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fast, die Animation startete von vorn. Aus dem Asteroidengürtel löste sich ein Lichtpunkt, näherte sich auf einer stark elliptischen Bahn der Erde und verschmolz mit ihr in dem Moment, als Werner die Vorführung erneut einfror.
»Was war das für ein Objekt ?« , fragte Rünz.
»Der Tunguska-Asteroid. Er hat am 30. Juni 1908 in Sibirien 2000 Quadratkilometer Taiga verwüstet .«
Als der Film wieder anlief, zählte Rünz im Stillen die Sekunden mit – 90 – 100 – 110 – dieser Film schien nicht nur einen Blick in die Vergangenheit zu gewähren. Gut zwei Minuten nach dem Start passierte es wieder, ein Lichtpunkt aus der Wolke jenseits der Marsbahn beschrieb einen weiten Bogen ins System der inneren Planeten und verschmolz mit der Erde. Stadelbauer starrte auf die Szenerie und klackerte dann minutenlang wie paralysiert auf der Tastatur des Notebooks herum. Irgendwann setzte er sich müde auf den Boden des Würfels und lehnte mit dem Rücken an einer der Glaswände.
»Irgendwas stimmt da nicht. Ich habe einen Abgleich mit der Near Earth Object Database der NASA gemacht – die Bahndaten, der Zeitpunkt – das Objekt muss Apophis sein, ein Planetoid des Aten-Typs .«
»Und? Was ist los mit diesem Apophis, fällt er uns tatsächlich irgendwann morgens in die Müslischale ?«
»Ja, ich meine nein, ich weiß es nicht, das ist es ja. Dem Signal zufolge kollidiert er Anfang 2029 mit der Erde, aber das stimmt nicht mit den Berechnungen der NASA überein! Apophis wurde im Juni 2004 vom Kitt-Peak-Observatorium in Arizona entdeckt – ein Erdbahnkreuzer mit 250 Metern Durchmesser. Das erste und bisher einzige Objekt, dem die Stufe vier auf der Torinoskala zugeordnet wurde. Die frühen überschlägigen Berechnungen ergaben alarmierende Annäherungen an die Erde, in den Jahren 2029 und 2036. Für den 13. April 2029 wurde zunächst eine Einschlagwahrscheinlichkeit von 2,5 Prozent kalkuliert, aber die NASA hat das inzwischen nach unten korrigiert. Die Chance für einen Treffer in 2036 liegt sogar nur bei 1:30 000 .«
»Na also, sieht so aus, als wollte der Regisseur dieser kleinen Doku einfach etwas Panik verbreiten. Die Kartoffel fliegt vorbei und wir salutieren. Und was soll ein 250-Meter-Früchtchen schon groß anrichten ?«
»Wenn es einschlägt? Vielleicht einen Megatsunami, der ein oder zwei Milliarden Menschen tötet .«
Stadelbauer schüttelte nachdenklich den Kopf. Rünz schaute ihn an wie der Ratsuchende die Pythia an den Hängen des Parnass.
»Die Bahndaten stimmen einfach nicht überein, es muss da irgendeinen Einfluss geben, den die NASA nicht berücksichtigt hat .«
Rünz verließ den Projektionswürfel, Werner und seine Kollegen starrten ihn schweigend an. Er machte ein paar Schritte zum Fenster und spähte hinaus. Die kühn und futuristisch geschnittenen Fassadenflächen des neuen Kongresszentrums ragten wie die Struktur eines gestrandeten außerirdischen Raumschiffes aus der mediokren Architekturlandschaft der Darmstädter Innenstadt. Zu gut war ihm in Erinnerung, wie sie sich im Kollegium vor Jahren über den ambitionierten Titel ›Wissenschaftsstadt Darmstadt‹ lustig gemacht hatten. Das Lachen war ihm vergangen. Diese Stadt veränderte sich, schneller als ihm lieb war. Das Ziel der Reise hieß Zukunft, und er fühlte sich abgehängt.
Er nahm Bewegungen auf dem Vorplatz wahr. Fünf Menschen, Frauen und Männer, schauten in den Nachthimmel, als würden sie den Wetterbericht für den folgenden Tag ausarbeiten. Etwas Auffälligeres als BKA-Beamte, die versuchten, unauffällig zu agieren, war kaum vorstellbar. Es war an der Zeit, nach dem Hinterausgang zu fragen.
* * *
Die Feuchte aus seiner Kleidung schlug sich an den Scheiben nieder, immer wieder musste er sich mit dem Ärmel seiner Jacke die Sicht freiwischen. Im Schritttempo fuhr er den Seitersweg hoch. Trotz voll aufgedrehter Heizung fröstelte er. Immerhin hatte das Schneetreiben etwas nachgelassen. Auf Höhe der kleinen Schrebergartensiedlung stellte er den Passat ab und stieg aus. Die Nachtkälte verwandelte seine Hosenbeine innerhalb von Sekunden in zwei steife Röhren, in denen er mit seinen ramponierten Knöcheln stakste wie ein Kriegsveteran mit Prothesen.
Es war nicht einfach, die richtige Hausnummer zu finden – die Bungalows in dieser Premiumlage stellten architektonisches Understatement zur Schau, ihre solventen Bewohner boten die Sicherheitstechnik, mit der sie sich vor Übergriffen der Unterschicht
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