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Binärcode

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Titel: Binärcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gude
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der gegenüberliegenden Seite die Überlebenden und schrumpfte auf seiner Bahn schnell wieder zu einem Punkt im Lichtermeer. Die Leute an den Terminals draußen gackerten wie Hühner.
    »Wohl keine Computerspiele im Präsidium, Herr Rünz?«
    »Das war Jupiter«, sagte Stadelbauer ungerührt.
    »Wir stehen genau in der Ekliptik, auf der Jupiterbahn«, rief er dem Nerd zu. »So können wir nichts erkennen. Kannst du die Perspektive wechseln ?«
    »Ist die Erde eine Scheibe? Kommt sofort !«
    Rünz hörte ihn auf der Tastatur klackern. Bevor Jupiter einen neuen Angriff starten konnte, drehte der komplette Teilchenstrom aus der Waagerechten heraus, die beiden Betrachter wurden wie mit einem Raketenantrieb aus der Bahnebene herausgeschossen, bis Stadelbauer Stopp rief. Die konzentrischen Kreisbahnen und Ellipsen, die die Objekte um ihr gemeinsames Zentrum drehten, waren jetzt auf einer Seite des Glaskubus in der Draufsicht erkennbar. Wie ein galaktischer Strudel schwebten unzählige von Objekten um die zentrale Lichtquelle, die äußeren im Bereich des Kuipergürtels so langsam, dass ihre Bewegung kaum wahrnehmbar war, die inneren rotierten so schnell wie Roulettekugeln. Die Größen- und Entfernungsverhältnisse stimmten nicht, alles schien generalisiert und für die optische Darstellung optimiert, wie die Darstellungen in astronomischen Schulatlanten, die Erde war im Vergleich mit den anderen Planeten überdimensioniert, Venus, Jupiter und Saturn noch als Kreisflächen erkennbar, Merkur, Mars und Pluto hoben sich als Punkte optisch kaum von den Tausenden Zwergplaneten, Asteroiden und Kometen ab, die wie strassbesetzte glitzernde Ringe zwischen Erde und Jupiter und außerhalb der Neptunbahn die Sonne umkreisten. Die Darstellung war so plastisch, Rünz widerstand mit Mühe der Versuchung, die Hand auszustrecken und nach dem Sternenstaub zu greifen. Bis zur Neptunbahn machte das System einen recht aufgeräumten Eindruck, aber der Kuipergürtel wirkte, als hätte der Schöpfer am siebten Tag etwas zu früh Feierabend gemacht. Myriaden winziger Lichter bildeten eine Leuchtscheibe, in der Pluto überhaupt nicht mehr zu identifizieren war, und mitunter schoss irgendein Objekt aus dem Gürtel auf einer stark elliptischen Bahn mitten ins innere Sonnensystem, verendete entweder auf dem großen Staubsauger Jupiter oder kreuzte die Bahnen von Mars, Erde und Merkur, um nach einer Intensivbräunung auf der Sonnenbank wieder in den eiskalten und dunklen Tiefen des Kuipergürtels zu verschwinden – die Kometen. Stadelbauer war sprachlos, er starrte die Szenerie an, als hätte er LSD genommen.
    »Das ist unglaublich, in diesem System sind alle Near Earth Objects, nein, natürlich nicht alle, wahrscheinlich die NEOs ab einer bestimmten Größe, vielleicht 200 Meter Durchmesser aufwärts .«
    »Aber wann spielt dieser Film, ist das Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft ?« , fragte Rünz.
    »Noch mal von vorn, das Ganze! Ich brauche einen Laptop mit Internetanschluss«, rief Stadelbauer.
    »Kommt sofort, mein Gebieter !«
    Ein Spalt öffnete sich, teilte den Asteroidengürtel und zwischen Sonne und Jupiter ragte Werners Hand mit einem kleinen Notebook in den Kubus.
    »Ist schon online .«
    Stadelbauer nahm das Gerät, legte es auf den Boden, klappte den Deckel auf und suchte im Web nach astronomischen Tabellen und Bahnberechnungsprogrammen. Dann ließ er Werner die Darstellung immer wieder auf den Anfang zurücksetzen, die Perspektive ändern und mit verschiedenen Geschwindigkeiten wieder abspielen. Er stoppte mit seiner Armbanduhr die Sekunden, bis bestimmte Planetenstellungen erreicht waren. Nach einigen Minuten war er am Ziel.
    »Sehen Sie sich das an !«
    Stadelbauer trat zur Projektionswand.
    »Die Darstellung läuft jetzt so schnell, dass eine Sekunde ungefähr einem Jahr entspricht. Achten Sie auf Jupiter und Saturn. Sie stehen innerhalb eines Jahres zu drei Zeitpunkten in großer Konjunktion – ein extrem seltenes Ereignis, die Astronomen nennen es die größte Konjunktion. Und 40 Sekunden später – das gleiche noch mal! Zwei größte Konjunktionen im Abstand von nur 40 Jahren, das hat es in den letzten 2000 Jahren nur ein einziges Mal gegeben, in den Jahren 1940/41 und 1980/81. Wenn wir vom ersten Ereignis bis zum Start zurückrechnen, dann startet der Film im Jahr 1901. Werner, frier das Ganze bei 7,5 Sekunden nach Start ein !«
    Beide traten nahe an das tischtennisballgroße Erdsymbol heran, ihre Köpfe berührten sich

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