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Bin Ich Schon Erleuchtet

Bin Ich Schon Erleuchtet

Titel: Bin Ich Schon Erleuchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Morrison
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Stimmung ist verkorkst. Lara und Jason sind beide der Meinung, dass Indra sich schlecht benommen und Jessica manipuliert hat. Aber vielleicht sind wir auch so schlecht drauf, weil wir alle unsere tägliche Anatomiestunde hassen. SuZen ist eine unerträglich langweilige Lehrerin, außer sie redet von Branding und Marketing. Was die Anatomie betrifft, so lernen wir mehr von »Links ein Auge, Rechts ein Auge / damit kann man prima sehn / und zum Riechen eine Nase / die muss in der Mitte stehn« als von SuZens Unterricht.
    »Ich glaube, Indra rafft es nicht«, sagte Lara. »Es ist inakzeptabel, dass sie Jessica so manipuliert. Was will sie denn? Dass SuZen mehr Geld verdient? Ist das für Indra der Zweck dieses Retreats?«

18. April
    Jessica dabei zu beobachten, wie sie SuZen im Anatomieunterricht korrigiert, ist sicher das Unterhaltsamste an dieser öden Klasse. Heute sagte SuZen, dass die Schädelknochen nicht beweglich sind, und Jessica flippte aus.
    »Ich will nicht respektlos sein«, sagte sie mit hochrotem Gesicht, »aber du hast total unrecht«.
    »Wie bitte?«, fragte SuZen und hob den Blick von dem Lehrbuch, aus dem sie vorlas. Ich glaube, sie war ehrlich überrascht, dass jemand ihr widersprach.
    »Du hast total, total unrecht. Die Schädelknochen sind beweglich. Wenn du dich mit Craniosakralarbeit auskennen würdest, wüsstest du das und würdest so etwas nie wieder behaupten!« Sie warf einen Blick in die Runde. »Die Knochen bewegen sich, Leute, und wenn jemand von euch das selbst erleben will, kann ich es ihm später zeigen.«
    Das konnte ich bestätigen, denn Jessica hatte mir mal eine Kopfmassage verabreicht, und mein Schädel hatte sich wirklich bewegt und die Erde auch. Ha!

    Indra und Lou sprechen uns im Unterricht oft einzeln an und fordern uns auf, das Knie oder den Kopf oder was auch immer auszurichten, und immer wenn sie meinen Namen rufen, korrigiert SuZen ihre Position, und wenn sie SuZen meinen, fühle ich mich angesprochen. Das ist ziemlich lästig.

19. April
    Ich starre eine Holzschnitzerei an, die noch halb in Zeitungen eingewickelt ist. Sie gehört Jason und Lara, die sie gerade nach einem Teebesuch bei uns gelassen haben.
    Wir hatten heute wie immer unsere Vormittagsklasse. Acht Millionen Sonnengrüße. Meditation. Das Übliche. Aber anschließend ließ uns Indra zum Kreis zusammenkommen und schleppte einen voluminösen blauen Seesack vom Rand des Wantilan herbei. Sie habe Gaben, die sie mit uns teilen wolle, sagte sie. Mit klickenden Bo-Derek-Perlen beugte sie sich über die Tasche und holte eine geschnitzte Holzfigur heraus, die sie vor uns hinstellte.
    Von einer Holzbasis erhob sich die etwa 30 Zentimeter hohe Holzfigur einer langhaarigen Frau in der zweiten Krieger-Position. Das Holz war dunkelbraun gefärbt, aber man sah noch die Meißelspuren; wie man es häufig in der balinesischen Volkskunst sieht, war das Holz grob bearbeitet. Sie habe die Statue bei einem hiesigen Holzschnitzer in Auftrag gegeben, erzählte Indra. »Es hat großen Spaß gemacht, ihm Modell zu stehen.« Sie hielt die Statue mit beiden Händen in die Höhe, damit wir sie alle bewundern konnten. »Und ich möchte, dass ihr alle ein Andenken an unsere Erfahrung bekommt. Ich hoffe, sie wird euch in eurer Yoga-Praxis inspirieren, dort, wo ihr von hier aus hingeht.«
    Eine Statue von Indra für mein Zuhause. Was für ein aufregender, verrückter Gedanke. Sie könnte mir helfen, mich an all das Gute zu erinnern, das Indra mir beigebracht hatte. Aber dann sah ich mir Indra genauer an. Sie hielt die Statue ins Licht, als wäre sie eine kostbare, geradezu unbezahlbare Opfergabe, und ich wich auf einmal innerlich vor ihr zurück, als hätte sie etwas Ansteckendes. Etwas wie Heuchelei. Sie hatte mich auf jede Aufwallung meines Ego aufmerksam gemacht, die sie bei mir entdeckte, und nun stand sie da und betete ihr eigenes Ebenbild an?
    Ich wollte auf keinen Fall eine Indra in der Vorwärtsbeuge.
    Sie hielt die Statue in alle Himmelsrichtungen, damit wir sie ausgiebig betrachten konnten. »Also, zu Hause würden die fünfzig, sechzig Dollar das Stück kosten. Balinesische Kunst ist sehr gefragt! Aber da wir auf Bali sind …« – sie blickte lächelnd zu Lou hinüber, und ihre Stimme klang geschäftsmäßig wie die von SuZen –, »werde ich keinen Preis nennen. Wir machen es auf die balinesische Art. Wir feilschen!«
    Ein paar Leute im Kreis lachten leise. Jason beugte sich vor und nahm Indra die Statue aus der

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