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Binärcode

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Titel: Binärcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gude
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nicht mit, dann wurde bei der Startrampe ein Stück der Isolierung von den Wasserstofftanks der Ariane-5-Rakete gefunden, aber Rünz kam nicht mehr dazu, sich in die Details zu vertiefen. Wedel stürmte ins Büro, ohne anzuklopfen, und knallte ihm einen Stapel Papier auf seinen Schreibtisch.
    »Sieht das hier aus wie ein Altpapiercontainer? Nehmen Sie den Müll von meinem Arbeitsplatz .«
    Sein Assistent ließ den Stapel liegen. Er stellte sich breitbeinig vor Rünz’ Schreibtisch auf, die Hände vor dem Schritt zusammengelegt, wichtig und ernst dreinschauend. Mit Sonnenbrille und Knopf im Ohr wäre er gut als Leibwächter einer drittklassigen RTL-Serienactrice durchgegangen. Oberliga? Abstieg war vor dem Aufstieg.
    »Haben Sie was von dem tschechischen Munitionsanbieter gehört, Sellier & Beillot ?« , fragte Rünz.
    »Die haben uns versichert, sie würden auf gar keinen Fall Munition ohne Chargennummer herausgeben, das müsste sich um eine Fälschung handeln. Ist natürlich Nonsens, aber wir haben keine Handhabe, mehr aus denen rauszukitzeln .«
    Wedel machte eine kurze Pause.
    »Erinnern Sie sich an den kleinen Schlüssel, Chef ?«
    »Wieso, hat sich der Hersteller gemeldet ?«
    »Nein, eBay hat sich gemeldet, wir haben Namen und Anschrift des Ersteigerers der Prepaidkarte .«
    Rünz beugte sich auf seinem Stuhl nach vorn und zog die Augenbrauen hoch.
    »Herrgott Wedel, wird das jetzt ein Quiz oder was? Vielleicht hat es Ihnen noch niemand gesagt, aber wir wissen, wie Rossi hieß und wo er gewohnt hat. Also, was hat das Ganze mit dem Schlüssel zu tun ?«
    Wedel blieb cool, Clint Eastwood am Kotflügel der Präsidentenlimousine.
    »Mir kam es gleich spanisch vor. Die Nachbarin seiner Freundin im Hundertwasserhaus sammelte ihre Post, während sie auf den Kanaren war, und in dem ganzen Stapel war kein einziger Brief für Rossi. Sehr seltsam.«
    »Ein Postfach!«
    Wedel grinste triumphierend.
    »Wir hatten Glück, die wollten ihm den ganzen Plunder gerade nachschicken, weil aus dem Fach in den letzten Wochen nichts abgeholt wurde. Allerdings an seine alte Adresse in der Ludwigshöhstraße, wäre mangels Nachsendeantrag also irgendwo im Nirwana versandet .«
    »Und, was Verwertbares?«
    »Fachliteratur, Korrespondenz, Periodika, Einladungen zu Kongressen, Mahnungen für Mitgliedsbeiträge, Rechnungen und Kataloge von Elektronikanbietern – und das hier.«
    Wedel nahm den obersten Bogen vom Papierstapel und hielt Rünz das Cover vor die Augen. Der Union Jack, umgeben von einigen weißen Sternchen – die australische Nationalflagge.
    »Das ist kein Preisausschreiben, sondern eine Umfrage der Australian Tourist Commission, die evaluieren jeweils am Jahresanfang die Erfahrungen der europäischen Touristen, die im Vorjahr Down Under besucht haben. Wollen damit ihren Service verbessern .«
    »Das heißt, er war 2006 in Australien ?«
    »Wir haben eine schriftliche Bestätigung der australischen Botschaft, er hat im Dezember 2005 via Internet über die Australian Electronic Travel Authority ein ETA-Touristenvisum beantragt, damit konnte er für maximal drei Monate innerhalb eines Jahres ins Land .«
    »Haben wir Daten über Flüge, die er gebucht hat ?«
    »Die haben wir. Nicht nur das, wir haben über Interpol von den australischen Kollegen ein ziemlich genaues Bewegungsprofil. Und ich kann Ihnen sagen, das ist der verrückteste Kurzurlaub, von dem ich je gehört habe. Fliegt im Januar 2006 mit Qantas über 20 Stunden von Schiphol nach Perth, mietet sich dort am Flughafen einen Wagen und rauscht zwei Stunden später 120 Kilometer nördlich von Perth, kurz vor der Kleinstadt New Norcia, in eine Radarfalle. Der Polizist fragt ihn, wohin er will, und er gibt als Ziel eine Benediktinerabtei in der Nähe an, übrigens die einzige in ganz Australien. Wir haben den australischen Kollegen ein Foto von Rossi gemailt, sie haben es der örtlichen Polizeistation in New Norcia weitergeleitet, und die haben es dem Mönch vorgelegt, der das Gästehaus der Abtei leitet. Der konnte sich an den Dicken sofort erinnern, sagt, der wäre zwei Nächte geblieben und hätte sich dann wieder Richtung Süden aufgemacht. Muss ziemlich übermüdet und nervös gewesen sein .«
    »Was hat er dann in Perth gemacht ?«
    »Mietwagen zurückgegeben und dann eingecheckt für den Rückflug! Drei Tage nach der Ankunft fliegt der Idiot wieder zurück .«
    »Müssen ein ziemlich effektives Wellnessprogramm anbieten, die Benediktiner .«
    »Der Hammer kommt

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