Bille und Zottel 03 - Mit einem Pferd durch dick und duenn
Hand an den Jeans ab, ehe er sie Bille entgegenstreckte.
„Sybille Abromeit “, stellte sich Bille ein wenig steif vor.
„Was hast du mit Begleiter gemeint?“
Bille lachte. „Du wirst es nicht glauben: Er reist nicht ohne seinen Freund! Er hat einen solchen Tobsuchtsanfall bekommen, als er ohne mein Pony fahren sollte, daß wir das Pony mitnehmen mußten.“ Bille verschwieg, daß auch sie nur aus diesem Grunde mitgekommen war.
„Komm, ich zeig dir schon mal eure Box. Meinst du, daß wir sie beide in eine tun können?“
„Wenn sie groß genug ist — klar! Die beiden sind unzertrennlich.“
Hauke warf einen neugierigen Blick in das Innere des Transporters, dann ging er mit Bille zum Stall hinüber und führte ihr die Box vor, die für Black Arrow bestimmt war. Es war ganz offensichtlich die schönste und geräumigste im ganzen Stall, die man für den Ehrengast freigemacht hatte.
„ Wie’n Luxushotel. Prima! Hilfst du mir beim Ausladen? Erst Zottel. Dann geht Black Arrow schon ganz allein hinterher.“
Als Herr Tiedjen mit Herrn Sörensen aus dem Haus kam, waren Bille und Hauke mit dem Ausladen bereits fertig. Black Arrow und Zottel standen Schulter an Schulter an der Tränke und löschten ihren Durst.
„Darf ich Ihnen unsere größte Nachwuchshoffnung vorstellen, Sörensen?“ fragte Herr Tiedjen und zog Bille zu sich heran. „Wenn sie weiter so gute Fortschritte macht, wird sie bald mein Erbe antreten können.“
„Warum reitet sie morgen nicht mit?“ sagte Herr Sörensen und schüttelte Bille die Hand.
„Nun — ganz soweit sind wir noch nicht. Sie kennen mich, ich bin für eine sehr gründliche Ausbildungszeit. Aber das Mädchen hat einen Pferdeverstand wie kaum sonst einer.“
Selten war Bille so verlegen gewesen wie in diesem Moment. Sie hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen und brachte kein Wort heraus. Ein Glück, daß es Black Arrow und Zottel gab. Die hatten genug getrunken und wollten nun ihr Abendbrot serviert bekommen. Bille nahm einen rechts und einen links am Halfter und marschierte mit ihnen in die Box.
„Ein wunderschönes Tier, dieser Wallach!“ hörte sie Herrn Sörensen sagen.
„Ja, hoffentlich halt er, was er verspricht. Er gibt morgen sein Debüt. Das Pony ist sein Maskottchen, er hat sich geweigert, ohne das Pony auf die Reise zu gehen, stellen Sie sich das vor!“
„Das wird die Leute von der Presse freuen, sie sind ganz wild auf solche Geschichten!“ sagte Herr Sörensen lachend. „So was bringt doch wenigstens ein bißchen Farbe in das Einerlei der Turnierberichte.“
Die zwei Männer verließen den Stall. In der Tür drehte sich Herr Tiedjen noch einmal um.
„Komm hinüber in den Klubraum, wenn du hier fertig bist, Bille. Es gibt etwas Gutes zu essen!“
Der Klubraum war überfüllt von lachenden, schwatzenden Menschen. Das Jubiläumsturnier hatte bereits gestern begonnen. Aber die Wettbewerbe in den leichteren Springklassen und in der Dressur waren schon beendet, so daß die Sieger tüchtig gefeiert werden konnten.
Herr Tiedjen saß an einem großen Tisch, umringt von Bewunderern und alten Freunden. Als er Bille unschlüssig in der Tür stehen sah, winkte er sie zu sich heran. Fr stellte sie den Anwesenden vor und ließ sie neben sich Platz nehmen. Die freundliche, runde Kantinenwirtin kam mit einem Tablett und stellte einen Teller mit einem knusprig gebratenen Schnitzel und Röstkartoffeln vor Bille, dazu gab’s eine große Schüssel Salat.
„Was möchtest du trinken? Cola? Limo? Apfelsaft?“ fragte sie. „Oder lieber einen heißen Kakao?“
„Oh, vielen Dank, Apfelsaft bitte! Danke“, sagte Bille verwirrt.
Sie war müde und überwach zugleich, glücklich, zwischen diesen erfahrenen Reitern zu sitzen und gleichzeitig voller Angst, sich zu blamieren. Sie war stolz darauf, Lieblingsschülerin von Herrn Tiedjen zu sein und kam sich andererseits schrecklich kindisch und unbeholfen vor. Ein richtiger Gefühlssalat, dachte Bille.
Zum Glück konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der Anwesenden ganz auf Herrn Tiedjen . Bille widmete sich mit Genuß dem köstlichen Abendessen und war zufrieden, daß niemand eine Frage an sie richtete.
Herr Sörensen ließ eine Flasche Sekt kommen.
„Darf unsere Juniorin auch ein Glas mittrinken?“ fragte er Herrn Tiedjen .
„Ich denke schon.“
„Wir müssen doch auf unseren großen Gast anstoßen.“
Herr Sörensen erhob sich und hielt eine Begrüßungsansprache auf Herrn Tiedjen . Mit Hochrufen und
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