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Bin Ich Schon Erleuchtet

Bin Ich Schon Erleuchtet

Titel: Bin Ich Schon Erleuchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Morrison
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Hand. Er strich mit den Fingern über das Holz. »Phantastisch.«
    Indra schob den Seesack in die Kreismitte. »Wir haben genug für alle, es sind sogar noch ein paar übrig für Verwandte oder Freunde. Wer weiß, vielleicht wird die Figur sie inspirieren, selbst mit Yoga anzufangen?«
    Die meisten meiner Mit-Yogis standen auf und boten ihr dreißig, vierzig Dollar für eine Statue. Ich nicht. Ich weiß nicht, ob es Indra auffiel. Ich brachte es nicht über mich. Mir war, als hätte sich der Wantilan plötzlich in einen Marktplatz verwandelt, und auch wenn ein Teil von mir sich eine Statue für mein heimatliches Regal wünschte, die ich meinen Freunden als Beweis für meine spirituelle Reise zeigen konnte, gefiel mir die Art und Weise des Verkaufs nicht. Mit meiner Yoga-Lehrerin feilschen – das war doch wohl das Letzte!
    Ich habe Jessica gerade gefragt, ob sie eine Statue gekauft hat – sie sitzt mit ihrem Walkman am Rand der Veranda –, und sie hat verneint. »Aber ich habe schließlich Probleme mit Geld.«
    Es ist das erste Mal, dass ich eine sarkastische Bemerkung von Jessica höre. Und ich muss sagen – es gefällt mir.

Später
    Ich habe vergessen, etwas zu erwähnen, das Jessica mir gestern Abend erzählt hat. Offenbar ist sie, während ich in meiner Badezimmerzelle hockte und auf dem Futon im Erdgeschoss schlief, einmal mitten in der Nacht aufgewacht und hat gesehen, wie ein Wischmopp vor dem offenen Fenster levitierte! Er hing eine Weile in der Luft und fuhr dann durchs Fenster ins Haus rein und wieder raus. Dabei klapperte die Fensterscheibe. Ich fragte sie, ob das womöglich ein surrealer Sextraum war, aber sie schwor bei Saraswati, es sei tatsächlich passiert. Wir haben einen Geist. Angeblich. Einen Wischmopp-Geist. Ich bitte um Verzeihung, aber meine Angst hält sich in Grenzen.
    Sie hat mir erst gestern davon erzählt, weil sie mich nicht beunruhigen wollte, solange ich krank war. Das war bestimmt eine weise Entscheidung. Ich liebe Gespenstergeschichten, aber nicht, wenn ich allein im Badezimmer schlafe. Jetzt wird vermutlich Noadhi morgen kommen, um das Haus zu reinigen, und wir müssen den Tag in der Stadt zubringen. Vielleicht ist morgen ein guter Tag für einen Besuch bei den Affen.

20. April
    Esse gerade Obst vor dem Unterricht. Ich habe heute früh wieder vergessen, Pipi zu trinken. Übel! Na ja. Vielleicht bin ich morgen inspirierter. Tja. Vielleicht. Oder auch nicht.
    Ich bin müde, mir tut alles weh, mein Kopf brummt, weil ich mir so viele Bänder und Sehnen und Yoga-Schulen merken muss. Und die Vorstellung, in den Wantilan zu gehen und dort das vergnügte Gelächter von Indra, SuZen und Marianne zu hören, ist auch nicht gerade prickelnd.
    Das heutige Datum will mir etwas mitteilen. Hat jemand Geburtstag? Mist, ich erinnere mich nicht, aber da war was. Es ist ewig her, dass ich meine Mails gecheckt habe – ich denke immer mal an die Nachrichten, die ich schicken sollte, aber dann komme ich wieder nicht dazu. Der Kontakt zur Außenwelt ist mir total abhandengekommen. Ich habe Mühe, mir überhaupt eine Rückkehr vorzustellen.

Später
    Heute hat mir Indra im Begrüßungskreis ein Lächeln geschenkt. Ich wollte auf der Hut sein und Distanz wahren und etwas über mein ungutes Gefühl beim gestrigen Feilschen sagen, aber dann musste ich unwillkürlich zurückgrinsen wie ein dressierter Affe. Indra sagte: »Suzanne und SuZen, ich glaube, wir haben ein kleines Problem mit euren Namen.« Alle lachten. Dann wandte sie sich an mich. »Suzanne, was hältst du davon, wenn wir deinen Namen ändern?«
    Hmm. Suzie ist nicht der Name meines höheren Selbst. Das heißt Suzanne. Oder, noch besser – Suzananda . Aber ich wusste, was man von mir erwartete. Ich bin lange genug hier. Man erwartete etwas wie: Natürlich könnt ihr mich Suzie nennen. Eine Silbenfolge gleicht der anderen in diesem unermesslichen Ozean des Lebens .
    Ich war ehrlich überzeugt, dass es mich nicht besonders tangieren würde. In meiner Familie nennen mich die meisten Suzie. Ich hieß Suzie bis zur Highschool. Es gab keinen Grund, nicht einverstanden zu sein. Also sagte ich: Klar doch, kein Problem.
    Verdammte Hacke, und was das für ein Problem war!
    Alles fing ganz harmlos an. Bei den ersten langsamen Sonnengrüßen konnte ich meine miese Laune vom Aufwachen nach und nach abschütteln. Die Dehnungen und Ausfallschritte weckten meinen Körper. Vielleicht konnte ich dieses Genörgel in meinem Kopf ja doch noch zum Schweigen

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