaschen.
„Nanu, hast du nicht eben gerade aus dem Schlafzimmerfenstergeschaut? Oder ist noch jemand im Haus?“
„Noch jemand?“ Mutsch und Onkel Paul schauten sich mit Unschuldsengelblick in die Augen.
„Ich weiß!“ Bille sah verschmitzt von einem zum anderen. „Die geheimnisvolle Geburtstagsüberraschung heißt Inge. Die große Schwester ist zu Besuch gekommen! Stimmt’s?“
Mutsch und Onkel Paul schüttelten die Köpfe. Bille ging in die Küche. Alles sah aus wie immer — nur die laute Tanzmusik war ungewohnt. Wo kam sie her?
„Fertig?“ fragte Onkel Paul.
Mutsch nickte.
„Also dann — Augen zu!“ kommandierte Onkel Paul. „Und wage nicht, sie aufzumachen, bevor ich es dir erlaube.“
Mutsch und Onkel Paul drehten Bille ein paarmal um ihre eigene Achse, dann hängten sie sich bei ihr ein.
„Ihr macht’s aber spannend! Was soll denn das?“
Eine Tür wurde geöffnet und die Musik schwoll an.
„Vorsicht — Stute!“ sagte Mutsch , also führten sie sie in den früheren Ladenraum.
Es duftete nach Kerzen und Blumen. Durch die Musik hindurch hörte sie Kichern, Tuscheln und Scharren.
„Augen auf!“ kommandierte Onkel Paul.
Bille war wie geblendet. Sie hatten den ganzen Laden aus-geräumt und als Festsaal dekoriert. Da standen sie alle im Halbkreis vor ihr und übertönten die Musik mit einem lauten „Happy birthday to you “: Bettina und Helga, Karlchen, Daniel. Simon und Florian, und während sie sangen, wichen sie langsam nach beiden Seiten zurück und gaben den Blick auf ein schrankgroßes Paket frei, das mitten im Zimmer stand und ihren Namen und ihre Adresse trug.
„Oh — meine neuen Möbel?“ fragte Bille überrascht.
Da blinzelte das Paket. Bille mußte zweimal hinschauen, aber es stimmte. Das Paket hatte geblinzelt — und jetzt wiegte es sich auch noch leise vor und zurück.
„Merkwürdiger Schrank", brummte Onkel Paul.
Da wieherte das Paket. Es war sogar durch die Musik hindurch zu hören. Bille stürzte vor, bohrte mit dem Finger ein Loch in das gelbe Paketpapier, das über ein dünnes Holzgestell gespannt war und riß es mit beiden Händen ab.
Da stand er, Zottel, über und über mit Blumen geschmückt? wie ein Pfingstochse, und auf dem Rücken trug er ein großes Plakat.
„Na, ließ schon!“ drängelte Florian,
Bille begann, die Inschrift zu studieren.
„Na?“ sagte Karlchen.
Aber Bille war unfähig, auch nur ein Wort herauszubringen. Sie stürzte vor und umarmte Zottel. Und dann Mutsch und Onkel Paul. Dann Bettina und die Freunde. Und schließlich wieder Zottel, aber das vor allem, damit die anderen nicht sehen konnten, daß sie heulte. Es war einfach zuviel .
Die anderen hatten begriffen. Hinter Bille erhob sich ein geschäftiges Hin und Her. Ein Tisch wurde gedeckt. Kannen mit Kakao und Tee herbeigeholt, eine riesige Geburtstagstorte und Schlagsahne aufgetragen und die Musik wieder lauter gestellt. So hatte Bille Zeit, sich zu beruhigen.
Als sie schließlich alle um die große Tafel saßen und die Geburtstagstorte die Runde gemacht hatte, überschrien sich die Freunde fast vor Eifer, den Hergang der Geschichte zu erzählen.
„Wir haben uns alle extra Arbeit gesucht, um das Geld für Zottel mitzuverdienen“, berichtete Florian stolz. „Daniel hat Nachhilfestunden gegeben, Simon und ich haben auf dem Hof und im Büro geholfen, Bettina hat Babysitter gespielt.“
„Und als du dahinterkamst, daß Zottel verkauft worden war! Mann,
Weitere Kostenlose Bücher