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Bin ich hier der Depp

Bin ich hier der Depp

Titel: Bin ich hier der Depp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Wehrle
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1980er Jahre hatte nur jeder Siebte hingeschmissen. In einigen Berufen steigt mittlerweile die Mehrheit der Azubis aus, etwa bei den Kellnern und den Umzugshelfern (je 51 Prozent). Bei den Köchen und Wachleuten ist es knapp die Hälfte (49,5 Prozent).
    Das liegt nicht an der mangelnden Ausdauer, nicht an der Schreib- und Rechenschwäche der Azubis, wie Firmen gern behaupten – das liegt vor allem an der Ausbildungsschwäche der Firmen! Aus gutem Grund kommen die meisten Azubis in Berufen abhanden, in denen sie sofort als Arbeits-Packesel beladen und an die Grenzen ihrer Belastbarkeit getrieben werden, wie beispielsweise als Umzugshelfer. Nicht ausbilden, sondern ausnutzen: Nach diesem Slogan agieren immer mehr Firmen.
    Eine Azubi im Einzelhandel erzählt, ihre Ausbildung in der Filiale eines großen Discounters bestehe darin, Waren ein- und auszuräumen. Die Filiale hat zu wenig Personal. Nicht einmal Pause kann sie machen, das Essen muss nebenbei laufen, sonst tickt ihre Chefin aus. Als wieder mal Unterricht in der Berufsschule anstand, meinte die Filialleiterin: »Ich brauch dich hier. Kannst du die Schule nicht absagen?«
    »Absagen« hieß: Sie sollte eine Krankheit vorschwindeln – und dennoch arbeiten. Damit versäumte sie nicht nur den Unterricht, sondern arbeitete ohne Versicherungsschutz, weil sie offiziell gar nicht da war. Ihre Chefin kümmerte das nicht. Allerdings nur so lange, bis die Azubi schlechte Noten aus der Berufsschule mitbrachte. Dann bekam sie als Dank zu hören: »Du bist wirklich nur zum Kistenstapeln zu gebrauchen!« Etwas anderes hatte sie in der Tat nicht gelernt!
    Der Ex-Aldi-Manager Andreas Straub berichtet: »Schnell bemerkt die Unternehmensleitung allerdings, welches Potenzial zur Kostensenkung in den Auszubildenden steckt. Die Zahl der Azubis wird Jahr für Jahr ausgeweitet. Der Schnitt bei uns liegt mittlerweile bei drei bis vier Azubis pro Filiale. Dies entspricht oft mehr als 25 Prozent der gesamten Filialbesetzung. In einzelnen Filialen werden bis zu 40 Prozent der anfallenden Stunden durch Auszubildende abgedeckt.« [107]
    Und die Auszubildende einer Behörde in Hamburg wurde an ihrem ersten Arbeitstag als »Kazubi« begrüßt. Auf ihre Frage, was das heiße, kommandierte sie der Chef zur Kaffeemaschine. Dort durfte sie während ihrer Ausbildung jeden Tag antreten. »Kazubi« meinte: »Kaffee-Zubringerin«.
    Hamsterrad-Regel: Die Ausbildungen in Deutschland lassen keinen Wunsch offen. Chefs wünschen sich: Kaffee, Kopien, Überstunden!
    Deppen-Erlebnisse
    Wie ich für eine Wurst den Rasen meines Chefs mähte
    Mein Chef überraschte mich, als er mich zu sich nach Hause einlud: »Wir grillen heute Abend, komm doch einfach vorbei.« Als Azubi war ich miserabel bezahlt, schon die Aussicht auf ein kostenloses und üppiges Abendessen lockte mich.
    Um 18 Uhr klingelte ich an seinem Gartentor. Der Chef sprang mir mit einer Entschuldigung entgegen: »Das zieht sich leider noch etwas hin. Willst du dich in der Zwischenzeit nützlich machen?«
    »Klar«, sagte ich – und sah mich in Gedanken, wie ich Kohlen in den Grill schaufelte, das Feuer anfachte und mir auf dem kurzen Dienstweg schon mal ein kaltes Würstchen einverleibte, denn ich hatte so richtig Hunger! Doch er führte mich zu seinem Geräteschuppen und rollte den Rasenmäher raus: »Einmal das Grundstück, bitte. Und vorsichtig an den Rändern, damit du nicht in die Blumenbeete kommst.«
    Das Grundstück war riesig! Aber ich hatte ihm den Gefallen schon zugesagt, es gab kein Zurück. Ich knatterte mit dem Mäher los. Es war heiß, ich schwitzte. Benzindampf umnebelte mich. Mein Chef hatte sich derweil in seine Villa zurückgezogen. Erst als der letzte Quadratmeter gemäht und ich klitschnass war, tauchte er wieder auf.
    Nun warf er den Grill an. Doch er hatte wohl nur mit drei Essern kalkuliert: Auf vier Personen – ihn, seine Frau, seine Tochter und mich –, kamen nur drei Stücke Fleisch und drei Würstchen. Aus Höflichkeit begnügte ich mich mit einer Wurst. Später kam ich nach Hause, wie ich gegangen war: hungrig.
    Nach einem Monat sagte mein Chef: »Das letzte Grillen war nett – willst du morgen noch mal kommen?« Aha, sein Rasen musste mal wieder gemäht werden! Ich lehnte dankend ab.
    Torben Wenger, Steinmetz-Lehrling
    Wie unsere Firma durch einen »Azubi-Preis« viel Geld spart
    Seit über 20 Jahren schreibt unsere Firma einen Preis für Azubis aus. Er ist mit 1000 Euro dotiert und soll die jungen Leute anregen,

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