Billionen Boy
Lauren und hob demonstrativ das Papier in ihrer Hand.
»Eine Petition! Das ist ja lustig!«, antwortete Mrs Chubb strahlend.
»Ja. Miss Spite soll ihre Stelle wiederbekommen«, erklärte Joe mannhaft, in der Hoffnung, dadurch Lauren zu beeindrucken. Einen Augenblick lang spielte er mit der Idee, die Faust auf den Tisch zu knallen, um ihrer Forderung mehr Nachdruck zu verleihen. Aber er wollte Mrs Chubbs umfangreicheSammlung von Glückstrollen nicht durcheinanderbringen.
»Ah ja. Miss Spite. Eine wunderbare Lehrerin. Ich verstehe es ganz und gar nicht. Aber tut mir leid, Kinder, ihr habt Mr Dust um einen Augenblick verpasst.«
»O nein!«, rief Joe.
»Doch, er ist gerade gegangen. Ach, seht mal, da ist er ja noch!« Sie zeigte mit ihrem beringten Wurstfinger auf den Parkplatz. Joe und Lauren spähten hinaus. Im Schneckentempo bahnte sich der Direktor mit dem Rollator seinen Weg.
»Lassen Sie sich Zeit, Mr Dust, Sie überanstrengen sich noch!«, rief sie ihm zu. Dann wandte sie sich wieder an Joe und Lauren. »Er hört mich nicht. Na, um ehrlich zu sein, er hört überhaupt nichts mehr. Wollt ihr euer kleines Petitions-Dingsda einfach bei mir lassen?« Sie legte den Kopf schief und warf einen Blick auf das Papier. »O je, sieht aus, als wären fast alle Unterschriften heruntergerutscht.«
»Wir hatten auf mehr gehofft«, gab Joe schwach zu.
»Also, wenn ihr lauft, dann holt ihr Mr Dust vielleicht noch ein«, schlug Mrs Chubb vor.
Joe und Lauren grinsten sich an, dann gingen sie in aller Ruhe zum Parkplatz. Zu ihrer Überraschung hatte Mr Dust seinen Rollator abgestellt und kletterte gerade auf den Sattel einer blitzblanken Harley Davidson. Es war das brandneue Modell Vortex 3000 mit Düsenantrieb. Joe erkannte es wieder, weil sein Vater eine kleine Sammlung von etwa dreihundert Motorrädern hatte und seinem Sohn immer die Prospekte der neuen Maschinen zeigte, die er sich zulegen wollte. Mit 250 000 Pfund war dieses Modell das teuerste Motorrad, das je gebaut worden war. Es war breiter als ein Auto, höher als ein Lastwagen und schwärzer als ein schwarzes Loch. Und sein Chrom funkelte auf gänzlich andere Weise als das Chrom von Mr Dusts Rollator.
»Herr Direktor!«, rief Joe, aber es war schon zu spät. Mr Dust hatte bereits seinen Helm aufgesetzt und den Motor gestartet. Er knallte den Gang rein und mit hundert Meilen pro Stunde rauschte das Ungetüm an den bescheidenen Autos der Lehrer vorbei. So schnell raste das Motorrad dahin, dass der Direktor sich nur noch mit den Händen festklammern konnte und seine kurzen alten Beine hinter ihm in der Luft flatterten.
»YYYIIIIIPPPPPIIIIIIIIIIIEEEEEE!«, jubelte Mr Dust, während er mit seiner grotesken Maschine in der Ferne verschwand und sich innerhalb von Sekunden zu einem Pünktchen am Horizont verwandelte.
»Hier ist doch irgendwas im Busch«, sagte Joe zu Lauren. »Die Hexe wird gefeuert, der Direktor hat ein Motorrad für 250 000 Pfund …«
»Sei nicht albern, Joe. Das ist alles nur Zufall«, meinte Lauren lachend. »Also. Bin ich immer noch heute Abend zum Essen eingeladen?«, fuhr sie fort und wechselte damit schnell das Thema.
»Na klar«, antwortete Joe eifrig. »Wie wäre es, wenn ich dich in einer Stunde vor Rajs Laden abhole?«
»Okay. Bis gleich also.«
Joe erwiderte ihr Lächeln und sah ihr nach, wie sie davonging.
Und dennoch begann der strahlend goldene Glanz, der Lauren in Joes Vorstellung umgeben hatte, zu verblassen. Plötzlich kam ihm irgendetwas irgendwie sehr komisch vor …
19. EIN ARSCH WIE EIN PAVIAN
»Vielleicht hat euer Direktor nur eine Midlife-Crisis«, meinte Raj.
Joe hatte nach der Schule einen kleinen Zwischenstopp im Zeitungskiosk eingelegt und Raj von den seltsamen Begebenheiten des Tages erzählt.
»Mr Dust ist um die hundert. Die Hälfte seines Lebens hat er längst hinter sich«, antwortete Joe.
»Du Schlauberger – ich meine, er versucht vielleicht nur, sich noch einmal jung zu fühlen«, beharrte Raj.
»Aber es ist das teuerste Motorrad der Welt. Es kostet eine Viertelmillion Pfund. Und er ist Lehrer und kein Fußballspieler – wie soll er sich das leisten können?«, erklärte Joe.
»Weiß ich doch nicht. Bin ja kein Detektiv«, meinte Raj. Dann sah er sich in seinem Laden genauum, bevor er seine Stimme zu einem Flüstern senkte. »Joe, ich muss dich etwas fragen. Aber es ist streng vertraulich!«
Joe senkte ebenfalls die Stimme. »Nur zu!«
»Es ist sehr peinlich, Joe«, flüsterte Raj. »Aber benutzt
Weitere Kostenlose Bücher