Bille und Zottel 03 - Mit einem Pferd durch dick und duenn
denn bloß?“
„Wir müssen ihn austricksen“, schlug Bille vor. „Komm, mein Kleiner!“
Sie wendete Zottel und führte ihn zu dem Transporter, der ,Platz für zwei Pferde bot. Zottel folgte seiner Herrin gehorsam ins Innere des Wagens. Nun machte Black Arrow keinerlei Schwierigkeiten mehr. Mit einem erwartungsvollen Wiehern sprang er in den Wagen und stellte sich in den Verschlag neben Zottel.
„Mach ihn fest!“ rief Bille Hubert zu. „Dann steige ich mit Zottel wieder aus.“
Das war gutgemeint. Aber sie hatte nicht mit Black Arrows Eigensinn gerechnet. Kaum hatte Bille Zottel wieder rückwärts aus dem Wagen bugsiert, wollte auch Black Arrow aussteigen. Daß er festgebunden war, störte ihn dabei keineswegs.
„Der macht Kleinholz!“ rief Hubert entsetzt. „Der zerkloppt uns den ganzen Transporter!“
Herr Tiedjen war auf den Lärm aufmerksam geworden und kam von Gutshaus herüber.
„Er — er will nicht ohne das Pony fahren“, stotterte Hubert entschuldigend. „Erst wollte er nicht einsteigen, dann haben wir ihn mit dem Pony in den Wagen gelockt, und jetzt...“
„Jetzt fühlt er sich angeschmiert“, vollendete Bille den Satz. „Was soll’n wir bloß machen? Wenn er sich nun verletzt?“ Black Arrow steigerte sich in einen Tobsuchtsanfall hinein und war auch durch Herrn Tiedjens gutes Zureden nicht zu beruhigen.
„Verrückter Kerl“, murmelte Herr Tiedjen . „Los, bring Zottel wieder in den Transporter!“
Er kann doch nicht einfach mitfahren, wollte Bille sagen, gehorchte aber sofort, um Black Arrow zu beruhigen. Und als Black Arrow Zottel neben sich sah, begrüßte er ihn mit fröhlichem Schnauben, als wollte er sagen: Na also, da bist du ja endlich.
Herr Tiedjen kratzte sich am Hinterkopf und dachte nach.
„Hast du morgen Schule?“ fragte er Bille plötzlich.
„Nein, morgen ist schulfreier Samstag.“
„Worauf wartest du noch. Steig ein, ich telefoniere inzwischen mit deinen Eltern.“
Bille brachte vor Überraschung kein Wort heraus, aber ihr strahlender Blick sprach Bände. Sie drehte sich auf dem Absatz um, rannte in den Stall, holte ein Halfter für Zottel, der immer noch gesattelt war, und war in Sekundenschnelle wieder am Transporter. Während Herr Tiedjen im Büro telefonierte, nahm sie Zottel Sattel und Zaumzeug ab.
„So, mein Herr, anschnallen bitte, wir starten in wenigen Minuten." Sie gab Zottel noch einen zärtlichen Klaps, dann kletterte sie auf den Beifahrersitz in Herrn Tiedjens Wagen.
In Wedenbruck machten sie kurz halt, und Bille holte sich ihren Campingbeutel, mit Waschzeug, einem sauberen Pulli und frischer Wäsche. Dann ging es weiter.
Es war schon dunkel, als sie ihr Ziel erreichten. Der Reitverein Gravenbrook befand sich auf einem ehemaligen Gutshof. Gegen den Nachthimmel hob sich die riesige Reithalle ab, dahinter lag eine Reihe von Scheunen und Ställen. Etwas abseits hinter einer Natursteinmauer sah man verdeckt von hohen Buchen in einem gepflegten kleinen Park das Gutshaus.
„Mann, ist das vornehm hier“, platzte Bille heraus. „So habe ich es mir gar nicht vorgestellt.“
„Im Gutshaus dort drüben wohnt Herr Sörensen mit seiner Familie. Außerdem ein weiterer Reitlehrer und der Gutsverwalter. Unten gibt’s eine Kantine und einen Klubraum, und unterm Dach ein paar Gästezimmer — für müde Reisende so wie uns“, erklärte Herr Tiedjen lächelnd.
„Die müssen ja eine Masse Pferde hier haben — wenn die Ställe alle voll sind?“
„Haben sie auch. Außer den zur Reitschule gehörenden Pferden stehen eine Unmenge Privatpferde hier. Sie alle müssen versorgt werden, denn die Besitzer kommen oft nur am Wochenende aus der Stadt.“
„Das muß schrecklich sein“, meinte Bille, „sein Pferd nur sonntags sehen zu können! Da habe ich es doch besser.“
Aus dem Gastraum klangen Stimmen und Musik.
„Bleib einen Augenblick hier, ich will erst mal unsere Ankunft melden.“
Bille kletterte aus dem Wagen und ging zu Zottel und Black Arrow.
„Na, ihr beiden, müde von der Reise?“
Zottel wieherte erfreut, als er Billes Stimme hörte, und Black Arrow antwortete mit einem tiefen Schnauben. Aus dem Stall kam ein Pferdepfleger gelaufen, der kaum älter als Karlchen war, sechzehn oder siebzehn schätzte Bille.
„Ist das das Pferd von Herrn Tiedjen ?“
„Ja. Mit Begleiter. Und ich bin die Pferdepflegerin.“
Bille reckte sich, um ein wenig größer zu erscheinen.
„Aha. Tag. Ich bin Hauke.“
Er wischte vorsichtshalber seine
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