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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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Kieselsteinen am Chesil Beach ganz schön groß
waren.
    »Du hast hoffentlich ein Foto mitgebracht. Die brauchen
ein Foto.«
    »Iris bringt eins mit. Wir holen sie ab, vor der Kaserne.
Sie ist da, wollte nachfragen, ob Mirandas Freundinnen was wissen.«
    Miranda arbeitete bei der NAAFI. Ted und Iris hatten sich
immer Hoffnung gemacht, irgendein junger Offizier würde sie eines Tages da
rausholen, aber bisher war nichts daraus geworden. Eine ganze Menge hatten es
versucht, aber, wie sie mir erzählte, hatte sie nur Augen für Kim. Nicht, dass
Kim ihr glaubte. Wenn er seine Frau betrog, so war doch wohl davon auszugehen,
dass seine Freundin ihn betrog. Zumal bei so viel Frischfleisch immer direkt
vor der Nase. Wenn Samstagabends im Spread Eagle ein junger Soldat an seine
Mütze tippte, um Miranda zu begrüßen, flogen in null Komma nix die Fäuste und
Gläser. Kim schnitt dabei längst nicht immer am besten ab, was ihn nur noch mehr
darin bestärkte, dass da was lief. Seit zweieinhalb Jahren ging das nun schon
so, und Besserung war nicht in Sicht. Die beiden kriegten es einfach nicht auf
die Reihe. Wie Iris mal zu mir sagte, so gut im Bett konnte er doch gar nicht
sein. Das konnte keiner. Ich hielt mich zurück. Ich wollte mich da nicht
einmischen.
    Iris wartete am Panzer. Sie stieg ein, beugte sich vor und
gab Ted einen Kuss auf die Wange. Ich streckte die Hand aus, und sie drückte
sie fest.
    »Iss.« Iss war meine Kosename für sie. Ich hätte ihn nicht
benutzen sollen, aber Gewohnheiten lassen sich nun mal schwer ablegen.
    »Al.«
    Wir fuhren weiter, schweigend.
    Vor Jahren, lange bevor Ted und seine Frau sich trennten
und vor Mirandas Geburt, hatten Iss und ich mal gut zwei Jahre eine Affäre. Wir
waren so vorsichtig wie möglich, aber, obwohl wir nie drüber sprachen und die
Sache beendeten, sobald Iss schwanger wurde, hielt ich es nicht für ausgeschlossen,
dass Miranda vielleicht von mir war. Heutzutage ließe sich das leicht
feststellen, aber es war uns beiden lieber, nicht in dieses Wespennest zu
stechen. Ted hatte keine Ahnung, und wir wollten, dass das auch so blieb. Ted
war ein guter Vater. Miranda war ein glückliches Kind und verwandelte sich in
eine gut aussehende, junge Frau, groß und stolz, mit einer Haarpracht wie aus
der Shampoowerbung. Das konnte sie von keinem von uns haben, soweit ich das beurteilen
konnte. Aber Iss, Iss war ein kontaktfreudiger Typ und ging gern aus, und Teds
Arbeitszeiten waren eindeutig kontaktfeindlich. Sie trennten sich, als Miranda
ungefähr zehn war. Eine Hälfte der Woche wohnte sie bei ihrer Mum, die andere
Hälfte bei ihrem Dad. Das funktionierte prima, bis sie etwa vierzehn war, als
Iris' Sozialleben ziemlich turbulent wurde und Miranda auf Dauer zu Ted zog.
In den letzten zwei, drei Jahren war es in Iris' Privatleben wesentlich
ruhiger geworden, aber so einen Ruf wie den ihren wurde man so schnell nicht
wieder los. Dennoch kamen sie alle drei ganz gut miteinander klar, Ted und Iris
und Miranda, trotz des ganzen Auf und Ab. Vielleicht wäre es zwischen Audrey
und mir nie so weit gekommen, wenn wir es ähnlich gemacht hätten. Carol hätte
dann womöglich nicht beschlossen, auf der anderen Seite der Welt zu leben, und
ich würde nicht danach trachten, ihre Mutter um die Ecke zu bringen.
    Ich schaute in den Rückspiegel. Iris kaute auf ihrem Taschentuch.
Ich stieß Teds Knie an.
    »Wahrscheinlich ist das Ganze falscher Alarm, Iss, das
weißt du doch, oder? Und wenn Ted sie dazu gebracht hat, Vernunft anzunehmen, dann
ist das doch wohl ein paar schlaflose Nächte wert, meinst du nicht?«
    Sie sah mich mit einem müden Blick an, als wäre ich ein
Fremder.
    »Hast du die Liste mit den Sachen, die sie anhatte?«,
fragte sie Ted.
    Er hob eine Hand an den Kopf. »Du Schande, hab ich
vergessen.«
    »Verdammt noch mal, Ted.« Sie fischte einen hübschen,
kleinen Damenkugelschreiber und das Foto aus ihrer Handtasche und war
schreibbereit.
    »Also, schieß los.«
    Ted wand sich in seinem Sitz.
    »Jeans. Blau. Ein rotes Top, das dunkle, das du ihr
letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hast, glaube ich. Ich weiß nicht. Ich hab
nicht drauf geachtet.«
    »Sonst noch was?«
    Ted schüttelte den Kopf.
    »Das Letzte, was ich gesehen hab, war, wie sie den Weg
runtergestürmt ist und sich einen Regenmantel von mir übergezogen hat.«
    »Welchen?«
    »Den gelben, den mit der eingerissenen Tasche.« Ich wusste
es. Sobald sie die Frage stellte, wusste ich es. Der gelbe. Gott, der

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