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Billy Elliot - I will dance

Billy Elliot - I will dance

Titel: Billy Elliot - I will dance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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Klavierdeckel zu. Verfehlte nur knapp meine Finger. Dann rannte er aus der Tür, Tony hinterher. Wieso soll ich aufhören, wenn er nicht mal da ist? »Wir sehen uns nachher im Klub«, rief er mir noch zu. Blödmann!, dachte ich. Ich hasse es, wenn er mir beim Boxen zusieht.
     
     
    »Hör mal zu. Ich habe geboxt. Mein Dad hat geboxt. Du boxt.«
    So ist mein Dad. Er hat vor zweihundert Jahren genau das gemacht, was sein Dad zweihundert Jahre davor gemacht hat, und was ich in zweihundert Jahren machen werde. Auf die Art weiß mein Dad, wo’s langgeht. Mein Bruder, als der jünger war, hat er meinen Dad fast verrückt gemacht.
    »Du kannst mir gar nichts sagen – ich weiß selber!«, hat Tony gesagt. Das war früher, bevor er anfing sich auch wie mein Dad aufzuführen. Jetzt ist Tony so schlimm wie er. Und wegen den beiden hänge ich mir jeden Sonnabendmorgen die Boxhandschuhe um den Hals, geh in den Klub und hau einem anderen auf die Schnauze. Ich könnte was werden beim Boxen, wenn sie mich machen ließen. Es ist nämlich so, dass ich mir selber was ausgedacht habe, aber das passt denen nicht. Beim Boxen kommt’s gar nicht so sehr auf die Hände an. Sondern auf die Füße. George, der Trainer, und Dad, die verstehen das nicht. Die denken, es geht nur darum, wie hart man zuschlägt, aber das ist falsch. Guck doch Muhammad Ali an. Den kann man nicht treffen, der ist gar nicht da. »Fliege wie ein Schmetterling, stich wie eine Biene.« In der Sprache von George würde das heißen: »Steh still wie ein gottverdammter Stein, und schlag zu wie ein gottverdammter Rammbock.« Immer brüllt er mich an, ich soll aufhören herumzutanzen.
    Er hasst das. »Schlag zu! Schlag zu! Bleib stehen und kämpfe!«, schreit er mich an. Bleib stehen und lass dich verprügeln, meint er damit. Er denkt, ich tu das bloß, um ihn zu ärgern. Einmal ist er sogar in den Ring geklettert und hat mich festgehalten, sodass der andere Typ richtig zuschlagen konnte.
    Wenn sie mich nur lassen würden. Ich würde die anderen Typen mürbe machen, bis sie müde Beine kriegen, und dann schlage ich zu. Aber so lange können George und Dad nicht warten. Weil sie nicht denken. Es ist eine Frage der Taktik, weiter nichts. Aber sie benutzen einfach ihren verdammten Kopf nicht.

Jackie Elliot
     
     
     
    Der Junge macht mir Sorgen. Seit seine Mam tot ist, hat er keinen, der sich um ihn kümmert. Ich tu, was ich kann, aber ein Junge braucht seine Mutter. Besonders ein Junge wie er.
    Da ist jetzt der Kampf, in dem wir stecken. Es ist ein Kampf für unsere Zukunft, für unsere Gemeinde. Dafür, dass alle ihre Arbeit behalten und nicht bloß ein paar von uns. Ein Kampf für meine Arbeit und für Tonys Arbeit – aber ist es auch ein Kampf für Billy? Stell dir unseren Billy eine viertel Meile unter der Erde vor, wie er Kohle hackt, wie ihm der Schweiß schwarz in die Augen, den Rücken runterläuft. Das ist nicht unser Billy. Das Einzige, was ich je für ihn tun konnte, war, für seinen Lebensunterhalt aufkommen, und nicht mal das kann ich jetzt. Und ich bin nicht sicher, ob ich das je wieder können werde.
    Tony denkt, ich lasse nach. Uns ist man was schuldig. So sieht Tony das. Ja, klar, er hat Recht, na und? Vornehme Schuldner – schlechte Zahler. Ich kann mich noch erinnern, wie mein Dad damals in den Dreißiger Jahren gestreikt hat. Damals war ihnen keiner was schuldig – sie hatten Macht. Mit der Kohle, die sie förderten, wurden die Fabriken betrieben, wurden die Straßen und Häuser beleuchtet, fuhren die Schiffe übers Meer. Ohne Kohle kam das ganze verdammte Land zum Stillstand. Und heute? Erdgas, Öl, Atomenergie. Öl und Gas braucht man nicht mit den bloßen Händen aus der Erde zu graben, man braucht bloß eine Leitung nach unten zu legen und dann schießt das Zeug wie eine Fontäne nach oben. Einfach und bequem. Und billig.
    Und außerdem – natürlich, der Luxus, auf dem unsereiner besteht. Goldene Wasserhähne. Kaviar zu jeder Mahlzeit. Deswegen ist es billiger, die Kohle aus Argentinien herzuschippern, als uns dafür zu bezahlen, sie aus der Erde zu holen. Glaube ich nicht.
    Ich will dir was sagen. Wenn die Thatcher heute hier herkäme und zu mir sagte, sieh mal, wir müssen die Bergwerke schließen und wir werden stattdessen eine Stadt mit lauter nigelnagelneuen Fabriken aufbauen… Ich weiß wahrhaftig nicht, ob ich Ja oder Nein sagen würde, aber jedenfalls wäre da so was wie Hoffnung. Nicht so wie jetzt. Nach dem Motto, ihr seid nicht

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